EKD-Synode zum Schwerpunkt „Glaube junger Menschen“
[Ein Bericht von EKD-Jugenddelegierter Anna-Lena Woerrlein]
Fünf Tage voller Diskussionen, Vorträge, Gebete, Gespräche, Empfänge, Lieder, Connecten, Andachten und vielem mehr liegen hinter mir. Eine ganze Woche durfte ich als Jugenddelegierte der aej und des CVJM Deutschland an der EKD-Synode in Würzburg teilnehmen.
Die Synode ist eine wichtige kirchliche Versammlung von 120 gewählten oder berufenen Synodalen (Vertretern), die gemeinsam über aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft diskutieren, Beschlüsse fassen und Kundgebungen geben. Dieses Jahr war es besonders spannend, da das Schwerpunktthema der „Glaube junger Menschen“ unmittelbar den CVJM, die aej, aber auch mich persönlich und meine Gleichaltrigen betrifft.
#immerandersweiter
Wir als Jugenddelegierten durften den Verlauf des Schwerpunktthemas mit gestalten, was uns sehr gefreut hat, denn wer könnte besser in einem solchen Gremium von hauptsächlich älteren Menschen, die Sicht und Meinungen von jungen Menschen vertreten, als junge Menschen selbst!
Einige meiner Mit-Jugenddelegierten waren an der inhaltlichen und methodischen Umsetzung im Vorbereitungsausschuss und auch am Beschluss beteiligt. Auch die aej, also mein entsendender Verband, war maßgeblich am Schwerpunktthema beteiligt, da Mike Corsa, der Generalsekretär der aej den Jugendbericht #immerandersweiter vorlegte.
Besonders daran ist, dass dieser Bericht nur einmal pro Synodalperiode (also alle sechs Jahre) vorgelegt wird und es entsprechend passend zum Glaube junger Menschen war! Es ging insbesondere um zentrale Fragen, die das junge Leben bestimmen (z.B. Globalisierung, Digitalisierung) und um die evangelische Kinder- und Jugendarbeit mit all ihren Chancen und Herausforderungen (z.B. Pluralität der Angebote für Kinder und Jugendliche).
Ich selbst durfte durch eine Bibelarbeit zu Beginn des Thementages eine geistliche Einstimmung in das Thema mit gestalten.
Nach einem nicht ganz einfachen Weg, vielen Diskussionen, einem penetranten Durchhalten unserer jugendlichen Stimmen (ja, wir mussten uns auch Gehör verschaffen!), haben wir einen Beschluss durchgesetzt, der eine Art Selbsterklärung der Kirche als Einheit von älteren und jüngeren Menschen darstellt.
„Weite (r) sehen – Evangelische Kirche verändert sich“, ist der Titel des Beschlusses, der u.a. die Stärkung der Bibel und des Glaubens junger Menschen, Stärkung musikalischer Vielfalt, das Teilen von Verantwortung, Förderung freiwilligen Engagements junger Menschen, Zulassen vielfältiger Orte und Zugehörigkeiten und die Weiterentwicklung kirchlicher Ausbildung und Berufsbilder, beinhaltet.
Wir sind froh, dass es diesen Beschluss gibt und hoffen, dass dieser nicht nur auf dem Papier, sondern auch in den Herzen und der Praxis umgesetzt wird. (Den gesamten Beschluss der EKD-Synode zum Nachlesen findet ihr hier)
Auch brisante Themen wurden besprochen
Ein anderes hoch spannendes, aber auch sehr emotionales Thema, das die Synode behandelt hat, war der Bericht von Bischöfin Fehrs zum Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche. Auch in evangelischen Kirchengemeinden, Kinder- und Jugendarbeiten, diakonischen Einrichtungen und anderen Strukturen fand sexualisierte Gewalt über Jahrzehnte hinweg statt. „Die Synode stellt sich dem Leid und dem Schmerz derer, die im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie sexualisierte Gewalt und Missbrauch erlitten haben. Sie bekennt dafür gegenüber allen Betroffenen die Schuld der ganzen Institution.“ (Einleitung der Beschlussfassung zur Verantwortung und Aufarbeitung bei sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche).
Ich selbst empfand diesen Moment als emotional und sachlich zugleich und hoffe und wünsche mir, dass die evangelische Kirche mit den im Beschluss geplanten Aufarbeitungs- und Präventionsmaßnahmen (z.B. eine Dunkelfeldstudie, unabhängige Beauftragte einsetzen, eine zentrale Ansprechstelle der EKD einrichten und anderes) Licht ins Dunkel bringt. Weitere Infos dazu findet ihr in Videoform:
Neben vielen weiteren Themen, wie beispielsweise die Sichtung neuer Gemeinde- und Sozialformen (z. B. FreshX) oder eine konzeptionelle Entwicklung eines Jugendchecks, die beschlossen wurden, war die Synode für mich ein horizonterweiterndes Erlebnis, in dem ich gemerkt habe, wie wichtig Jugendpartizipation ist und wie wichtig es ist, mit meinen Meinungen mitzugestalten.
Ich freue mich, über die Chance und das Vertrauen, den CVJM, CVJMerinnen, CVJMer und CVJM-Freunde zu vertreten. Ich freue mich auch über Rückmeldungen oder Anregungen, was eurer Meinung nach, in der nächsten Synode thematisiert werden soll.
Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Synode im November 2019 in Dresden und hoffe und bete, dass die guten Anfänge einen gesegneten Verlauf nehmen. (Rückmeldungen könnt ihr direkt hier in die Kommentare schreiben oder senden an email hidden; JavaScript is required)
Anna-Lena Woerrlein, EKD-Jugenddelegierte von aej und CVJM
Anmerkung der Redaktion: Einen Beitrag von Prof. Dr. Tobias Faix (CVJM-Hochschule) zur EKD-Synode gibt es hier.