Die Erfolgsgeschichte des TEN SING plus 2020
[Ein Beitrag von Anja Pawliczek und Mia Brandt]
Die Zukunft von Jugendarbeit
1.307 Teilnehmende, 150 Videos, 20 Workshops, 145 Social-Media-Beiträge und Stories, eine Woche.
Die Zahlen des Online-Plus sprechen für sich.
Wie jedes Jahr sollte auch in den diesjährigen Osterferien das deutschlandweite „TEN SING plus“-Seminar stattfinden. Ein halbes Jahr lang liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren, als dann kurz vor Anmeldeschluss die Meldung kam: abgesagt, wie auch jede andere Veranstaltung in der Bundesrepublik. Die unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit und Mühe schienen umsonst.
Das Online-Plus entstand unterm Strich innerhalb von drei Wochen. Es wurde in dieser kurzen Zeit konzeptioniert, produziert und dann schließlich publiziert und durchgeführt. Was zuvor analog für 120 Teilnehmende geplant war, fand nun im Internet statt.
Sechs Tage lang gab es von morgens bis abends Workshops, interaktive Spiele, Livestreams, Andachten und Abendprogramme auf frei zugänglichen Social-Media-Plattformen. Jede und jeder mit Internetanschluss konnte mitmachen. Alle konnten jeden Workshop besuchen, ganz ohne Anmeldung. Es gab keine Teilnehmergrenze oder -beiträge, schließlich fielen Kost und Logis gänzlich weg: Das Internet wurde die Location.
Die Teilnahme-Hürde klein halten, TEN SINGende weiterbilden, Jugendliche dort erreichen, wo sie sind. Das war die Philosophie, die das Online-Plus innerhalb kürzester Zeit zum erfolgreichsten TEN SING-Seminar aller Zeiten werden ließ.
Innerhalb der drei Wochen wurde Einmaliges aber auch Unmenschliches an Arbeit geleistet. Mitarbeitende drehten in ihren eigenen vier Wänden mehrteilige YouTube-Tutorials mit ihren Workshop-Inhalten oder saßen stundenlang live im Stream und beantworteten Fragen oder leiteten interaktive Spiele an. Und das Online-Plus ist nie wirklich vorbei: Alle Inhalte sind noch immer auf dem tensingplus-YouTube- und Instagram-Kanal verfügbar und können zu beliebiger Zeit beliebig oft in beliebiger Reihenfolge konsumiert werden.
Das Außergewöhnlichste daran war jedoch, dass es am Ende so viel mehr war als bloß eine Notlösung. Es wurde ein eigenes vollwertiges Projekt mit zehnmal mehr Teilnehmenden als ursprünglich geplant. Statt zu jammern, welche analogen Programmpunkte jetzt nicht mehr funktionieren, wurde sich auf die neuen Medien eingelassen: Schließlich bieten sie auch neue Möglichkeiten, die es analog nie gegeben hätte. Dies nicht auszunutzen, wäre verschwendetes Potenzial gewesen.
Die Stärke von TEN SING ist die Innovation, die Wandelbarkeit und vor allem der Ideenreichtum. Die Ausnahmesituation zwang unsere Jugendarbeit dazu, sich wieder auf diese Säulen zurückzubesinnen und auf sie zu vertrauen. Und es lohnte sich: Das Internet öffnet Türen. Neue bisher noch völlig unbekannte Formate entstehen.
Das Online-Plus ist der endgültige Beweis dafür, dass Jugendliche immer noch Interesse an Jugendarbeit haben. Aber sie muss zeitgemäß sein. Sie muss relevant sein. Zielgruppengerecht. Und wer weiß am besten, was Jugendliche bewegt, wenn nicht Jugendliche? Wer, wenn nicht TEN SING?
Jugendkultur ändert sich. Höchste Zeit, dass auch Jugendarbeit anfängt, mit der Zeit zu gehen.
Anja Pawliczek und Mia Brandt, Vorbereitungsteam TEN SING plus