GOP-Meeting des YMCA Ghana – Ortsvereine stärken hat Priorität
GOP-Meeting – das ist das Stichwort, das schon seit einigen Jahren vermehrt in der YMCA-Weltbewegung auftaucht. Hinter dem Kürzel GOP steht der Global Operating Plan, das Aktionsprogramm des YMCA-Weltbundes: schwächere Nationalverbände zu stärken („movement strengthening“).
Der YMCA Sierra Leone hat sich durch dieses Unterstützungsprogramm zu einem der stärksten und besten YMCA auf dem afrikanischen Kontinent entwickelt. Das ging nicht von heute auf morgen: Die aktuelle Situation, nämlich die Stärken und Schwächen eines Nationalverbandes, muss analysiert werden, um dann die nötigen Schritte für eine Stärkung zu definieren – dazu dienen diese GOP-Meetings. Einmal im Jahr trifft sich eine Beratergruppe aus dem weltweiten YMCA mit dem erweiterten Vorstand eines Nationalverbandes. Gemeinsam wird die Arbeit des vergangenen Jahres reflektiert, dazu setzen sich die Verantwortlichen des YMCA neue Ziele.
Hier in Accra, der Hauptstadt Ghanas, sind bei diesem Treffen zwei Mitarbeiterinnen des YMCA of Greater Toronto, Kanada, und ich als Vertreter des CVJM-Westbundes mit dabei. Leider konnte Christian Kamara, der Generalsekretär des YMCA Sierra Leone in seiner Funktion als Koordinator der Afrikanischen Allianz für Westafrika dieses Mal nicht dabei sein. Das ist eines der vielfältigen bitteren Ergebnisse der heftigen Ebola-Epidemie in seinem Land.
Es gibt kaum noch Flüge aus diesem Land nach Ghana. Sierra Leone ist isoliert. Die Sorge vor einem Ebola-Ausbruch hier in Ghana habe ich gestern bei meinem Besuch der deutschen Botschaft selber erlebt. Vor Eintritt auf das Gelände wurde erst einmal Fieber gemessen! Und überall im Land gibt es großflächige Plakate, die auf Ebola und den Ansteckungsweg aufmerksam machen. Man ist wachsam. Fischer und Seeleute, die aus diesem Bereich in Ghana wieder anlanden, müssen eine dreiwöchige Quarantäne über sich ergehen lassen. Und auf dem Flughafen in Accra wird natürlich auch bei allen Passagieren von Flügen aus den betroffenen Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea erst einmal die Körpertemperatur festgestellt.
Mit einem kleinen Team von hauptamtlich Mitarbeitenden steht der YMCA Ghana vor vielen Herausforderungen, Aufgabenfeldern und Baustellen. In der letzten Woche haben die Hauptamtlichen des YMCA mit meiner Hilfe im Rahmen ihrer Mitarbeiterklausur bei ihrer aktuellen Bestandserhebung festgestellt, dass es nach ihrer Wahrnehmung im Land derzeit nur noch fünf starke YMCA-Ortsvereine gibt und 31, die intensive Betreuung benötigen. Diese sicherzustellen, das ist die große Herausforderung der Verantwortlichen des YMCA. Und es gibt auch schon einige Ideen und Überlegungen, wie diesen Vereinen geholfen werden kann. Bedauerlicherweise ist der YMCA aber in zehn Orten im Land nicht mehr zu finden.
Das dieses alles so stattfinden kann und man sich den Realitäten stellt, das ist der Entscheidung des Nationalvorstandes zu verdanken, die Stärkung der Ortsvereine als eine Priorität zu behandeln.
Autor: Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen