Wissenschaftliches Symposium zur empirica-Jugendstudie 2018
[Ein Bericht von Marie Jäckel]
Vom 25. bis 26. März kamen Expertinnen und Experten der Theologie, Pädagogik, Sozialen Arbeit und Religionssoziologie in Kassel zu einem wissenschaftlichen Symposium an der CVJM-Hochschule in Kassel zusammen.
Das Symposium beschäftigte sich mit dem Thema „Glaubens- und Lebenswelten von hochreligiösen evangelischen Jugendlichen. Interdisziplinäre Beobachtungen zur empirica-Jugendstudie 2018“. Ziel des Symposiums war es, sich den Ergebnissen der empirica-Jugendstudie aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern, diese einzuordnen und zu diskutieren.
Prof. Dr. Stefan Huber, Universität Bern, betrachtete den Begriff der Hochreligiosität, indem er seine innerhalb der empirica-Studie verwendete Zentralitätsskala zur Messung der Hochreligiosität vorstellte. Dabei zeigte er auf, dass 25 % aller Jugendlichen der Kirchen der Reform hochreligiös sind und dass nur eine Minderheit der Hochreligiösen fundamentalistisch ist.
Nachfolgend ordnete Prof. Dr. Ulrich Riegel, Universität Siegen, die Ergebnisse der Jugendstudie in die fünfte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD ein. Um den Aspekt des erlebnisorientierten Glaubens ging es bei Prof. Dr. Thorsten Dietz, EH Tabor. Er untersuchte die Sehnsucht nach Selbsttranszendenz hochreligiöser Jugendlicher nach den Kriterien von Hans Joas anhand von Beispielen aus dem Jugendgesangsbuch „Feiert Jesus to go“.
Prof. Dr. Patrick C. Höring, PTH St. Augustin, zog einen Vergleich zwischen den katholischen Hochreligiösen anhand der Jugendsynode 2018 des Erzbistum Kölns und der Jugendstudie. Danach nahm Arne Bachmann noch einmal Bezug auf das Medium der Lobpreismusik und dem damit verbundenen Wunsch nach Gottesunmittelbarkeit.
Die Unterschiede zwischen evangelisch-hochreligiösen Jugendlichen, die sich einer evangelischen Kirche sowie einer Freikirche zugehörig fühlen, betrachtete Prof. (apl.) Dr. Dieter Beese, Ruhruniversität Bochum. Michael Freitag (AEJ) nahm Bezug auf kirchliche Wanderbewegungen der Jugendlichen und betonte, dass das Bedürfnis hochreligiöser Jugendlicher nach Erfahrung nicht vernachlässigt werden sollte.
Aus einem organisationssoziologischen Blickwinkel gingen Prof. Dr. Stefan Jung (CVJM-Hochschule, Kassel) und André Armbruster (Universität Duisburg-Essen) der Frage nach, inwiefern sich hochreligiöser Glaube organisational fördern lässt. Abschließend nahm Prof. Dr. Karin Wehmeyer, Fachhochschule Südwestfalen in Soest, den auch in der Jugendstudie deutlich gewordenen Aspekt des ehrenamtlichen Engagements in den Blick.
Zusammenfassend zeigte sich ein vielversprechendes, aber auch kritisch zu betrachtendes, Bild der „Generation Lobpreis“. Neben einem dringenden Ernstnehmen der Bedürfnisse hochreligiöser Jugendlicher nach Erfahrung im Glauben, zeigt sich ein defizitäres Interesse der Jugendlichen an theologischen Fragen und eine Verunsicherung der Kirchen im Umgang mit Hochreligiösen.
Das wissenschaftliche Symposium bot eine spannende Möglichkeit, diese verschiedenen Aspekte zu beleuchten und Ansätze weiterer Forschungsmöglichkeiten zur Zukunft der Kirche zu entdecken. Die Vorträge werden im Verlag Kohlhammer als Sammelband veröffentlicht.
Marie Jäckel, Praktikantin am Forschungsinstitut empirica