Ebola – CVJM-Blog https://blogarchiv.cvjm.de Stark im Leben! Thu, 31 Aug 2017 09:42:11 +0000 de-DE hourly 1 Veränderungen in Sierra Leone https://blogarchiv.cvjm.de/2017/08/14/veraenderungen-in-sierra-leone/ https://blogarchiv.cvjm.de/2017/08/14/veraenderungen-in-sierra-leone/#comments Mon, 14 Aug 2017 11:33:34 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=28202
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Ein Beitrag von Eckard M. Geisler

Frisches Wellblech und wuselnde Kekes

Vor einem halben Jahr besuchte ich das letzte Mal das kleine westafrikanische Land Sierra Leone. Mit dem YMCA dort unterhält der CVJM-Westbund eine langjährige Partnerschaft, in deren Rahmen Schulen, Berufsausbildungszentren und Vereinsheime entstanden sind.

Das YMCA-Hostel in Freetown

Sieht man eine Person oder besucht man einen Ort mehrfach in längeren Abständen, dann fallen einem gleich intensiv alle Veränderungen auf, die – wäre man die ganze Zeit vor Ort gewesen – kaum ins Auge gefallen wären.

Da ist einmal das Gebäude des YMCA-Nationalverbandes in der Hauptstadt Freetown mit Restaurant, Hostel und Büros. Augenscheinlich wurde das oberste Stockwerk intensiv renoviert. Einige Zimmer werden mit eigenem Bad ausgestattet.

Was bei uns gilt, das gilt auch hier: Stillstand ist Rückschritt. So muss man sich selbst hier, will man in der Konkurrenz bestehen, den sich verändernden Bedürfnissen anpassen.

Kekes in Sierra Leone

Schon bei meiner Ankunft in der Stadt staune ich nicht schlecht. Überall auf den Innenstadtstraßen knattern indische Tuck-Tucks, diese dreirädrigen kleinen Fahrzeuge. Hier heißen sie Keke. Auch dieser Spitzname ahmt wohl das Motorengeräusch nach.

Die letzte große Veränderung im Innenstadtverkehr waren vor einigen Jahren die Okadas, die Motorradtaxis. Junge Männer kutschierten die Menschen für ein paar „Groschen“ von A nach B. Doch es wurden so viele und die Innenstadtstraßen sind eng und werktags sowieso immer ein Ort des Dauerstaus, dass dieses „Ameisengewusel“ für alle Beteiligten mehr und mehr zur Unfallquelle wurde. Also wurden sie aus der Innenstadt verbannt.

Okadas, Motorradtaxis

Da hier aber wohl die besseren Geschäfte zu machen sind, stiegen die Besitzer auf die Kekes um. Mit ihren drei Rädern gelten sie wohl als Autos, und nun nutzen sie ungebannt gewandt jede Lücke im Verkehr.

Auch eine Neuerung für den Verkehr, sind drei breit ausgebaute Mautstationen auf den ersten gut 50 Kilometern der Ausfallstraße von Freetown ins Hinterland, von denen ich eine bereits im Landeanflug auf Freetown ungläubig bestaunte.

Eine der neuen Mautstationen

Sie sollten am 1. August in Betrieb genommen werden, was sich aber zur Freude der Autofahrer verzögerte. Angeblich dürfen die Chinesen für die nächsten über 20 Jahre dort kassieren, um so ihre Investitionen für die Verbreiterung und Instandhaltung der Straße wieder reinzuholen.

Und überall im Land wird kräftig gebaut. Es ist, als habe die Ebola-Epidemie einen Baustau ausgelöst, der jetzt gebrochen ist. Da muss man gar nicht weit laufen oder schauen!

Neubauten zeugen von der Aufbruchsstimmung

Beim Blick vom obersten Balkon des YMCA-Hostels sehe ich frisch wellblech-gedeckte Hütten, die sich nach und nach in feste Behausungen mausern und dazwischen größere Neubauten dort, wo lange Zeit Ruinen an die Kämpfe in Freetown am Ende des Rebellenkrieges erinnerten.

