Glaube mit Tiefgang – Nach-Ebola-Hilfe durch Aktion Hoffnungszeichen

Bis Anfang dieses Jahres war Ebola mehr als ein Thema in Sierra Leone, Westafrika. Ebola ist eine einzige Leidensgeschichte. Tausende Menschen sind an ihr erkrankt und die Überlebensrate lag bei nur etwa 50 Prozent. Es blieb aber nicht nur bei diesen Erkrankten oder bei den Todesfällen.

In Tikonko werden einige Familien durch Aktion Hoffnungszeichen beim Neuanfang unterstützt

In Tikonko werden einige Familien durch Aktion Hoffnungszeichen beim Neuanfang unterstützt

Diese Seuche hat weite Kreise gezogen. Kinder wurden zu Halb- oder Vollwaisen. Die Wirtschaft kam für eineinhalb Jahre zum Erliegen. Menschen wurden arbeitslos, die Bewegungsfreiheit wurde durch Quarantänezonen eingeschränkt, Landwirtschaft konnte kaum noch betrieben werden, Versammlungen von Menschen wurden verboten. Das Land war im Schockzustand.

Jetzt ist Sierra Leone zwar Ebola-frei, doch das Land hat sich noch nicht von ihren vielfältigen Auswirkungen erholt. Ganz besonders hart hat es Familien mit Ebola-Fällen getroffen. Die Überlebenden litten unter Ausgrenzung, Stigmatisierung und leiden noch heute unter dem Trauma, das diese Seuche hinterlassen hat. Viele Überlebende haben so ziemlich alles verloren: Verwandte, Ersparnisse und die wirtschaftliche Grundlage.

Durch die Reisspenden des CVJM konnten sich die Familien eine neue Lebensgrundlage aufbauen

Durch die Reisspenden des CVJM konnten sich die Familien eine neue Lebensgrundlage aufbauen

Hier hat Aktion Hoffnungszeichen, das Hilfsprogramm des CVJM-Gesamtverbandes, ansetzen können. Fünfzig von Ebola besonders Betroffene und dadurch in den wirtschaftlichen Ruin Getriebene wurden in der Umgebung von Bo, der zweitgrößten Stadt von Sierra Leone vom YMCA ausgewählt.

In Tikonko, einem kleinen Ort eine halbe Stunde Schotterstraße und unzählige Schlaglöcher von Bo entfernt, treffe ich eine kleine Gruppe von Bewohnern, denen geholfen werden konnte. Sie sind Bauern und leben mit ihren Familien von den Erträgen des Ackers.

Derzeit wird der Sumpfreis aus den Anzuchtbeeten ausgepflanzt. Eine kleine Finanzspritze aus Deutschland hat sie wieder handlungsfähig gemacht und sie wieder auf die eigenen Beine gestellt. Andere haben mit dem Geldbetrag einen Grundstock für ihren Kleinsthandel anschaffen können und kamen damit endlich wieder „ins Geschäft“.

Theresa Conte hat durch die Ebola-epidemie fast alles verloren. Aktion Hoffnungszeichen ermöglichte ihr einen Neuanfang

Theresa Conte hat durch die Ebola-Epidemie fast alles verloren. Aktion Hoffnungszeichen ermöglichte ihr einen Neuanfang

So auch Theresa Conte: Ihre fünf Kinder hat sie durch Ebola verloren, ihre Mutter und zwei Cousinen, die mit ihr im gleichen Haushalt gelebt haben. Mit den 500.000 Leone (ca. 75 €) konnte sie u. a. Hülsenfrüchte und Reis für ihren kleinen mehr als bescheidenen Marktstand, der sich eher auf dem Boden abspielt, einkaufen und ist jetzt nicht mehr dringend auf Hilfe von außen angewiesen. Mit ihrer Arbeit kann sie zum kargen Auskommen der von Ebola verschonten Restfamilie beitragen. Sie haben überlebt.

Erdnüsse und Reis als Dank für die Unterstützung

Erdnüsse und Reis als Dank für die Unterstützung

Die kleine Gruppe in Tikonko bedankte sich auf sehr bewegende Weise für die empfangene Unterstützung. Obwohl die Preise für Reis und Lebensmittel bedenklich angestiegen sind, übergaben sie uns eine große Tüte mit gerade frisch aus dem Boden geernteten Erdnüssen, die man eigentlich noch ein wenig hätte im Boden lassen und dann für gutes Geld verkaufen können, sowie einen ansehnlichen Beutel mit selber geerntetem Reis.

Ja, sie sind sich sehr bewusst, dass sie ohne diese Hilfe aus dem deutschen CVJM nicht so ohne weiteres wieder auf die Beine gekommen, sie hätten am Essen sparen und Hunger leiden müssen, wie es immer noch in vielen Orten der Fall ist.

Und weil Sierra Leone eine religiös gemischte Gesellschaft ist, hat der YMCA Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften nicht ausgegrenzt. Das ist sehr konkrete Basismissionsarbeit.

Imam Ibrahim

Imam Ibrahim

Schon im Januar besuchte ich Tikonko. Auch damals kam Ibrahim, der Imam der Hauptmoschee, zu dem Treffen, zu dem der YMCA eingeladen hatte. Wie selbstverständlich bat man ihn, ein Dankgebet zu sprechen, denn ein Pastor war nicht dabei. Als es aber einem der Teilnehmer dämmerte, dass ja wohl die Hälfte der Anwesenden Christen waren, reklamierte dieser, dass man ja nun schließlich auch das „Vaterunser“ beten müsse. Und so falteten wir Christen die Hände und legten so unspektakulär Zeugnis von unserem Glauben ab, der durch die praktische Tat Tiefgang bekommen hatte.

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen, CVJM-Westbund

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