Transformative Soziale Arbeit
Am 27.4. hielt Prof. Dr. Tobias Künkler seine Antrittsvorlesung an der CVJM-Hochschule zum Thema „Transformative Soziale Arbeit. Zum Zwischenraum von Sozialer Arbeit und Theologie“.
Die Vorlesung zielte auf ein Plädoyer für eine „Transformative Soziale Arbeit“. Diese zeichne sich zum einen dadurch aus, dass sie Transformation als Ziel der Sozialen Arbeit ernst nehme und auf die Veränderung einzelner Menschen, ihrer Lebenslage und der die Lebenslagen bedingenden gesellschaftlichen Strukturen ziele. Dafür sei es besonders wichtig an die Tradition der Gemeinwesenarbeit in der Sozialen Arbeit anzudocken und auch deren gesellschaftskritische und politische Aspekte in neuer Form wiederzuentdecken, so Künkler.
Zum anderen biete die Begrifflichkeit einer „Transformativen Sozialen Arbeit“ für christliche Akteure Sozialer Arbeit den Anschluss an das ganzheitliche missionstheologische Konzept von Mission als Transformation und passe somit auch zum ganzheitlichen Ansatz der CVJM-Arbeit.
Zudem biete es sich für eine „Transformative Soziale Arbeit“ an, an den Aufschwung der Gemeinwesendiakonie anzudocken. Diese ziele auf eine kirchliche Mitgestaltung von Sozialräumen sowie auf eine doppelte Reintegration (die von Diakonie in die Gemeinde und die von Gemeinde in den Sozialraum). Künkler bündelte mit dieser programmatischen Antrittsvorlesung auch acht Jahre Erfahrung in den Transformationsstudien und dort besonders mit den zahlreichen transformativen Projekten von Studierenden.
Prof. Dr. Tobias Künkler lehrt und forscht seit dem 1. September 2015 an der CVJM-Hochschule als Professor für Allgemeine Pädagogik und Soziale Arbeit.
Vielen Dank für die Aufzeichnung des und Veröffentlichung des Vortrag. An dem einen oder anderen Punkt wird zwar eine kritische Haltung zur Gemeinwesenarbeit (GWA) angedeutet, ich vermisse jedoch den Begriff Neoliberalismus und eine Einordnung von GWA in diesem Kontext. Auch scheint eine nur sehr oberflächliche Auseinandersetzung mit dem Community Organizing (NICHT: Organisiation!) und seinem sehr bekannten Vertreter Saul Alinsky stattgefunden zu haben, denn dieser hat eben keine transformativen, sondern teils auch reaktionäre Ansätze in seinem Konzept von Organizing verankert. Leider wird er oft unkritisch zitiert, wenn nicht zwischen verschiedenen Formen von Commnunity Organizing unterschieden wird. Um hierzu einen Einblick zu bekommen empfehle ich das Buch von Robert Maruschke: Community Organizing. Zwischen Revolution und Herrschaftssicherung – Eine kritische Einführung. Dennoch hat mir der Vortrag ein paar neue Perspektiven oder Fragestellungen ermöglicht. Vielen Dank nochmals für den Vortrag.
Lieber Herr Martz,
danke für Ihren Kommentar und den Buchhinweis! Sie haben völlig Recht, eine Einordnung in den Kontext Neoliberalismus und eine differenziert-kritische Auseinandersetzung mit Saul Alinsky wäre wünschenswert gewesen – leider war dies im ohnehin schon sehr gedehnten Rahmen des Vortrags nicht möglich.
Beste Grüße
Tobias Künkler