So ist das ein ganz hoffnungsvolles Bild, denn es zeigt Entwicklung in diesem Land, das durch brutal entbehrungsreiche Zeiten gegangen ist und noch geht.

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen, CVJM-Westbund

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Werkzeuge für das Berufsausbildungszentrum in Kenema https://blogarchiv.cvjm.de/2017/01/26/werkzeuge-fuer-das-berufsausbildungszentrum-in-kenema/ https://blogarchiv.cvjm.de/2017/01/26/werkzeuge-fuer-das-berufsausbildungszentrum-in-kenema/#respond Thu, 26 Jan 2017 09:34:39 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=26824
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Zwölf CVJMer aus dem CVJM-Westbund besuchten für zwei Wochen ihre Partnervereine in Sierra Leone, Westafrika.

Das Regionalzentrum des YMCA Kenema

Weil die Airline jedem Passagier zwei Koffer mit maximal 23 Kilogramm genehmigt, war noch Platz für ein besonderes Gastgeschenk aus Deutschland. Auf alle Teilnehmende wurden nämlich fast vierzig Kilogramm Qualitätswerkzeuge aus dem Bergischen Land, der Wiege der deutschen Werkzeugindustrie, verteilt.

Freude über die neuen Werkzeuge für das Berufsausbildungszentrum Kenema

Mit den Reisenden kamen sie dann auch wohlbehalten in Sierra Leone an. Ihr Zielort ist Kenema, die drittgrößte Stadt im Hinterland von Sierra Leone. Im Regionalzentrum der Ostregion unterhält der YMCA mit finanzieller Hilfe des CVJM Lüdenscheid-West ein Berufsausbildungszentrum für Schreiner, Maurer und Schneider.

Einblicke in die Schneiderei

Die Werkzeuge werden vor allem den Schreinern aber auch den Maurern in ihrer Ausbildung gute Dienste leisten können. Mit großer Freude nahmen Francis Amadu (Regionalsekretär), die Ausbilder und Vorstandsmitglieder das schwere Geschenk entgegen.

Im Berufsausbildungszentrum Kenema ist ein neuer Shop entstanden

Durch die Ebola-Epidemie wurde die Umsetzung von Plänen schmerzhaft unterbrochen, die das Berufsausbildungszentrum mit eigenen Produkten hätten finanziell unabhängiger machen sollen. Dennoch konnte aber zwischenzeitlich an der Hauptdurchgangsstraße der Rohbau eines kleinen Werkstatt- und Verkaufsraumes fertiggestellt werden.

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen, CVJM-Westbund

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Glaube mit Tiefgang – Nach-Ebola-Hilfe durch Aktion Hoffnungszeichen https://blogarchiv.cvjm.de/2016/08/02/glaube-mit-tiefgang-nach-ebola-hilfe-durch-aktion-hoffnungszeichen/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/08/02/glaube-mit-tiefgang-nach-ebola-hilfe-durch-aktion-hoffnungszeichen/#respond Tue, 02 Aug 2016 13:36:27 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=25441
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Bis Anfang dieses Jahres war Ebola mehr als ein Thema in Sierra Leone, Westafrika. Ebola ist eine einzige Leidensgeschichte. Tausende Menschen sind an ihr erkrankt und die Überlebensrate lag bei nur etwa 50 Prozent. Es blieb aber nicht nur bei diesen Erkrankten oder bei den Todesfällen.

In Tikonko werden einige Familien durch Aktion Hoffnungszeichen beim Neuanfang unterstützt

In Tikonko werden einige Familien durch Aktion Hoffnungszeichen beim Neuanfang unterstützt

Diese Seuche hat weite Kreise gezogen. Kinder wurden zu Halb- oder Vollwaisen. Die Wirtschaft kam für eineinhalb Jahre zum Erliegen. Menschen wurden arbeitslos, die Bewegungsfreiheit wurde durch Quarantänezonen eingeschränkt, Landwirtschaft konnte kaum noch betrieben werden, Versammlungen von Menschen wurden verboten. Das Land war im Schockzustand.

