Wohin soll die Reise gehen?

Impuls zum Wochenspruch

Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm 8, 14)

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

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Das ist wieder einmal einer dieser Spitzensätze von Paulus. Seine Briefe sind voll davon. Nicht nur der Römerbrief, aus dem unser Wochenspruch stammt. Man merkt: Hier ist ganz viel theologische und geistliche Gedankenarbeit im Hintergrund. Verdichtet in kurzen, einprägsamen Sätzen.

Wir merken auch: Paulus hat viel diskutiert. Das hat er schon als Schüler des Gamaliel eingeübt, damals, in der Elite-Universität für Rabbiner in Jerusalem. Und er hat es dann als junger, aufstrebender Theologieprofessor weitergeführt. Er war engagiert, leidenschaftlich. Einige seiner Freunde und Kollegen hätten vielleicht gesagt: Er war getrieben.
Paulus war ein Eiferer, ein leidenschaftlicher Kämpfer für seine Sache. Pardon, für die Sache Gottes. Und dieser Eifer trieb ihn an. Vielleicht war auch etwas Geltungssucht dabei. Das Ziel, es nach „ganz oben“ zu schaffen.

Im Philipperbrief beschreibt er sich selbst: „Hier ist die Liste meiner Qualitäten: Ich bin der Vorschrift gemäß am achten Lebenstag beschnitten worden. Ich stamme aus dem Volk Israel, genauer gesagt, aus dem Stamm Benjamin. Ich bin ein echter Hebräer, ein Nachfahre von echten Hebräern. Was die Auslegung des Gottesgesetzes betrifft, so gehöre ich zur Richtung der Pharisäer. Wenn es um mein Engagement geht: Ich habe die christliche Gemeinde aktiv verfolgt! Wenn es um die Erfüllung aller Anforderungen nach dem Gesetzbuch geht, dann bin ich da auch völlig unanfechtbar.“ (Philipper, 3, 5-6)

Paulus wollte alles richtig machen. Und er wollte, dass die anderen es auch „richtig machten“. Als guter Pharisäer setzte er sich ein für Gerechtigkeit und Gottesfurcht.

Es ließ ihn nicht in Ruhe, wenn Menschen auf dem falschen Dampfer waren. Besonders diese Jesusnachfolger konnte er gar nicht akzeptieren. „Doch Saulus wütete brutal unter den Menschen, die zur Gemeinde gehörten. Er drang systematisch in die Häuser ein, zerrte Männer und Frauen gleichermaßen heraus und ließ sie ins Gefängnis werfen.“ (Apg 8, 3) Was „Getriebensein“ bedeutete, das kannte Paulus alias Saulus aus eigener Erfahrung.

Doch jetzt, nach vielen Jahren in der Nachfolge von Jesus, hatte er gelernt, anders zu leben. Sein Antrieb war nicht mehr Geltungssucht oder Rechthaberei, sondern etwas völlig anderes. Sein Leben wurde „angetrieben“ vom Geist Gottes.

Dieser Geist ist der Geist von Jesus. Er ist der Geist, der, wie Paulus an anderer Stelle sagt, neue Lebensfrüchte hervorbringt: Liebe, Friede, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Langmut, Selbstbeherrschung.“ (Galater 5,22). Wer von diesem Geist getrieben ist, lebt anders.

Übrigens: Das Wort, das die Lutherbibel hier mit „getrieben“ übersetzt, erscheint heute (nach der Revision 1984) als „geleitet“. Ganz wörtlich könnte man auch umschreiben: „auf der Spur gehalten“.  Ich habe es einmal so versucht wiederzugeben: „Alle, die dem Geist Gottes erlauben, sie zu leiten, sind die Söhne und Töchter Gottes.“ (Übersetzung „dasbuch.“)

Die entscheidende Frage ist bei allem, wohin wir getrieben, geleitet, geführt werden. Der Geist Gottes hat eine Zielrichtung, das ist klar. Er leitet uns zum Vater, und lässt uns dabei das allergrößte Geschenk erleben, das für immer ein Geheimnis sein wird: Dass wir Kinder Gottes sein dürfen.

 

 

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  1. vielen dank für diesen impuls. oft ist uns klar, dass wir getrieben sind – doch die Richtung zu definieren ist ungleich schwerer. wie beim wind: wir wissen, dass er weht, aber um die Richtung wirklich konkret festzustellen, braucht es den feuchten finger in der Luft, oder ein Taschentuch, das man hochwirft. Manchmal ein weißen Kapitulationstuch vor Gott. :)) Grüße horst

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