Familiensymposium: Einblicke in die christliche Erziehungspraxis
Beim Glauben und beim Sport kennen die Eltern kein Pardon!
Familie gehört definitiv zum Spannendsten und Herausforderndsten, was unsere Welt zu bieten hat. Doch kann man seine Kinder christlich erziehen? Wie praktizieren Eltern die Glaubensvermittlung an ihre Kinder?
Eine Studie über christliche Erziehung möchte es genau wissen
Weil es so unterschiedliche Meinungen über das Thema Familie gibt, haben wir mit dem Institut empirica die letzten knapp drei Jahre erforscht, wie christliche Familienerziehung heute aussieht. In der Vorbereitung auf diese Studie sagte uns ein Freund: „Passt auf, beim Glauben und beim Sport kennen die Eltern kein Pardon!“
Die treibenden Fragen für die Studie waren: Was ist eigentlich das „Christliche“ an der christlichen Erziehung, wie wird sie gelebt und welche Rolle spielen dabei die Erfahrungen der Mütter und Väter im eigenen Elternhaus? Einige Ergebnisse sollen hier vorab veröffentlicht werden.
- 1. Veränderungen zwischen den Generationen
Vergleicht man die Glaubenserziehung, welche die Befragten in ihrer eigenen Erziehung erlebt haben mit ihrer aktuellen Erziehung, so ergeben sich die größten Unterschiede bei der Atmosphäre und der Ausprägung der emotionalen Wärme. Die Eltern erlebten in ihrer Glaubenserziehung deutlich seltener eine positive emotionale Zuwendung, zum Beispiel durch den Zuspruch, dass das Kind von Gott geliebt wird. Nur etwa ein Viertel der Eltern hat dies oft oder sehr oft von den eigenen Eltern zu hören bekommen, während 64 Prozent von ihnen dies oft oder sehr oft ihrem Kind sagen.
- 2. Die Ziele der Erziehung
Befragt danach, welche von sechs Zielen in ihrer Erziehung am wichtigsten sind, wählte eine deutliche Mehrheit der befragten Eltern (57 Prozent) „Den christlichen Glauben annehmen“ auf Platz 1. Die Glaubensvermittlung spielt also eine grundlegende Rolle. Eher überrascht hat uns, dass „Glücklich sein und sein Leben genießen“ und „Frei seine eigenen Interessen und Neigungen entfalten“ insgesamt auf Platz 2 und 3 gewählt wurden, also noch vor „Verantwortungsvoll und pflichtbewusst sein“, „Sich sozial engagieren“ und dem Schlusslicht „Gut in der Schule sein“. Etwas vereinfacht formuliert: Kinder sollen möglichst glücklich werden und sich frei entfalten, solange sie trotzdem den Glauben annehmen.
- 3. Glaubenserziehung zwischen Furcht und Freiheit
Was sich somit wie ein roter Faden durch die Analysen zog, war eine gewisse Spannung. Auf der einen Seite hat sich manche Enge geweitet und es sind in der Glaubenserziehung im Vergleich zu vor ein paar Jahrzehnten neue Freiräume und Freiheiten entstanden. Dies zeigt sich an einem sehr positiven Familienklima, einem liebevollen Gottesbild und dem Bewusstsein, dass man den Glauben der Kinder nicht erzwingen kann. Auf der anderen Seite gibt es alte und neue Ängste: die beständige Furcht, dass das Kind nicht gläubig wird, die Angst, dass es sich für einen anderen Glauben als den der Eltern entscheidet, oder auch die Befürchtung, dass das eigene Kind sich eines Tages als homosexuell outen könnte.
Christliche Erziehung zum Thema machen
Schon diese wenigen Ergebnisse zeigen auf, wie wichtig und vielfältig das Thema christliche Erziehung ist und wir wünschen uns, dass diese Studie nicht nur Eltern neue Impulse für ihre Erziehungspraxis gibt, sondern auch Kirchen und CVJM-Ortsvereine motiviert, sich diesem wichtigen Thema zu widmen.
Tobias Künkler und Tobias Faix, Dozenten CVJM-Hochschule
Die Studie: Aufwachsen in einer christlichen Familie
Durchgeführt wurde diese Studie vom an der CVJM-Hochschule beheimateten Forschungsinstitut empirica für Jugendkultur & Religion. Dazu wurden 1752 Eltern befragt, die sich selbst als Christen verstehen.
Alle Ergebnisse sind in folgendem Buch zusammengefasst: „Zwischen Furcht und Freiheit. Das Dilemma der christlichen Erziehung“. Tobias Künkler und Tobias Faix (SCM R.Brockhaus Verlag)
Am 11. Februar findet ein Symposium zum Thema christliche Familie „Zwischen Furcht und Freiheit“ statt. Neben der Vorstellung der Studie gibt es Vorträge und Workshops u. a. mit Prof. Dr. Schweitzer und Torsten Hebel.
Mehr unter: www.cvjm.de/familienstudie
Die Anmeldung ist hier möglich.