Jetzt ist Sierra Leone zwar Ebola-frei, doch das Land hat sich noch nicht von ihren vielfältigen Auswirkungen erholt. Ganz besonders hart hat es Familien mit Ebola-Fällen getroffen. Die Überlebenden litten unter Ausgrenzung, Stigmatisierung und leiden noch heute unter dem Trauma, das diese Seuche hinterlassen hat. Viele Überlebende haben so ziemlich alles verloren: Verwandte, Ersparnisse und die wirtschaftliche Grundlage.

Durch die Reisspenden des CVJM konnten sich die Familien eine neue Lebensgrundlage aufbauen

Durch die Reisspenden des CVJM konnten sich die Familien eine neue Lebensgrundlage aufbauen

Hier hat Aktion Hoffnungszeichen, das Hilfsprogramm des CVJM-Gesamtverbandes, ansetzen können. Fünfzig von Ebola besonders Betroffene und dadurch in den wirtschaftlichen Ruin Getriebene wurden in der Umgebung von Bo, der zweitgrößten Stadt von Sierra Leone vom YMCA ausgewählt.

In Tikonko, einem kleinen Ort eine halbe Stunde Schotterstraße und unzählige Schlaglöcher von Bo entfernt, treffe ich eine kleine Gruppe von Bewohnern, denen geholfen werden konnte. Sie sind Bauern und leben mit ihren Familien von den Erträgen des Ackers.

Derzeit wird der Sumpfreis aus den Anzuchtbeeten ausgepflanzt. Eine kleine Finanzspritze aus Deutschland hat sie wieder handlungsfähig gemacht und sie wieder auf die eigenen Beine gestellt. Andere haben mit dem Geldbetrag einen Grundstock für ihren Kleinsthandel anschaffen können und kamen damit endlich wieder „ins Geschäft“.

Theresa Conte hat durch die Ebola-epidemie fast alles verloren. Aktion Hoffnungszeichen ermöglichte ihr einen Neuanfang

Theresa Conte hat durch die Ebola-Epidemie fast alles verloren. Aktion Hoffnungszeichen ermöglichte ihr einen Neuanfang

So auch Theresa Conte: Ihre fünf Kinder hat sie durch Ebola verloren, ihre Mutter und zwei Cousinen, die mit ihr im gleichen Haushalt gelebt haben. Mit den 500.000 Leone (ca. 75 €) konnte sie u. a. Hülsenfrüchte und Reis für ihren kleinen mehr als bescheidenen Marktstand, der sich eher auf dem Boden abspielt, einkaufen und ist jetzt nicht mehr dringend auf Hilfe von außen angewiesen. Mit ihrer Arbeit kann sie zum kargen Auskommen der von Ebola verschonten Restfamilie beitragen. Sie haben überlebt.

Erdnüsse und Reis als Dank für die Unterstützung

Erdnüsse und Reis als Dank für die Unterstützung

Die kleine Gruppe in Tikonko bedankte sich auf sehr bewegende Weise für die empfangene Unterstützung. Obwohl die Preise für Reis und Lebensmittel bedenklich angestiegen sind, übergaben sie uns eine große Tüte mit gerade frisch aus dem Boden geernteten Erdnüssen, die man eigentlich noch ein wenig hätte im Boden lassen und dann für gutes Geld verkaufen können, sowie einen ansehnlichen Beutel mit selber geerntetem Reis.

Ja, sie sind sich sehr bewusst, dass sie ohne diese Hilfe aus dem deutschen CVJM nicht so ohne weiteres wieder auf die Beine gekommen, sie hätten am Essen sparen und Hunger leiden müssen, wie es immer noch in vielen Orten der Fall ist.

Und weil Sierra Leone eine religiös gemischte Gesellschaft ist, hat der YMCA Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften nicht ausgegrenzt. Das ist sehr konkrete Basismissionsarbeit.

