Wie die Zeit vergeht…
Wie die Zeit vergeht… Jetzt ist es schon Mitte Januar und fast die Hälfte vom FSJ ist rum. Ein guter Zeitpunkt um darüber nachzudenken was war, was ist und was kommen wird.
Angefangen hat bei mir alles mit dem Gedanken, dass ich nach der Schule gern noch ein Jahr „etwas Anderes“ machen wollte. Und weil ich sowieso nicht wusste, was ich studieren sollte, beschloss ich, in die Fußstapfen meiner Schwester zu treten und ein Jahr bei der Evangelischen Stadtjugendarbeit in Görlitz als FSJ‘ler zu arbeiten. Es war für mich weniger ein Schritt in die „große weite Welt“, als ein Schritt hinein in unzählige Aufgaben, Erfahrungen und Erlebnisse die mich innerhalb von kürzester Zeit verändert und geprägt haben.
Der erste gemeinsame Ausflug mit meinen Mit-FSJ’lern ging in die Sächsische Schweiz. Dort ist dieses Foto von mir entstanden.
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ Der Bibelvers aus Psalm 31 passt wunderbar zu diesem Bild und zu meiner bisherigen Zeit als FSJ-ler. Gott hat mich auf einen weiten Raum gestellt und mir so viele Möglichkeiten geschenkt.
In meinem bunt gemischten Arbeitsplan finde ich täglich neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt, egal ob beim Leiten der Jungschar, Christenlehre und Jungen Gemeinde, oder in der Offenen Jugendarbeit, in der Ten Sing Gruppe, bei Büroarbeiten, Jugendgottesdiensten, Diensten im Übernachtungsheim, Ganztagsangeboten, oder Arbeitseinsätzen, Aktionen und Veranstaltungen.
Das ist aber natürlich noch nicht alles, was so auf einen frisch gebackenen FSJ-ler einströmt. Auch außerhalb der Arbeit muss man alles plötzlich „selbermachen“: Wie funktioniert überhaupt eine Waschmaschine (und wie sortiert man die Wäsche, damit nicht am Ende alle weißen Sachen einen leichten Rosa- oder Gelbton haben)?, Wie parke ich ein Auto oder noch besser einen Bus am besten rückwärts zwischen anderen Autos oder zwei Bäumen ein, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen?, Wie spreche ich am besten so Deutsch, dass meine ungarische Zimmermitbewohnerin mich verstehen kann? Und wie lebe ich möglichst konfliktfrei gemeinsam mit vier jungen Menschen in einer Wohnung, die doch so unterschiedlich sind? In den letzten Monaten habe ich gelernt, Fragen zu stellen. Und ich habe Antworten gefunden:
mit meinen wunderbaren Mit-FSJ-lern, humorvollen und fleißigen Arbeitskollegen, einer großartigen Mentorin und ihrer Familie und vielen lieben bunt gemischten, wenn auch nicht immer einfachen Kindern.
Und jetzt? Jetzt bin ich mittendrin im FSJ. Eine Art Routine hat sich eingestellt. Manchmal wird es ein bisschen zu viel und oft ist man ehrenamtlich „freiwillig“ sozial. In stressigen Zeiten hat man schon auch mal die „Schnauze voll“. Aber dann sieht man wieder, wie man an jedem Tag neu beschenkt wird, wie zu jedem kleinen Tropfen aus der Problemflasche ein viel größerer Tropfen aus der Bereicherungsflasche hinzukommt und daraus eine gute Mischung entsteht.
Bei den FSJ-Seminaren wird diese Mischung dann nochmal kräftig umgerührt und erhält ganz viel von zwei wichtigen Zutaten: Gemeinschaft und Freude! Einige behaupten ja, die Seminare wären das Beste am FSJ. Ich muss da leider widersprechen: sie sind das ALLERbeste! 🙂
Vorallem die Tatsache, dass man viermal mit derselben Gruppe aus „Freiwillig sozialen“ jungen Menschen an einem anderen Ort Zeit verbringt, schweißt zusammen und lässt wirkliche Freundschaften entstehen.
Bei den Seminaren habe ich auch gelernt, wie unterschiedlich die einzelnen Stellen sind. Es ist unmöglich, die Arbeit des einen FSJ-lers mit der Arbeit eines anderen zu vergleichen. Jeder geht einen anderen Weg. Und wir sind noch lange nicht fertig.
Auch ich bin noch lange nicht fertig. Mit diesem Artikel schon, aber es liegt noch viel weiter Raum vor mir, den ich betreten kann. Viele weiße Blätter wollen noch von mir bemalt und beschrieben werden.
Und ich möchte jeden dazu einladen, es mir gleichzutun. Bewerbt euch für ein FSJ beim CVJM und seid ein Jahr mit Gott freiwillig sozial. Schnappt euch die buntesten Farben! Viele weiße Blätter warten darauf, von euch gestaltet zu werden!
Gesita Seeliger ist 19 Jahre alt und hat im Juni 2011 ihr Abitur geschrieben. Seit dem 1. September 2011 ist sie Freiwillige bei der Evangelischen Stadtjugendarbeit in Görlitz. Dort leitet sie vor allem die Kinder- und Jugendgruppen in der Kirchgemeinde Ebersbach/Schöpstal und ist außerdem noch an vielen anderen Stellen tätig.