Unabsehbare Folgen
Impuls zum Wochenspruch
Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. (Psalm 130,4)
Die Verfasser der Psalmen in der Bibel sprechen von den grundlegenden Themen unseres Lebens. Angst und Verzweiflung, Freude und Jubel, Sehnsucht und Sinnsuche und vieles mehr ist Inhalt ihrer Gebete. Kein Wunder, dass auch das Thema Schuld und Vergebung, immer wieder erscheint.
Dass wir schuldig werden, steht für die Autoren der Bibel außer Zweifel. Sie deckt sich mit unserer Erfahrung. Schon die griechischen Tragödien machen dieses Schuldigwerden zu ihrem zentralen Inhalt. Dabei gibt es kein Entrinnen. Manche Entscheidungen sind so schwierig, viele Situationen so ausweglos, dass der Mensch in jedem Fall schuldig wird. Es gibt für ihn kein Entrinnen.
So ist das Bewusstsein von Schuld und Sünde nicht das Besondere für den Psalmbeter. Er weiß davon, und von den negativen Folgen, die aus unseren falschen und selbstsüchtigen Handlungen erwachsen. Das ist für ihn keine Überraschung. Das Besondere ist etwas anderes. Er hat es entdeckt und will es weitersagen: „Bei dir ist die Vergebung!“ Dies ist die Nachricht, die ihn bewegt. Das ist die große Überraschung.
Bei ihm, dem Herrn, direkt, ist Vergebung zu finden. Und damit Heilung, Versöhnung, Erneuerung. Das Leben muss kein unentrinnbares Schicksal sein. Die Vergangenheit darf uns nicht festnageln auf eine unausweichliche Zukunft. Vergebung, die Gott selbst uns gewährt, macht einen echten Neuanfang möglich.
Dabei gibt es dann aber doch eine Folge: „Dass man dich fürchte…“ Wer wirklich begriffen hat, dass Gott ihm alles vergibt, der wird aus dem Staunen nicht herauskommen. Dankbarkeit, das ist die eine Folge der erfahrenen Vergebung. Doch das andere kann auch und soll auch eine Folge sein: Dass wir Gott fürchten. Diese Mischung macht’s: Dankbarkeit und Gottesfurcht zusammen leiten uns auf dem guten Weg, dem Weg der Ehrfurcht vor Gott und dem Respekt vor unserem Nächsten.