So muss es sein
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Galater 6, 2
Was Paulus hier den Christen in der Region Galatien schreibt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Die Last des anderen tragen. Sich für den Nächsten engagieren, sich nicht nur von fern für andere interessieren – das sind christliche Grundtugenden.
Und doch, der Zusammenhang des Briefs macht es deutlich, dass schon bei den frühen Christen der Haussegen manchmal schief hing. Dass Gemeinde nicht immer der Himmel auf Erden bedeutete. Im Briefabschnitt vorher warnt Paulus die Galater davor, ständig miteinander zu streiten. Fast satirisch sagt er: „Wenn ihr einander ständig ankläfft, dann passt nur auf, dass ihr einander nicht noch auffresst!“
Deutlich stellt er seinen Lesern zwei grundlegend verschiedene Lebenswege vor Augen. Der eine besteht darin, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Auf den eigenen Vorteil bedacht sein und vor allem an sich selbst zu denken. Aus dieser Lebenseinstellung kann nur Streit resultieren. Denn der andere wird auch zuerst seinen eigenen Vorteil suchen. Paulus nennt dies „Leben nach dem Fleisch“. Gemeint ist ein Leben, geprägt von Egozentrik, Selbstbezogenheit, Gleichgültigkeit und mangelndem Respekt vor Gott.
Der andere Lebensweg stellt Gott in den Mittelpunkt, und damit dann auch den Nächsten. „Leben nach dem Geist“, so nennt Paulus diesen Entwurf. Gemeint ist der Geist Gottes, der unser Fühlen, Denken und Handeln erneuern kann.
Das ist das „Gesetz des Christus“. Es ist nichts anderes als ein Leben, das sich an Jesus orientiert. So wie er sich den Menschen zuwandte, können und sollen auch wir uns unseren Mitmenschen zuwenden. Die Lasten der anderen mitzutragen, gehört einfach dazu. So sollen wir leben. So muss es sein. Dass auch wir dabei nicht zu kurz kommen, das verspricht Jesus uns: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“