Am Ende eine Einladung
Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
Matthäus 11,28
Mancher mag darüber lachen. Dann ist das Christentum also doch eine Religion für die Schwachen! Für die, die mit ihrem Leben nicht zurecht kommen! Eine Religion für Versager und Anlehnungsbedürftige, für Menschen, die das wirkliche Leben nicht bewältigen können!
Dieser Vorwurf ist immer wieder laut geworden. Nietzsche, der Philosoph des Atheismus und Prophet des Nihilismus, hat ihn vehement erhoben. Ihn störte das Duckmäuserische, Hinterwälderische, Kultur-Abgewandte, das er bei bestimmten Christen zu entdecken meinte.
Aber auch schon in der Antike wurde immer wieder der Vorwurf erhoben, dass es vor allem Ungebildete, Sklaven, Kinder und Frauen seien, die aufgrund ihrer intellektuellen Schwäche und ihrer schwierigen Lebensumstände dem Christentum anhingen, das im übrigen als „schädlicher Aberglaube“ angesehen wurde – so zum Beispiel die Aussage von Tacitus.
Auch heute meint mancher, er sei aufgrund seiner Bildung oder Herkunft über den einfachen Glauben an Jesus erhaben. Glaube wird als naiv angesehen, Unglaube oder Skepsis als wissenschaftlich geboten.
Nun merken wir bei genauerem Nachdenken, dass dieses simple Schwarz-Weiß-Bild nicht stimmt. Zu viele gebildete, gelehrte, und mit beiden Füßen im Leben stehende Zeitgenossen bekennen sich zugleich zu Christus. Und doch, hat nicht schon der Apostel Paulus gesagt: „Es gibt ja nicht viele unter euch, die nach allgemeinen Maßstäben als Weise angesehen werden, und auch nicht viele Einflussreiche, nicht viele aus den höheren Gesellschaftsschichten! Sondern Gott hat gerade die auserwählt, die als ungebildet gelten, um so die Weisen in den Schatten zu stellen. Ja, die Schwachen in der Gesellschaft hat Gott ausgesucht, um die Mächtigen an ihren Platz zu verweisen. Gott hat die herausgesucht, die aus keiner vornehmen Familie stammen, ja die, auf die die Leute verächtlich herabsehen, die, die nichts sind, um so die, die etwas sind, von ihrem hohen Ross herunterzuholen.Auf diese Weise kann sich kein Mensch mehr auf seine eigenen Leistungen berufen.“ (1Kor 1, 26-29, dasbuch.NT)
Ja, es stimmt: Jesus Christus lädt genau diese Menschen ein. Die, die schwach, verachtet, unbedeutend sind. Die, die nicht mehr weiter wissen. Die, deren eigene Kraft nicht ausreicht.
Er lädt die ein, die am Ende sind. „Kommt zu mir! Alle, die ihr am Ende seid, abgearbeitet und mutlos: Ich will euch Erholung und neue Kraft schenken.“ (Mt 11, 28, dasbuch.NT)
Wer diese Einladung auf sich selbst bezieht, dem gilt sie. Wer sich jedoch selbst für stark, gerecht und unverwundbar hält, der wird sie überhören. Wer aber am Ende seiner eigenen Möglichkeiten angekommen ist, für den wird sie himmlische Musik bedeuten. Wie wir auf Jesus reagieren, hängt immer davon ab, wie wir uns selbst sehen. Für die Kranken ist der Arzt gekommen, nicht für die Gesunden. Für die Ungerechten, die Sünder, ist er der Heiland, nicht für die Selbstgerechten. Die Entscheidung, ob die Worte von Jesus auch für uns gelten, fällt in unseren Herzen.