Adventskalender: Andacht zum zweiten Advent
[Ein Beitrag von Nadine Knauf]
Die Falte im Tuch
Letztes Jahr kurz vor Weihnachten telefonierte ich mit einer Freundin. Während des Gesprächs beklagte sie sich, dass das Wachstuch, das zum Schutz des Bodens unter ihrem Weihnachtsbaum liege, eine große Falte geschlagen habe.
Beim Aufstellen des Baumes hätten sie und ihr Mann nicht darauf geachtet, es geradezuziehen. Nun stehe der Baum in einem mit Sand gefüllten Behälter darauf: so schwer, dass jeglicher Versuch, das Tuch zu glätten, vergeblich sei. Zudem verhinderten die ausladenden Zweige des Baumes jegliche Korrekturversuche. So werde die Falte wohl im Tuch bleiben müssen, was meiner Freundin allerdings hörbar widerstrebte.
Mir schossen dazu spontan zwei Gedanken in den Kopf:
- Warum ist es uns so wichtig, dass immer alles perfekt aussieht?
Gerade Weihnachten, wo Gott in Jesus zu uns Menschen in die Welt gekommen ist: und zwar nicht dahin, wo alles glatt ist und glänzt, sondern mitten in die Falten und das Unvollkommene, mitten hinein in die Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens. - Warum legen wir oft so viel Wert auf Äußerlichkeiten?
Auch ich freue mich über den Schmuck rund um Weihnachten, die vielen Kerzen und Lichter, Tannenbäume und Kränze usw. Wir haben Weihnachten allen Grund zu feiern und dürfen und sollen unserer Freude gern Ausdruck verleihen. Aber im Kern geht es Weihnachten nicht um den äußerlichen Schmuck, sondern um unser Inneres. Nicht um materielle Geschenke, sondern um Gottes großes Geschenk an uns: Er kommt auf uns zu und möchte uns begegnen. Also sollten wir uns vor allem innerlich vorbereiten und Raum in unserem Kopf und unserem Herzen schaffen, um Gott zu empfangen.
Wir sind nicht perfekt, aber wir sind geliebt. Und zwar so sehr, dass Gott selbst zu uns in die Welt kommt, um mit uns ganz persönlich in Beziehung zu treten. Das sollten wir bei allem Schmücken und Feiern nicht aus dem Blick verlieren. Eine Falte im Tuch oder andere kleine Unvollkommenheiten können als Erinnerung daran durchaus hilfreich sein.
Nadine Knauf, Sportreferentin CVJM Deutschland