Imam Ibrahim

Imam Ibrahim

Schon im Januar besuchte ich Tikonko. Auch damals kam Ibrahim, der Imam der Hauptmoschee, zu dem Treffen, zu dem der YMCA eingeladen hatte. Wie selbstverständlich bat man ihn, ein Dankgebet zu sprechen, denn ein Pastor war nicht dabei. Als es aber einem der Teilnehmer dämmerte, dass ja wohl die Hälfte der Anwesenden Christen waren, reklamierte dieser, dass man ja nun schließlich auch das „Vaterunser“ beten müsse. Und so falteten wir Christen die Hände und legten so unspektakulär Zeugnis von unserem Glauben ab, der durch die praktische Tat Tiefgang bekommen hatte.

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen, CVJM-Westbund

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Ganzheitliche Hilfe für Kinder und Jugendliche in Sierra Leone, die Ebola überlebt haben https://blogarchiv.cvjm.de/2016/07/29/ganzheitliche-hilfe-fuer-kinder-und-jugendliche-in-sierra-leone-die-ebola-ueberlebt-haben/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/07/29/ganzheitliche-hilfe-fuer-kinder-und-jugendliche-in-sierra-leone-die-ebola-ueberlebt-haben/#respond Fri, 29 Jul 2016 12:01:16 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=25432
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Die Seuche Ebola hat gute eineinhalb Jahre lang in Sierra Leone gewütet und Tausende sind daran gestorben. Es sind aber nicht nur sie, die Opfer dieser grausamen Krankheit wurden. In vielen Fällen sind es die Eltern gewesen, die mit ihrem Tod Waisen oder Halbwaisen zurückgelassen haben.

Kinder und Jugendliche, die Ebola überlebt haben

Kinder und Jugendliche, die Ebola überlebt haben

In Waterloo, einem Vorort der Hauptstadt Freetown, hat sie besonders aggressiv gewütet. Mit der finanziellen Hilfe des CVJM Eberstadt (CVJM-Westbund) kümmert sich nun der YMCA in Waterloo um 150 dieser Kinder und Jugendlichen im Ort, die Ebola überlebt haben.

Dafür wurden extra zehn junge Erwachsene aus den Reihen des Ortsvereins ausgebildet. Sie sollen Ansprechpartner sein, um das Vergangene zu verarbeiten, denn die Überlebenden haben Fürchterliches mit ansehen und erleben müssen. In den Tagen der Seuche wurden sie gemieden und ausgegrenzt – selbst wenn sie nach einer Zeit der Quarantäne mit einem Zertifikat als „Nicht-Ebola-Infizierte“ ausgestatten wurden. Doch die Angst der Anderen saß tiefer!

Mitarbeitende des YMCA Waterloo

Mitarbeitende des YMCA Waterloo

Und durch den Tod von Elternteilen hat sich die wirtschaftliche Situation der Familien zum Teil extrem verschlechtert, so dass fünfzig von ihnen nun Lebensmittelhilfe erhalten.

Ein schlimmer Effekt der Seuche ist auch eine stark angestiegene Zahl von Teenagerschwangerschaften. Sie sind das Ergebnis von in dieser Zeit geschlossenen Schulen und eingeschränkter Bewegungsfreiheit.

Einige dieser Kinder und Jugendlichen treffe ich im Vereinsheim des YMCA, gleich am Ende des langen Straßenmarktes von Waterloo. Alle haben sie ihre „Ebola-Unbedenklichkeitsbescheinigungen“ dabei. Selbst einem kleinen Fünfjährigen klemmt sie unter dem Arm.

Jugendliche mit Ebola-Zertifikat: Sie sind ebolafrei

Jugendliche mit Ebola-Zertifikat: Sie sind ebolafrei

CVJM steht mit seinem Dreieck für die Ganzheitlichkeit von Körper, Seele und Geist. Und in dieser Ganzheitlichkeit widmet sich der YMCA Waterloo diesen Opfern der Ebola-Seuche vor Ort. Es gibt Gesprächsmöglichkeiten, Verpflegung und auch die geistliche Dimension kommt nicht zu kurz.

