Reden ist Silber. Richtig Reden ist Gold

Impuls zum Monatsspruch

Redet, was gut ist und erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. (Eph 4, 29)

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

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Der Monatspruch für den Februar erinnert an die drei Siebe, die ein alter Philosoph, ich glaube, es war Sokrates, einmal als Regeln für das Reden folgende drei Fragen genannt haben soll.

„Ist es wahr? Ist es hilfreich? Ist es nützlich?“

 

Hier, in den Ratschlägen des Briefs von Paulus an die Christen in Ephesus hört sich das ähnlich an. In diesem einen Satz findet sich eine ganze Ethik des Redens.

Paulus war ja ein sehr gebildeter Mann. Nicht nur in den heiligen Schriften der Bibel kannte er sich aus, sondern auch in griechischer Literatur und Philosophie. Und natürlich auch in den rabbinischen Traditionen. Die gründeten sich in der Weisheitsliteratur des „Alten“ Testaments. All diese Quellen hatte er verinnerlicht und sicher auch in seiner Unterweisung der neu gewonnenen Christen verwendet.

An dieser Stelle in seinem Brief an die Epheser gibt er ihnen Regeln für das richtige Reden. Das Reden spielt in der Ethik des Neuen Testaments insgesamt eine große Rolle. So ermahnt der Jakobusbrief seine Leser: „Ein Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!“ Also: Wie reden wir?

Dass wir reden müssen, ist klar. Wir können meist nicht die Gedanken der anderen lesen. Reden ist eine Grundform menschlicher Kommunikation. Es ist schlimm, wenn jemand die Fähigkeit zum Reden verliert, z.B. durch einen Schlaganfall. Und wie mühsam ist es, wenn wir in einem fremden Land keine gemeinsame Sprache haben, um mit den Menschen dort zu sprechen.

Reden ist notwendig. Und dennoch stimmt auch dieses: Jedes Reden steht in Gefahr. Das ist die Gefahr des Missverständnisses. Da gibt es unzureichende Kommunikation. Reden wir manchmal benutzt zur Manipulation oder zur Machtausübung.

Von Jesus berichtet das Neue Testament: Er redete mit Vollmacht, ganz anders als ihre Schriftgelehrten (Mt 7, 28). Das erstaunte die Menschen dort während der Bergpredigt. Ähnliches berichteten die Männer der Tempelwache, die Jesus eigentlich gefangen nehmen sollten und unverrichteter Dinge zurückkamen: „Noch nie haben wir einen Menschen so reden hören“ (Joh 7, 40ff)

Wie sollen wir also reden? Paulus nennt hier vier Regeln: „Redet, was gut ist und erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“ Das können wir hören wie die berühmten drei Siebe. Die Frage erhebt sich: Bleibt da etwas übrig, nach diesen vier Sieben? Vielleicht ist es besser, sich das als vier Eckpunkte, vier Koordinaten vorzustellen. Was wir reden soll erstens gut, zweitens aufbauen, drittens notwendig und viertens Segen bringend sein. Schauen wir uns das einmal der Reihe nach an.

  1. „Gut“. Was ist gut beim Reden? Gut ist, wenn es wahr und angemessen ist. Wenn das, was gesagt wird, stimmt. Wenn es lauter ist, also gekennzeichnet vom Bemühen, die Wahrheit zu sagen.
  2. „Aufbauend“. Wann ist unser Reden aufbauend? Wenn es weiterbringt. Wenn es konstruktiv ist und  lösungsorientiert. Wenn es das Ganze im Blick hat, und zugleich die einzelnen Teile im Blick hat. Wenn es verbindet.
  3. „Notwendig.“ Was ist notwendig? Ja, das fragt man sich auch manchmal bei dem Vielen, was geredet wird.  Gemeint ist sicher nicht, dass man nur noch im Telegramm-Stil miteinander kommuniziert oder sich nur noch Twitter-Botschaften von maximal 160 Zeichen schickt. Was ist notwendig? Auch vieles, das auf den ersten Blick vielleicht nicht in diese Kategorie zu passen scheint.. Notwendig ist das Geflüster der Liebenden. Notwendigt ist das zärtliche Baby-Sprache-Sprechen mit dem Kleinkind. Notwendig ist auch das Anfeuern der eigenen Mannschaft. Notwendig ist das ehrliche Wort der Korrektur, die klärende Rückfrage. „Notwendig“ – ein großes Wort. Vielleicht ist dieser Eckpunkt am schwierigsten zu treffen.
  4. Am Ende fasst Paulus alles zusammen in seiner vierten Regel: Was wir reden, soll Segen bringen. Segen, das ist ein reiches Wort mit vielen biblischen Anklängen. Segen – das ist ein Kraft-Wort, ein Wirk-Wort, ein Veränderungs-Wort, ein Verschönerungs-Wort, ein Heilungs-Wort. Worte haben Macht. Das gilt für Segenswort, das gilt leider auch für böse Worte. Das gilt für alle Worte.

Worte haben Macht. Kraft zum Guten und Kraft zum Bösen. Zum Segnen und zum Schaden. Das weiß Paulus. Darum will er den Christen in Ephesus auch deutlich machen, dass ihre Nachfolge des Messias, ihre Heiligung, auch das Reden umfassen soll.

Reden müssen wir. Das ist klar. Wir können nicht als Schweigemönche durch die Welt gehen. Die reden übrigens auch zu festgesetzten Zeiten – und haben andere Wege der Kommunikation verfeinert – wie Blicke und Handzeichen.  Reden müssen wir. Das ist klar. Doch: Wie können wir reden? Paulus nennt hier vier hilfreiche Eckfeiler einer guten, gelingenden Kommunikation. Unser Reden sei gut, aufbauend, notwendig und Segen bringend.

In der Bibelausgabe „das buch.“ habe ich diesen Text so übersetzt. Er lautet – mit dem dazu gehörigen Satzanfang: „Kein einziges faules Wort soll aus eurem Mund herauskommen, sondern, wenn etwas gut ist und andere stärken und aufbauen kann, je nachdem, was gerade angemessen und gut ist, das soll er sagen, damit es denen, die zuhören, etwas von Gottes freundlicher Zuwendung weitergibt.“

Das stimmt: So darf und soll unser Reden sein: Gut, stärkend, angemessen, Leben fördernd. Und auf jeden Fall wahrhaftig. Denn wir folgen als Christen dem nach, der von sich selbst sagen konnte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Manchmal ist es auch gut, dass wir einfach schweigen. Und dass wir Gott reden lassen. Das drückt der alte Liedvers aus:

„Zeig uns dein königliches Walten, bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh‘. Du wirst allein ganz Recht behalten, drum mach uns still und rede du!“

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