{"id":26291,"date":"2016-11-20T10:03:12","date_gmt":"2016-11-20T09:03:12","guid":{"rendered":"http:\/\/www.cvjm-blog.de\/?p=26291"},"modified":"2016-11-22T14:50:55","modified_gmt":"2016-11-22T13:50:55","slug":"niemand-darf-verloren-gehen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blogarchiv.cvjm.de\/2016\/11\/20\/niemand-darf-verloren-gehen\/","title":{"rendered":"Niemand darf verloren gehen – ein Bericht aus dem YMCA in \u00c4thiopien"},"content":{"rendered":"

Die diesj\u00e4hrige Weltbundgebetswoche <\/a>durfte ich gemeinsam mit Delegierten des Evangelischen Jugendwerks in W\u00fcrttemberg (EJW) in \u00c4thiopien erleben.<\/p>\n

Das Thema „Leaving no one behind – Niemand darf verloren gehen“ bekam dort f\u00fcr mich eine besondere Bedeutung. Konfrontiert mit den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in einem der \u00e4rmsten L\u00e4nder der Welt wurde mir neu bewusst, wie relevant unsere Arbeit im CVJM weltweit<\/a> ist – in Wort und Tat.<\/p>\n\n

Bei einem Besuch im YMCA Adwa treffen wir Samuel. Er ist einer der „Beneficiaries“ (Leitungsempf\u00e4nger), die der YMCA auf Empfehlung der Stadtverwaltung\u00a0 im Rahmen des YMCA-Programms f\u00fcr Stra\u00dfen- und Waisenkinder ausgew\u00e4hlt hat.<\/p>\n

Samuel lebt in einer einfachen H\u00fctte in einem der Armenviertel von Adwa gemeinsam mit seiner Gro\u00dfmutter, die sich nach dem Tod seiner Mutter – die vor f\u00fcnf Jahren an Aids verstorben ist – so gut sie kann um ihren Enkel k\u00fcmmert. Sein Vater lebt zwar noch, aber k\u00fcmmert sich nicht. Er hat inzwischen eine andere Familie gegr\u00fcndet.<\/p>\n

Weil die Gro\u00dfmutter sehr schwach und krank ist, sind zwei Cousinen von Samuel vom Land in die Stadt zu Besuch gekommen. Sie sitzen an der Bettkante, als wir die H\u00fctte betreten. Die Gro\u00dfmutter liegt krank und deutlich geschw\u00e4cht in dem einfachen Bett an der Wand und richtet sich auf: „Ich bin so froh, euch zu sehen,“ sagt sie auf amharisch.<\/p>\n

Der 15-j\u00e4hrige Samuel wirkt deutlich j\u00fcnger und ist sehr sch\u00fcchtern. Erst als wir \u00fcber Fu\u00dfball ins Gespr\u00e4ch kommen, taut er etwas auf. Die Fu\u00dfball-WM hat er nat\u00fcrlich verfolgt und, ja klar, kennt und liebt er Philipp Lahm, Thomas M\u00fcller und Mesut \u00d6zil!<\/p>\n

Die Unterst\u00fctzung durch den YMCA erm\u00f6glicht es Samuel, trotz seiner schwierigen famili\u00e4ren Situation und Armut in die Schule zu gehen. In der Queen Saba Schule ist er seit diesem Schuljahr in eine Berufliche Ausbilung eingeschrieben (Vocational Training). Samstags geht er in den YMCA, wo er seine drei besten Freunde trifft und – nat\u00fcrlich! – Fu\u00dfball spielt.<\/p>\n\n

Im Anschluss laufen wir ca. 15 Minuten gemeinsam mit dem verantwortlichen YMCA-Sozialarbeiter Nagassi weiter durch die Stra\u00dfen in Adwa. Von „Opa Kasai“ werden wir schon erwartet.<\/p>\n

Durch einen Hinterhof erreichen wir sein Haus – ein einfacher Raum, sp\u00e4rlich eingerichtet, ein einfaches Wellblechdach. Der blinde alte Mann, der seinen Enkel Hoftum und dessen j\u00fcngeren Bruder nach dem Tod der Eltern bei sich aufgenommen hat, strahlt trotz der widrigen Umst\u00e4nde eine unglaubliche Heiterkeit aus. Er begr\u00fc\u00dft uns stehend und h\u00e4lt eine Begr\u00fc\u00dfungsrede. Unter anderen Umst\u00e4nden w\u00e4re vielleicht ein Staatsmann aus ihm geworden.<\/p>\n

