Gottes Lieblingskinder
Impuls zum Wochenspruch 04. – 10. August 2012
Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat! (Psalm 33, 12)
„Mich hat der Papa aber lieber!“ So triumphierte ein kleines Mädchen in meiner Umgebung und zeigte ihrer Schwester die Nase. „Mit mir ist der Chef besonders zufrieden!“ Das werden wir kaum laut sagen, denn als Erwachsene haben wir gelernt, uns strenger zu kontrollieren. Und doch wird es so mancher im tiefsten Herzen denken und sich vielleicht besonders darum bemühen, dass der Arbeitgeber auch auf jeden Fall sieht, wie sehr er – oder sie – sich für die Firma einsetzt.
Der Streit darum, wer denn nun der oder die Wichtigste oder Beliebteste ist, macht vor dem Thema Religion und Glaube auch nicht Halt. Natürlich denken Muslime, dass sie die wahre Religion haben und die anderen nicht. Und dass deshalb Gott für sie und gegen die anderen ist und sein muss. Natürlich denken auch Christen häufig nicht anders und erheben sich übereinander. Landeskirchler schauen auf Freikirchler herab, Katholiken auf Protestanten und umgekehrt, Orthodoxe sehen die westlichen Kirchen insgesamt sehr kritisch, Mennoniten mit ihrer friedensbewegten Tradition sehen die Landeskirchen, die über Jahrhunderte mit Staat und Politik paktiert haben, mit Unverständnis an, und so weiter und so weiter. Wer ist denn jetzt wirklich Gottes Lieblingskind?
Das ist doch klar, sagen andere. Hier gibt es nur einen ernsthaften Bewerber: Das eigentliche Volk Gottes, das ist Israel. Und deshalb gilt: Wer für Israel ist, der ist für Gott, und wer gegen Israel ist, der ist gegen Gott! Und so geht der Streit weiter, der Streit um die Frage, wen Gott besonders lieb hat.
Wer jedoch die Bibel im Ganzen liest, der sieht, dass Gott ein ganz anderes Ziel hat, als das, Grenzen und Mauern zwischen Menschen aufzurichten. Schon in der Erwählung Abrahams sagt er ausdrücklich, dass er alle Nationen auf Erden durch ihn segnen will. Die besondere Erwählung der Nachkommen Abrahams, das Volkes Israel, hat deshalb diesen einen Sinn: Israel soll der Kanal werden, durch den das Lebenswasser alle Menschen erreicht. Israel soll Gottes Wort und Gebot bewahren, durch das alle Menschen gesegnet werden sollen.
So geht es nicht darum, auch in der Erwählung Israels nicht, dass Gott den einen lieber hat als den andern. Sondern alle Menschen, alle Völker, sollen erfahren, wie gut und heilbringend es ist, wenn wir Gott die Herrschaft über uns einräumen, die ihm sowieso gehört: „Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!“
Dieses Volk Gottes besteht aus Mitgliedern aller Völker. Hier haben Juden und Araber, Russen und Deutsche, Afrikaner und Asiaten, Lateinamerikaner und Australier und alle anderen einen ganz besonderen Platz. Einen Platz an der Sonne, einen Platz am Herzen Gottes.