Mehr als ein Ende

Impuls zum Wochen­spruch:

Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden,  geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.

(Lukas 18, 31)

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

Wir können nur ahnen, was die Freunde von Jesus gedacht haben, als er ihnen diese Worte sagte. Hinauf nach Jerusalem zu gehen – das war etwas Schönes. Abstand vom Alltag mit all seiner Arbeit. Teilnehmen an den großen Tempelfesten. Begegnung mit Menschen aus aller Welt. Spannend, aufregend, bereichernd.

Los, wir gehen hinauf nach Jerusalem! Diese Aufforderung zum Aufstieg zur Stadt auf dem Berg ist ein Nachklang von Psalm 122: „Ich freute mich über die, die zu mir sagten: „Lasst uns gehen zum Haus des Herrn!“ Der Pilgerweg nach Jerusalem erschallte von Gesang, von den Pilgerliedern, die sich in den Psalmen finden. Hinaufziehen nach Jerusalem, das war ein Anlass zur Freude.

Und doch: Dieses Mal war es anders. Das spürten die Jünger von Jesus deutlich. Das, was dort in Jerusalem „vollendet“ werden sollte, legte sich wie ein Schatten über ihre Seelen.

Was meinte Jesus? Was war vom „Menschensohn“ in den Voraussagen der alttestamentlichen Propheten gesagt worden? Was musste vollendet werden.

Vielleicht dachten sie an das, was Jesus immer wieder gesagt hatte: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für die Vielen.“ (Markus 10, 45).

Wer war der „Menschensohn“, von dem er hier sprach? Die meisten Zeitgenossen verstanden es nicht. Doch die Freunde von Jesus wussten, dass er mit diesem Wort aus dem Propheten Daniel, (Kapitel 7), sich selbst bezeichnete.

Der Weg nach Jerusalem, den sie antraten, war vielleicht beides: Ein Weg voller Beklemmung und Furcht, und zugleich ein Weg voller Erwartung und Hoffnung. Denn sagte nicht schließlich die Prophezeiung von Daniel auch, dass der Menschensohn alle Macht und Autorität übertragen bekommen sollte? Ging es vielleicht doch darum, dort in Jerusalem: Dass Jesus als König von Israel und über die Völker eingesetzt werden sollte?

Dass es dann wirklich so kam, das wissen wir. Jesus von Nazareth, König der Juden! Das stand auf der kleinen Tafel am Kreuz. Der Menschensohn wurde zum König, aber nicht auf einem Thron aus Gold oder Silber, sondern an einem Kreuzesstamm.

Und doch wurde er hier vollendet. Das Ende war mehr als ein Ende. Es war der Anfang von einem neuen Leben. Jesus blieb nicht im Tod. Darum ist der Weg nicht zu Ende, dort in Jerusalem. Sondern dann geht es weiter, in alle Welt. Denn Jesus lebt und sendet seine Jünger, uns, in alle Welt. Wer Jesus folgt, ist Teil seiner Geschichte. Und die hat kein Ende.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter abonnieren (Jederzeit wieder abbestellbar)