Salam und ein Lächeln: Von einer überraschenden Begegnung mit Flüchtlingen aus Syrien

Eben bin ich mit dem Zug in Kassel-Wilhelmshöhe eingetroffen, denn ich bin unterwegs zum Internationalen Arbeitskreis des CVJM-Gesamtverbandes. Mit vielen YMCAs u. a. im Süden unseres Planeten haben CVJM-Landesverbände Partnerschaften. Auch die aktuelle Flüchtlingssituation wird Thema sein.

Mit der 3 in Richtung Druseltal

Mit der 3 in Richtung Druseltal

Weiter geht’s mit der Straßenbahn Richtung Wilhelmshöhe. Gleich gegenüber dem Einstieg ist auf einer 3er-Bank noch ein Plätzchen frei. Auf den anderen beiden hocken zwei Jungen. Schnell springt einer von ihnen auf, will mir Platz machen, viel Platz. Ich setze mich und mache ihm deutlich, dass mir einer durchaus reichen würde, so lässt er sich neben mir nieder. Ich mache ein paar nette Bemerkungen, doch irgendwie habe ich den Eindruck, sie verstehen mich nicht. Da deutet einer von ihnen meinen ratlosen Gesichtsausdruck richtig. „Syria“, sagt er. Und da verstehe ich. Diese beiden fröhlich neugierig guckenden Jungen stammen aus Syrien, sie sind Flüchtlingskinder.

Und sofort kommen mir die Fragen angesichts der aktuellen Fernsehbilder und Berichterstattung: „Auf welchem Weg sind sie wohl bis hierhin nach Kassel gekommen? Welche Bilder vom Krieg in ihrem Heimatland tragen sie in sich und was mögen sie auf ihrer Flucht erlebt haben?“ Da winkt einer von ihnen rüber in den vorderen Teil des Wagons. Meine Augen folgen ihm. Und da sehe ich sie, hier in dieser Straßenbahn sitzt eine ganze Gruppe syrischer Flüchtlinge. Und die beiden neben mir sind wohl die Jüngsten. Ob sie wohl mit mir hier in der Linie 3 sitzen, um ihre neue Stadt zu erkunden? Was wird ihre Perspektive hier bei uns in Deutschland sein? Fragen über Fragen, doch sie bleiben unbeantwortet.

Unsere gemeinsame Fahrt geht zu Ende. Die Haltestelle Hugo-Preuß-Straße ist erreicht. Ich steige aus, nicht bevor ich ihnen noch „Salam“ gewünscht habe. Sie haben verstanden und lächeln mir hinterher. Dieses war meine erste direkte Begegnung mit Flüchtlingen hier bei uns in Deutschland.

Einige Momente später: Die Sitzung mit Leuten aus allen Landesverbänden des deutschen CVJM hat begonnen. Da wird uns mitgeteilt, dass der CVJM-Gesamtverband in seiner Tagungsstätte in Dassel die Unterbringung von 220 Flüchtlingen plant (von Ende November 2015 bis Ende 2016, mit der Option auf Verlängerung bis Ende 2017) und viele Landesverbände und Ortsvereine aktuell ihre Möglichkeiten prüfen, wie Flüchtlingen in ihrem Umfeld geholfen werden kann.

„Denn mich hungerte, und ihr gabt mir zu essen;
mich dürstete, und ihr gabt mir zu trinken;
ich war Fremdling, und ihr nahmt mich auf…“
(Matthäus 25, 35)

Es ist toll: viele Mitglieder und Mitarbeitende im CVJM engagieren sich, heißen Flüchtlinge willkommen und kümmern sich.

Eckard M. Geisler,
Bundessekretär im CVJM-Westbund für Weltdienst und internationale Beziehungen

 

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