„Das Potenzial fördern“
Tamara Friede, Studierende an der CVJM-Hochschule, berichtet von ihrem Praxissemester im Jugendhaus Leipzig e. V.:
Tamara, wo hast du dein Praktikum absolviert und wie bist du darauf aufmerksam geworden?
Ich habe mein Praktikum im Jugendhaus Leipzig e. V. im Bereich der ambulanten Maßnahmen gemacht. Das Jugendhaus Leipzig arbeitet seit 25 Jahren in verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe. Entdeckt habe ich die Stelle durch Internetrecherche nach Sozialarbeiter-Praktika in Leipzig. Die Beschreibungen der verschiedenen Arbeitsbereiche dort haben mich direkt angesprochen.
Welche Aufgaben standen auf deiner Tagesordnung?
Ich war hauptsächlich im Team „ambulante Maßnahmen“ dabei. Das umfasste das Angebot des Täter-Opfer-Ausgleichs, Soziale Trainingskurse, Erziehungsbeistand und Betreuungsweisungsarbeit, sowie ein wöchentlicher Kompetenzförderungskurs im Jugendarrest. Ich hatte teils verwaltungstechnische Aufgaben, vor allem aber direkte Arbeit mit den Klienten. Eine Besonderheit war der Bezug zur Erlebnispädagogik: Wir waren oft mit den Jugendlichen in der Kletterhalle.
Im Täter-Opfer-Ausgleich ging es vor allem um die Teilnahme an Beratungs- und Ausgleichsgesprächen. Der Kompetenzförderungskurs im Jugendarrest war besonders spannend, da es ein gutes Feld zum Erproben der eigenen Fähigkeiten und verschiedener Methoden ist. Gleichzeitig ist es auch besonders herausfordernd, weil wir jede Woche andere Jugendliche dabei hatten und somit kurzfristig beobachten und entscheiden mussten, wie wir mit diesen Jugendlichen arbeiten können.
Was hat dir am meisten Freude bereitet?
Für mich war zunächst der größte Anreiz die Kombination aus Erlebnispädagogik und Sozialer Arbeit. Im praktischen Arbeiten und Erleben bekommt man einen besseren Zugang zu den Jugendlichen, kommt tiefer ins Gespräch und kann auf einer anderen Ebene kommunizieren. Außerdem habe ich entdecken dürfen, was für großartige Menschen diese Jungs und Mädels sind, die oft von der Gesellschaft als „straffällig“ abgestempelt werden und sich schließlich selbst auch als „unfähig“ und „wertlos“ sehen. Es ist spannend, das Potenzial, was in diesen Jugendlichen liegt, mit ihnen neu erkennen und fördern zu können.
Was war deine größte Herausforderung?
Die Machtlosigkeit. In manchen Situationen hatte ich das Gefühl meine Arbeit ist mehr ein Tropfen auf den heißen Stein, als wirkliche Veränderung. Dennoch war es immer wieder ermutigend zu sehen, wie Jugendliche tatsächlich anfangen ihr Leben neu in die Hand zu nehmen. Trotzdem würde ich mir wünschen, noch viel mehr zu lernen, wie ich erkenne, was meine Klienten wirklich brauchen, und dann die richtigen Methoden und Herangehensweisen zu finden. Denn ich möchte zu einer nachhaltigen Entwicklung in ihrem Leben beitragen.
Kannst du dir vorstellen, dieser Aufgabe auch hauptberuflich nachzugehen?
Ja. Mit Jugendlichen zu arbeiten, über eine gewisse Zeit und trotzdem in einem Kontext, der immer offen für Neues ist, empfinde ich als Privileg. Ich habe gemerkt, dass mein Herz wirklich gerade für Jugendliche am Rand der Gesellschaft brennt und ich möchte noch viel mehr lernen und kennenlernen, wie diese Jugendlichen ticken, was sie sich wünschen, und wie sie unterstützt und gefördert werden können.
An der CVJM-Hochschule ist das Praxissemester eine Zeit, in der die Studierenden in vielfältigen Praxisfeldern der Sozialen Arbeit oder Gemeindepädagogik tätig werden.