Andacht zur Jahreslosung 2019: Auf der Jagd?
„Suche Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15)
Ich stolpere über das „Jagen“. Das klingt nach Hetze: schneller sein als andere. Mit Jagd assoziiere ich Adrenalin, stark und schwach, schnell und langsam, über- und unterlegen. Wer ist schneller, besser, kräftiger, durchsetzungsstärker? Es riecht nach Anstrengung und Energieaufwand.
Das klingt in diesen Tagen des friedvollen und gemächlichen Feierns noch fremder als sonst. Jagen verbindet man unmittelbar mit Anstrengung und hohem Energieaufwand. Im Alltag verwende ich dieses Wort fast nie. Die Ausnahme ist, wenn ich mit Jägern rede oder manche Filmtitel laut ausspreche.
Und nun? Ein ganzes Jahr lang auf der Jagd? Immer in Anspannung, fokussiert, konzentriert? Mag ich mit einer solchen Jahreslosung in die nächsten zwölf Monate gehen? Ich zögere, stolpere, bin irritiert. Irgendwas stimmt da doch nicht, wenn König David vor 3000 Jahren schreibt „jage ihm nach“. Ein Mann, der in seinen Gedichten und Liedern Worte mit viel Bedacht gewählt hat. Ein schwieriger Halbsatz, ein missverständlicher. Das Kino im Kopf läuft.
Bis ich genauer lese. Jage ihm nach, damit ist keine Person gemeint, sondern eine Sache. Kein Ding, kein Gegenstand, sondern ein Lebensstil, ein Gefühl, eine Wirklichkeit, nach der wir alle große Sehnsucht haben: „Frieden“.
Nun wird deutlich, was mit Jagen gemeint ist: Suche es leidenschaftlich, nachhaltig, ausdauernd, mit hohem Engagement. Es lohnt sich. „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,15) – das ist mehr als ein Appell, das ist eine Haltung und eine Hoffnung und ein Auftrag. Mein Auftrag, deiner, unser.
Wer jetzt noch den Beginn von Psalm 34 und die dazugehörige Geschichte in 1. Samuel 21,1 ff. liest, der stellt erstaunt fest: David schreibt davon, dem Frieden nachzujagen, unter größtmöglichem Druck. Er war der Gejagte, sein Leben stand auf dem Spiel und dann sagte er: Suche Frieden und jage ihm nach. Trotzdem. Davon möchte ich lernen. Und das in meiner Komfortzone: Ich bin ja selbst nicht bedroht.
Es ist die Ermutigung, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Es geht um das Miteinander von Menschen in einer friedlosen Welt. Einer Welt, in der die meisten ihrer Bewohner keine größere Sehnsucht haben nach Frieden, in der es so viele Kriege gibt, wie niemals zuvor, in der wir aufgrund von Zeitdruck bei der Parkplatzsuche in der Innenstadt schnell Streit mit anderen riskieren usw. Es ist großartig und herausfordernd, was wir hier lesen.
Die richtige Leit-Perspektive bekommt die Jahreslosung für Christen, wenn wir noch eine Dimension des Friedens mitdenken. „Der Friede Gottes, der größer ist als alle menschliche Vernunft“, schreibt Paulus in Philipper 4,7. Dieser göttliche Frieden umrahmt alles. Wenn wir als Christen Friedensstifter sind, dann sind wir also Gottes-Frieden-Verschenker.
So kann es gut werden im Jahr 2019. Ich will Frieden stiften und ich weiß, das braucht Energie, Kraft, Leidenschaft und vor allem Liebe. Das erhoffe ich mir von Gott für mich und diese Welt. So will ich Frieden suchen mit anderen.
Dazu hilft, wenn wir zuerst ganz hinhören, nicht auf Halbsätze reagieren und dass wir die Fülle unsere Chancen und Gottes Möglichkeiten ganz ausschöpfen, um Frieden zu suchen.
Euch ein friedvolles 2019, euer Hansjörg Kopp
Hurra – gut – verständlich – handfest und hoffnungsvoll.
Genau eine solche Auslegung der Jahreslosung habe ich gesucht. Schalom#
Vielen Dank für die aufschlußreiche Andacht zur Jahreslosung 2019. Bis ins Detail gut gegliedert. Wer darüber nachdenkt wird dieses Jahr nicht nur mit #Jagd zu tun haben,sondern mit Besinnung und dann gezieltem Handeln….herzlichen Dank Fr. K. Heise