Gottes gute Forderungen
Impuls zum Wochenspruch
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
(Micha 6,8)
Darf der das? Das könnte die erste Frage sein, die wir uns beim Hören dieses Bibelwortes stellen. Darf Gott, der Herr, etwas fordern? Manche Menschen in unserer Zeit werden dies verneinen. Wer ist Gott, dass er mir etwas zu sagen hätte? Gibt es ihn überhaupt? Und wenn ja, was habe ich mit ihm und seinen Geboten, seinen Wertevorstellungen und Forderungen zu schaffen? Das geht mich doch gar nichts an! Gottes Forderungen? Das interessiert mich nicht!
Der Prophet Micha redet zunächst einmal zu den Menschen, die Gott als Herrn, ja, als ihren Herrn anerkennen. Diese Menschen, die Angehörigen des Volkes Israel, mit dem er seinen Bund geschlossen hat, stehen in einer besonderen Beziehung zu ihm. Ihre Vorfahren hatte er damals aus der Abhängigkeit in Ägypten befreit. Am Berg Sinai hatte er ihnen die zehn Gebote gegeben, Weisungen für ihr Leben in der Ehrfurcht vor ihm. So hatte er sich ihnen offenbart als Befreier und als Gesetzgeber, als Hirte und als Herr. Die Zugehörigkeit zu ihm bedeutete zugleich eine ganz besondere Beziehung als auch besondere Verpflichtungen. Die Erwählung, Gottes Volk zu sein, bedeutet zugleich, sich dann auch so zu verhalten.
Daran erinnert Micha die Israeliten seiner Zeit: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr dein Gott von dir fordert…“ Darf er das? Ja, und zwar aus zwei Gründen. Erstens, weil er der „Herr“ ist, der Befreier und Erlöser, der Bundesgott seines Volkes. Und zweitens, weil das, was er fordert, nicht Willkürliches ist, sondern gut. Wahrhaft gut und lebensfördernd. Ethisch und praktisch gut. So hat sich Gott gezeigt: Als Gerechter und als Helfer, barmherzig, treu, verlässlich, gütig, gnädig. Im Gegensatz zu den Göttern der sie umgebenden Völker verlangte der Gott Israels keinen rituellen Kindesmord, keine orgiastischen Tempelprostitution, keine Selbstverstümmelung.
Das, was er fordert, ist etwas völlig anderes: Eine neue Herzenshaltung und da heraus stammend ein neues Verhalten, ein ganz anderer Umgang miteinander. „Gottes Wort halten“ – wörtlich: „Das gerechte Urteil beachten“, „Liebe üben“, auch zu übersetzen als „Güte leben“ und dann: „demütig sein vor deinem Gott“. Gerechtigkeit, Güte, Demut – diese Grundwerte entspringen aus der Beziehung zu Gott. Ein Leben mit Gott bedeutet genau dies.
Um zu erkennen, was gut und lebensfördernd ist, brauchen wir immer wieder die Bereitschaft, Gottes Wort, Gottes verbindliches Urteil ernst zu nehmen. Die Bereitschaft, es zu achten und zu beachten, und dann unser Verhalten von Güte und Demut prägen zu lassen. Das und nicht mehr, aber genau das ist der Inhalt der guten Forderungen Gottes an uns.
Was machen wir mit diesen Forderungen Gottes, mit diesen Erwartungen, die er an seine Leute hat? Diese Frage steht in dieser Woche und an jedem Tag unseres Lebens vor uns.