Adventskalender: Andacht zum 1. Advent
[Ein Beitrag von Gerhard Wiebe]
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
(Lukas 2, 13-14)
Das Lied vom Frieden
Friede auf Erden …
so singen die Engel es den aufgescheuchten Hirten zu. Jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit habe ich das ein oder andere Weihnachtslied als Ohrwurm. Am Anfang trägt die Melodie noch zur Weihnachtsstimmung bei, aber irgendwann kann ich es nicht mehr hören. Ich kann mir vorstellen, dass die Hirten das Lied der Engel sich selbst immer wieder zugesungen haben, weil es fast unglaublich war, was sie da hörten: Ehre sei Gott, denn er bringt Frieden auf Erden!
Für die ersten Christen war die Friedensbotschaft mehr als ein frommes Lied für beängstigte Herzen. Sie kannten den römischen Frieden (Pax Romana), der mit Gewalt und Unterdrückung jegliche Abweichung sanktionierte und damit Loyalität sicherte. Erfüllt mit der Bergpredigt und des Vorbildes von Jesus glaubten die ersten Christinnen und Christen, dass nicht die Macht der Gewalt, sondern die Macht der Liebe und Vergebung wirklichen Schalom stiften kann. In der Nachfolge waren sie als Friedensstifter erlebbares und mutiges Zeugnis für den göttlichen Frieden in unfriedlichen Zeiten.
Auch in unserer Zeit merken wir, wie brüchig der Frieden in der Welt und unseren Gesellschaften geworden ist. Längst überwunden geglaubte Trennungen zwischen Gruppen (wir gegen die anderen) lassen neue Konflikte z. B. im Bereich gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entstehen. Feindbilder können damit wieder gepflegt und zur eigenen Identitätsstiftung missbraucht werden.
Als CVJM stellen wir bewusst in die Nachfolge des Friedensfürsten. Aus ihm und seiner Friedensbotschaft darf unsere Identität erwachsen und uns zu Friedensstiftern machen. In der weltweiten Arbeit des CVJM machen wir uns auf den Weg anderen zu begegnen. So überwinden wir Vorurteile, können globale Nächstenliebe einüben und lernen für den gerechten Frieden einzustehen.
Möge das Lied der Engel vom Frieden auch unser Lobpreis sein, um mutiges Zeugnis vom Frieden Gottes, der alle Vernunft übersteigt, zu sein.
Gerhard Wiebe, Bereichsleiter CVJM weltweit