Für uns in Deutschland noch gewöhnungsbedürftig: Ein Teil dieser jungen Leute sind Moslems, denn im Land leben beide Religionen friedlich nebeneinander. Also hat der YMCA für die Begleitung und Umsetzung dieses Programms sinnvollerweise auch betroffene Erwachsene dieser Religionsgemeinschaft in das Komitee, verantwortlich für die Umsetzung, berufen. Und so betet zum Abschluss der Zusammenkunft ein Moslem stellvertretend auf seine Weise zu Allah und ein junger Christ in der uns im CVJM vertrauten, nämlich zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, dem Vater des Jesus, der uns zum Christus, zum Erlöser geworden ist.

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen, CVJM-Westbund

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Hände desinfizieren und Temperatur messen – Sierra Leone nach Ebola https://blogarchiv.cvjm.de/2016/01/21/haende-desinfizieren-und-temperatur-messen-sierra-leone-nach-ebola/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/01/21/haende-desinfizieren-und-temperatur-messen-sierra-leone-nach-ebola/#respond Thu, 21 Jan 2016 12:10:26 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=23849
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Zum ersten Mal, nach dem Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika, konnte Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst vom CVJM-Westbund wieder nach Sierra Leone reisen und den YMCAs vor Ort einen Besuch abstatten. Hier berichtet er von seinen Eindrücken:

Sierra Leone in Westafrika hat eine schlimme Zeit hinter sich. Im Juli 2014 dämmerte es allmählich allen, dass die Ebola-Epidemie im Dreiländereck Guinea, Liberia und Sierra Leone außer Kontrolle geraten war. Doch schon vorher hatten die „Ärzte ohne Grenzen“ davor gewarnt. Es gab so gut wie keine Erfahrung mit diesem Virus. Seine Symptome waren sehr allgemein. Durchfall, Erbrechen, Fieber… Nach denen hätten es auch „alltägliche“ Krankheiten und Beschwerden sein können, wie auch eine Malaria.

Nun kam es darauf an, die Krankheitsherde zu isolieren – Menschen, bei denen die Krankheit ausgebrochen war – und die zu finden, mit denen es nach dem Ausbruch zu Kontakten gekommen war, um auch sie in Quarantäne zu bringen. Die Überlebensrate lag bei ca. 50 Prozent.

Alles das brachte heftige Einschnitte in den Alltag in Sierra Leone. Landstriche wurden abgeriegelt. Größere Versammlungen durften nicht mehr stattfinden. Man schüttelte sich nicht mehr die Hände. Im Sammeltaxi saßen nur noch zwei Personen hinten. Airlines flogen Sierra Leone nicht mehr an. Das Land war isoliert! Die Bestattung von Toten musste „steril“ erfolgen, alle Schulen waren fast ein Jahr geschlossen. Das alles waren harte Eingriffe ins soziale und kulturelle Leben des Landes.

Es ging aber auch an die wirtschaftliche Basis von Sierra Leone. Der Handel wurde in den Öffnungszeiten beschnitten. Weil keine Gäste mehr kamen, schlossen Hotels. Menschen verloren ihre Arbeit oder blieben für viele Monate ohne Gehalt und auch Einkommen, weil auch der Kleinsthandel in die Knie ging. Menschen litten Hunger. Hier konnten wir den Mitgliedern des YMCA Sierra Leone innerhalb eines Jahres mit sechs Lieferungen von Grundnahrungsmitteln, wie Reis, Öl und Zwiebeln helfen.

Nach zwei langen Jahren bin ich nun selber wieder im Land und besuche YMCA-Ortsvereine und den Nationalverband. Und an allen Ecken stoße ich auf die bittere Zeit mit dieser Seuche im Land, obwohl Sierra Leone seit dem 7. November von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Ebola-frei erklärt wurde. Doch seit 7. Januar ist die Ebola-freie Zeit zu Ende, denn ein neuer Fall ist aufgetaucht. Jede Menge Kontaktpersonen hat man in Quarantäne genommen. Einige hat man jedoch noch nicht ausfindig machen können, so jedenfalls habe ich es hier gehört.

Immer noch ist man im Lande sehr wachsam. Zwar sind viele Körpertemperaturmessstationen an Straßen aufgelöst worden, doch noch gibt es welche.

