Team vom CVJM-Haus Solling beim Fahrsicherheitstraining
Wer fährt mit zum Fahrsicherheitstraining nach Osterode? Diese erste einladende Frage an das Team des CVJM-Hauses Solling in Dassel löste kein unkontrollierbares Anstellen zum Eintragen in der Anmeldeliste aus. Zum Schluss waren es dann aber immerhin acht Mitarbeitende einschließlich des Hausleiters, Gerald Stehrenberg, die sich zum vereinbarten Termin im Dienstkleinbus und in Privatwagen auf den Weg machten.
Nach einer Kurzvorstellung mit Beantworten der Fragen nach der Dauer des Führerscheinbesitzes, der jährlichen Km-Leistung und danach, welche Fahrleistungsnote von 1 bis 6 einem das eigene Auto wohl geben könnte, wurde es schnell sehr praktisch. Der Trainer und gestandene Fahrlehrer, Michael Ernst, der im Auftrag der Deutschen Verkehrswacht regelmäßig Fahrsicherheitskurse für PKWs und Motorräder anbietet, erklärte den Parcours. Danach fuhren alle Fahrzeuge im angemessenen Abstand hinter ihm her. Das war einfach, die Leitkegel blieben an ihren Plätzen.
Rasch ging es um das Thema Notbremsung. Meint er wirklich eine Vollbremsung? Diese Frage stand so manchem Älteren förmlich ins Gesicht geschrieben. Laut Michael Ernst ist dies mittlerweile vorgeschriebener Ausbildungsinhalt seit einigen Jahren für alle Fahrschulen. Und es stellte sich auch rasch heraus, dass die „Jüngsten“ der CVJM-Truppe, nämlich die drei Freiwilligen im Sozialen Jahr (FSJ), diese Aufgabe mit Bravour lösten.
Die Älteren, die vermeintlichen „alten Hasen“ mit viel Fahrerfahrungen, durften üben und sich förmlich nachjustieren lassen, bis der Trainer zufrieden war. Am Ende machte es sogar Spaß und die Bremsscheiben einiger Fahrzeuge wurden richtig frei geschliffen. Sogar die anfänglichen Quietschgeräusche beim Dienstbus waren nach drei Vollbremsungen verschwunden.
Weiter ging es im Thema: Wie verhält sich das Auto bei einer Notbremsung auf nassem Untergrund, wie bei geteilter Fahrbahn, also eine Hälfte pitschnass und die andere Hälfte trocken? Wie und wann weicht man aus bei Notbremsung und erkanntem Hindernis? Alles wurde ruhig und methodisch gut erklärt und einzeln geübt bei Tempo bis 40 Km/h. Dazu gehörten auch Fahrübungen im Kreis in beide Richtungen bei nasser Fahrbahn.
Man kann heute feststellen, dass übliche unterstützende Techniken (Beispiele) wie ABS (Antiblockiersystem), ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm), ASR (Antischlupf-Programm), elektronische Bremskraftverteilung und Bremsassistenten in den meisten Fahrzeugen zum Teil Standard sind. Sie sind die wirklichen Helfer, um unter normalen Bedingungen die Gefahr des Ausbrechens eines Fahrzeugs aus der Spur bei Vollbremsung deutlich zu minimieren. Der Wagen bleibt kontrollierbar.
Eine ungewollte Spaßeinlage bot ein jüngerer Teilnehmer, der sich so aufs Lenken im Kreisel konzentrierte, dass er nicht bemerkte, wie er mehrere Leitpegel umfuhr und mit einem unter der Vorderachse verhakten die ganze Fahrstrecke hinter sich brachte.
Natürlich kam auch die Theorie abschließend nicht zu kurz. Etwas Kopfrechnen mithilfe einfacher Formeln war angesagt beim Berechnen des Anhalteweges unter Berücksichtigung von Reaktionsweg und Bremsweg. Zum Schluss sollte jeder berechnen, wie sich der Anhalteweg verändert, wenn ein Fahrer anstatt 30 km/h in einer entsprechenden geschwindigkeitsbeschränkten Zone 50 Km/h fährt. Angenommen werden sollte, er wäre bei max. 30 Km/h Geschwindigkeit per Notbremsung noch 50 cm vor einem Kind zum Stehen gekommen. Die Frage lautete, wie hätte sich der Anhalteweg bei 50 Km/h verlängert? Alle kamen zum Ergebnis, dass in diesem Fall eine Katastrophe unausweichlich gewesen wäre …
Zum Schluss gab es für die Teilnehmenden des Fahrsicherheitstrainings eine Urkunde und für den Durchführenden viel Dank und ein kleines Geschenk. Dank auch an die Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die die Lehrgangskosten übernahm, betonte Gerald Stehrenberg. Einhellige Meinung aller Beteiligten, diese Veranstaltung war uneingeschränkt gut und wird zur Nachahmung sehr empfohlen.
Gerald Stehrenberg