Mehr als ein neuer Pass
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.
(Epheser 2, 19)
Es ist eine traurige Wirklichkeit: Millionen Menschen in unserer Welt sind staatenlos. Was das genau bedeutet, konnte ich lange Zeit nicht wirklich verstehen. Irgendwo leben doch diese Menschen, so habe ich mir gesagt. Irgendwo sind sie doch geboren. Wie können sie dann staatenlos sein? Und doch ist es so. Durch Umstände, die außerhalb ihrer Macht liegen, durch Kriege, Flucht, Vertreibung finden sie sich irgendwo auf der Erde vor, staatenlos, heimatlos, oft ohne Rechte.
Für solche – zumindest rechtlich – Heimatlosen ist es dann ein großer Tag, wenn sie endlich einen Pass bekommen können und als Bürger eines bestimmten Staates alle Rechte bekommen. Endlich sind sie mit den anderen gleichberechtigt! Endlich können sie frei reisen, können all das tun, was alle anderen auch tun. Endlich gehören sie irgendwo dazu.
Ein neuer Pass ist also für sie wie eine Eintrittskarte in eine neue Lebenswirklichkeit. Ganz neue Möglichkeiten tun sich auf. Sie sind wieder wer!
Der Apostel Paulus lebte in einer Welt, in der die Rechte ähnlich ungleich verteilt waren wie heute. Möglicherweise war es noch schlimmer. Da gab es freie, römische Bürger, da gab es Angehörige anderer Völker mit weniger Rechten, da gab es Ausländer, Unfreie, Leibeigene, Sklaven. Im Brief an die Christen in Ephesus nimmt er diese Situation als Hintergrund. Und jetzt erklärt er, was wir durch unsere Verbindung mit Jesus Christus geschenkt bekommen. Nämlich einen ganz neuen Status; „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen!“
Das ist noch mehr wert als ein neuer Pass. Es bedeutet nämlich die Bürgerschaft in Gottes ewigem Reich. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen den Menschen. Frauen, Männer, Angehörige aller Nationen und Völker, und auch die „Staatenlosen“, und was es für Unterscheidungen noch geben mag – sie alle sind eingeladen, ihren Platz einzunehmen an Gottes Tisch.
Für uns bedeutet das dreierlei: Zunächst, dass wir selbst die Einladung annehmen. Ganz persönlich. Und dann: Dass wir sie weitergeben an andere. Denn Gott lädt wirklich alle ein. Und drittens: Dass wir uns einsetzen für die, die in dieser Welt heimatlos sind. Alles drei gehört zusammen.