Für mich hat die Nachebola-Erfahrung bereits auf dem Flug nach Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, begonnen. Statt des sonst üblichen Einreiseformulars wurde ein einseitiger Gesundheitsfragebogen an die Passagiere verteilt, der auch alle persönlichen Daten abfragte. Noch vor dem Betreten des Flughafengebäudes musste jeder Passagier sich seine Hände mit einer Desinfektionsflüssigkeit reinigen. Nach der Passkontrolle wurde bei jedem der Fragebogen vervollständigt, Temperatur gemessen und in das Dokument eingetragen. Ohne erhöhte Temperatur ist es kein Problem einzureisen. Kaum auszudenken, wenn man mit einer leichten deutschen Grippe dem Distanzthermometer gegenübersteht…

Schon auf der Fahrt durch Freetown zum YMCA-Hostel sehe ich immer wieder Poster, Plakate und Wandbeschriftungen, die die Ebola-Epidemie zum Inhalt haben, so: „Wer, wenn nicht Du, kann Ebola stoppen?“ – „Überlebende sind unsere Heroen – Stoppt das Stigma!“

Die erste Begegnung mit den Schwestern und Brüdern im YMCA Sierra Leone ist für mich schon sehr besonders, denn man darf wieder Hände schütteln und sich auch umarmen. Bis hin zum erklärten Ende der Ebola-Epidemie war das undenkbar. Man hat sich zugewinkt und allen Körperkontakt vermieden. Wann immer ich die Veränderung des Verhaltens zurück zu den alten Gewohnheiten anspreche, ernte ich ein Strahlen und Freude.

Doch noch sitzt die Zeit der tödlichen Bedrohung sehr tief. Nach jeder Begegnung in einem Ortsverein ist im Wagen erst einmal Händedesinfektion angesagt. So ganz scheint man „dem Braten“ noch nicht zu trauen, zumal ja der aktuelle Fall zeigt, dass Wachsamkeit immer noch angesagt ist. Auch vor dem Betreten eines Hotels bitten einen die Sicherheitskräfte, sich erst einmal die Hände zu desinfizieren…

Das Plakat von UNICEF stellt fest: "Wir sind bereit, wieder zur Schule zu gehen! Bist Du’s auch?"

Das Plakat von UNICEF stellt fest: „Wir sind bereit, wieder zur Schule zu gehen! Bist Du’s auch?“

Die Zahl neuer Ebola-Fälle ging dann im Verlauf des letzten Jahres merklich zurück, so dass die Regierung Mitte April den Schulbetrieb wieder aufnahm. Nun, wer als Schulkind so überaus lange „Ferien“ hatte, muss sich an den neuen Lebensrhythmus erst noch gewöhnen. Wen wundert’s, dass einige es wohl noch nicht geschafft haben.

So stellt das Plakat von UNICEF fest: „Wir sind bereit, wieder zur Schule zu gehen! Bist Du’s auch?“

In meiner knappen Zeit in Sierra Leone besuche ich die Regionalzentren in Kenema, Bo und Freetown. Und jedes Mal wird mir von den verantwortlichen Ehrenamtlichen bestätigt, wie wichtig und hilfreich die „Solidaritätsreislieferungen“, die Verteilung der Grundnahrungsmittel war, gerade auch zu den christlichen Feiertagen Weihnachten und Ostern. Immer wieder wird betont, dass der YMCA in dieser schweren Zeit im ganzen Land die einzige Organisation war, die sich mit Hilfe des CVJM-Westbundes direkt um ihre Mitglieder hat kümmern können. „Die Hilfe kam gerade zur rechten Zeit“, so Lesley Whenzel, der Vorsitzende der Westregion des YMCA Sierra Leone.

Die Vorstandmitglieder der Ortsvereine in der Südregion (Bo)

Die Vorstandmitglieder der Ortsvereine in der Südregion (Bo)

Ähnliches drücken auch die Vorstandmitglieder der Ortsvereine in der Südregion (Bo) aus.