Hoftum erz\u00e4hlt uns, welche Auswirkungen die Unterst\u00fctzung des YMCAs auf sein Leben hat. Fritz Leng kennt Hoftum schon seit vier Jahren. Seitdem sie sich zum ersten Mal begegnet sind, ist Hoftum gewachsen. Ein junger Mann ist aus ihm geworden.<\/p>\n

Als G\u00e4ste nehmen wir auf dem einzigen Bett im Raum Platz. \u00dcber dem Bett h\u00e4ngt der aktuelle Stundenplan f\u00fcr das Jahr 2009 (Ehtiopian Calender!). Hoftum geht auf das Don Bosco Technical College in Adwa und studiert dort Mechanical Engineering.<\/p>\n

Wie sein Opa freut er sich sichtlich \u00fcber den Besuch aus Deutschland. „I only worry about the children, not about me. My time has passed,“ sagt Opa Kasai. „M\u00f6ge Gott uns helfen.“<\/p>\n

\"Der

Der HIV-infizierte siebenj\u00e4hrige Nahum spr\u00fcht vor Energie. Sein Freund Hoftum ist auch mitgekommen. Die beiden sind Freunde und treffen sich immer samstags im YMCA<\/p><\/div>\n

Mit dem Motorradtaxi geht es gemeinsam mit Hoftum weiter zu Nahum und seiner Gro\u00dfmutter. Die Kleidung von beiden ist zerrissen, die gro\u00dfe Armut ist auch in dem kleinen Zimmer, in dem sie leben, greifbar.<\/p>\n

Nahums Mutter ist, als er sieben Monate alt war, an Aids gestorben. Seitdem k\u00fcmmert sich die Oma um den 7-j\u00e4hrigen Wirbelwind. Hoftum und Nahum sind Freunde. Sie kennen sich aus dem YMCA, wo sie sich immer samstags treffen. Sie lieben die biblischen Geschichten, das Fr\u00fchst\u00fcck und den Fu\u00dfball. Hoftum singt auch gern und Nahum mag besonders die YMCA-B\u00fccherei.<\/p>\n

„Wenn ich gro\u00df bin, m\u00f6chte ich Arzt werden,“ sagt er uns. In dem Gesrp\u00e4ch wird schnell deutlich, warum: Nahum ist HIV-positiv und muss t\u00e4glich morgens und abends mehrere Tabletten schlucken. Als er vier Jahre alt war, wurde die Diagnose beim dritten Test gestellt. Die Oma zeigt uns die Pillen – nach all den Jahren ist sie sichtlich bewegt. „I care for him – ich k\u00fcmmere mich um ihn,“ sagt sie.<\/p>\n

Wie gut, denke ich auf dem Weg nach drau\u00dfen, dass es Menschen im YMCA in Adwa gibt, die sie dabei unterst\u00fctzen.<\/p>\n

Damit Jungen und M\u00e4dchen wie Samuel, Hoftum und Nahum nicht verloren gehen, engagiert sich der YMCA in \u00c4thiopien f\u00fcr Stra\u00dfen- und Waisenkinder in Pflegefamilien und gibt damit Kindern eine Zukunftschance.<\/p>\n

Mit einer geringen monatlichen Unterst\u00fctzung k\u00f6nnen Kinder in schwierigen Lebensumst\u00e4nden zuhause bei Verwandten oder in Pflegefamilien leben. Der YMCA finanziert zus\u00e4tzlich Kleidung und Schulmaterialien und bietet in seinen Jugendzentren eine beh\u00fctete Umgebung und gute Betreuung f\u00fcr die Kinder. Auf diese Weise werden derzeit mithilfe des deutschen CVJM 300 Stra\u00dfen- und Waisenkinder in \u00c4thiopien unterst\u00fctzt und begleitet.<\/p>\n

Mehr Informationen \u00fcber die Partnerschaftsarbeit des EJW mit dem YMCA Ethiopia ist unter www.ejw-weltdienst.de<\/a> abrufbar. Spenden f\u00fcr die Arbeit des YMCA Ethiopia mit Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien sind auch hier <\/a>\u00fcber Aktion Hoffungszeichen m\u00f6glich.<\/p>\n

Tabea K\u00f6lbel, Bereichsleiterin CVJM weltweit<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die diesj\u00e4hrige Weltbundgebetswoche durfte ich gemeinsam mit Delegierten des Evangelischen Jugendwerks in W\u00fcrttemberg (EJW) in \u00c4thiopien erleben. Das Thema „Leaving no one behind – Niemand darf verloren gehen“ bekam dort f\u00fcr mich eine besondere Bedeutung. Konfrontiert mit den Lebenswelten von … <\/p>\n

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