Es blieb aber in diesen Monaten nicht bei der Lebensmittelhilfe. Wegen der überaus schwierigen Versorgungslage hatten viele Familien den für die nächste Aussaat gelagerten Reis essen müssen, um nicht Hunger zu leiden, was dann aber zu großen Problemen für die nächste Vegetationsperiode geführt hätte. So konnten mit Hilfe des CVJM-Westbundes einhundert von Ebola betroffene Familien Saatreis, Dünger und Werkzeuge erhalten. Einige von ihnen treffe ich in dem kleinen Ort Tikonko, gute zwanzig Autominuten von Bo, der zweitgrößten Stadt des Landes, entfernt gelegen.

Tity Gbando hat ihren Mann durch Ebola verloren

Tity Gbando hat ihren Mann durch Ebola verloren

Tity Gbando ist eine Frau. Sie ist Chief, also die Vorsitzende des Gemeinwesens von Tikonko. Sie hat ihren Mann durch Ebola verloren. Er hatte in den vergangenen Jahren vielen Kindern von draußen im gemeinsamen Haus Obdach gegeben. Jetzt muss sie alleine 25 hungrige Mäuler stopfen. Der Saatreis hat hier eine Perspektive für morgen eröffnet.

James Ndanema verlor seine Eltern durch Ebola

James Ndanema verlor seine Eltern durch Ebola

Es sind nur sieben Personen im Haushalt, den James Ndanema, ein junger Erwachsener, vertritt. Jedoch sind seine Eltern durch Ebola ums Leben gekommen. Damit waren die Kinder ganz alleine auf sich gestellt. Der Saatreis war für sie alle eine reale Überlebenshilfe.

Diese beiden, wie auch die anderen, die zu dem Treffen in der offenen Versammlungshalle von Tikonko gekommen sind, teilen das gleiche Schicksal. Mit dem Ebola-Fall in der Familie wurden sie ausgegrenzt und an den Rand des Gemeinwesens gerückt. Einmütig zeigen sie ihre tiefe Dankbarkeit über die unerwartet erhaltene Hilfe vom YMCA. Zwischen sieben bis fünfundzwanzig Menschen, je nach Haushalt, profitieren von dieser Investition in die Zukunft. Inzwischen werden sie aber im Ort nicht mehr von den anderen gemieden…

Bei Christian Kamara, dem Generalsekretär des YMCA Sierra Leone, wird mit einem Distanzthermometer die Körpertemperatur ermittelt

Bei Christian Kamara, dem Generalsekretär des YMCA Sierra Leone, wird mit einem Distanzthermometer die Körpertemperatur ermittelt

Nach all den Besuchen und den vielen Begegnungen im Hinterland geht es dann wieder zurück in die Hauptstadt. Einige Kilometer vor dem ersten Vorort ist ein Seil quer über die Straße gespannt. In jedem Auto und jedem Minibus, die durch Seil und Polizei zum Halten gezwungen werden, wird bei jedem Mitfahrenden mit einem Distanzthermometer die Körpertemperatur ermittelt. Es geht darum, möglichen Verdachtsfällen schnell auf die Spur zu kommen. Auch Christian Kamara, der Generalsekretär des YMCA Sierra Leone, muss sich im von Brot für die Welt gesponserten Wagen des YMCA dieser Prozedur unterziehen.

Der Rohbau des Vereinsheims des YMCA Waterloo

Im Rohbau des Vereinsheims des YMCA Waterloo

Einen letzten Zwischenstopp gibt’s auf der Rückfahrt dann noch im Rohbau des Vereinsheims des YMCA Waterloo. Wen wundert’s, dass auch hier Ebola Thema ist. Die Randbezirke dieses aus Richtung Hinterland ersten Vorortes von Freetown wurden ganz besonders von Ebola heimgesucht. Auf unserer Weiterfahrt halten wir dann noch am Ortsausgang von Waterloo an der Gedenkstätte in den sierra-leonischen Nationalfarben für die vielen, vielen hier mit Namen aufgeführten Opfer dieser schlimmen Epidemie, die mehr anrichtete, als nur die Gesundheit anzugreifen.

Eine Gedenkstätte am Ortsausgang von Waterloo für die vielen Opfer der Ebola-Epidemie

Eine Gedenkstätte am Ortsausgang von Waterloo für die vielen Opfer der Ebola-Epidemie

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst, CVJM-Westbund

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Helfen in Zeiten der Ebola https://blogarchiv.cvjm.de/2014/09/30/helfen-in-zeiten-der-ebola/ https://blogarchiv.cvjm.de/2014/09/30/helfen-in-zeiten-der-ebola/#comments Tue, 30 Sep 2014 14:00:46 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=19363
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Das Driving-Doctor-Team des YMCA in Sierra Leone hilft in Zeiten der Ebola-Krise. Susanne Schröder, Organisatorin der Driving Doctors, arbeitet mit ihrem Team zurzeit auf Hochtouren. Mit Spendengeldern kauft es Lebensmittel und verteilt sie an die Menschen. Chlor zum Desinfizieren der Hände und Informationsmaterial zur Aufklärung der Menschen über die Symptome erreichen die Betroffenen ebenfalls.

Die Driving-Doctors sind pausenlos im Einsatz.

Die Driving-Doctors sind pausenlos im Einsatz.

Inzwischen hat sich die Lage im östlichen Kailahun, wo die Epidemie im Mai zuerst auftrat, gebessert – dafür gibt es aber schlimme Meldungen aus dem Westen um Freetown und Port Loko.

Die Mitarbeiter von Driving Doctors sowie CVJM-Mitarbeiter und Freiwillige gehen von Haus zu Haus und klären die Menschen über Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen auf. Sie gehen auch in die Slums von Freetown und zeigen der Bevölkerung Tafeln mit Abbildungen der Ebola-Symptome wie Durchfall und Erbrechen. Sie erklären, dass sie dann sofort ein medizinisches Zentrum aufsuchen sollen. „Die Menschen denken durch die Aufklärungsarbeit um“, sagt Susanne Schröder. „Sie kennen die CVJM- und Driving-Doctor-Mitarbeiter seit Jahren, sie vertrauen ihnen.“

Anfang August, einen Tag, bevor Susanne Schröder zurück nach Deutschland flog, hatte der YMCA Sierra Leone 80 religiöse Führer, Kirchenvertreter, Jugendleiter, Lehrer, Lebensmittelhändler und Marktfrauen aus verschiedenen Provinzen zu Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf Ebola geschult.

184 bestätigte Ebolafälle gibt es in Freetown und Umgebung, 1.570 in Sierra Leone insgesamt. Seit Mai sind 483 Menschen an Ebola gestorben, damit liegt die Sterberate glücklicherweise „nur“ bei etwa 35 Prozent – deutlich geringer als die häufig genannten 90 Prozent.

Vor zwei Jahren hat eine Cholera-Epidemie die Menschen in Sierra Leone heimgesucht. Rund 20.000 Menschen infizierten sich, 300 von ihnen starben. Dass viele Menschen in der Zwischenzeit an Malaria gestorben sind und Kinder hungerten, interessiere kaum jemanden auf der Welt, kritisiert Susanne Schröder.  „Erst wenn die Leute ihr eigenes Leben gefährdet sehen, interessiert es sie. Das macht einen wütend.“ Den geplanten Einsatz der Bundeswehr in Liberia begrüßt sie. „Aber jetzt ist September. Die ersten Fälle gab es in Sierra Leone im Mai, in Guinea und Liberia noch früher.“ Es dauere zu lang, bis internationale Hilfe beherzt eingreife.

Durch die CVJM-Aktion Hoffnungszeichen wurden bereits 8.000 € an den YMCA Sierra Leone für die Ebola-Nothilfe überwiesen, weitere 7.000 € werden in den nächsten Tagen bereitgestellt. Der CVJM-Westbund engagiert sich ebenfalls und unterstützt die Aktion „Solidarity Rice“ des YMCA Sierra Leone mit 10.000 €, um die Hungersnot als Folge von Ebola zu lindern.

Weitere Spenden sind hier möglich (Stichwort: Flüchtlings- und Katastrophenhilfe).

Susanne Schröder und ihr Team.

Helfen vor Ort: Susanne Schröder und das Driving-Doctor-Team des YMCA.

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