<\/a>Fritz Pawelzik in Nairobi.<\/p><\/div>\n
Nach dem Studienjahr in USA begann eine neue Phase f\u00fcr Fritz. Der YMCA-Weltbund hatte Interesse an ihm, denn f\u00fcr Afrika musste unbedingt etwas getan werden zu ihrem Aufbau und zur Ausbildung von Sekret\u00e4ren, die meistens als Lehrer in die Arbeit berufen wurden. So wurde ein erstes Programm f\u00fcr Ostafrika entwickelt; f\u00fcr die drei L\u00e4nder Uganda, Kenia und Tansania. Fritz entwarf das Programm, man gab ihm den Namen Leadership Development Programme. Das war die Phase eins, der noch zwei und drei folgten. Die Finanzierung erfolgte durch die \u201aEvangelische Zentralstelle f\u00fcr Entwicklungshilfe\u2018 in Bonn, durch den weltweiten YMCA und auch durch die Mitfinanzierung des CVJM-Westbundes. Viele Gespr\u00e4che mussten in Bonn gef\u00fchrt werden, bis das Millionenprogramm f\u00fcr drei Jahre stand.<\/p>\n
Fritz konnte von Nairobi aus mit dem Programm beginnen. Er reiste in die L\u00e4nder, entwarf mit den einheimische YMCAs Programme f\u00fcr alle Leitungsstrukturen, meistens aber f\u00fcr Sekret\u00e4re. Er verbrachte immer l\u00e4ngere Zeit zu Seminaren in den Nachbarl\u00e4ndern Uganda oder Tansania. Das hei\u00dft auch, dass er immer lange Zeit von der Familie in Nairobi getrennt war. Die Kommunikation war noch nicht so leicht wie heute, Handys und E-Mails gab es noch nicht. In seinen Rundbriefen wird davon etwas deutlich.<\/p>\n
In der Sprache von Fritz h\u00f6rt sich das bei einem Trainingsprogramm f\u00fcr Sekret\u00e4re in Uganda folgenderma\u00dfen an: \u201e\u2026Ich wasche meine W\u00e4sche unter dem Gemeinschaftshahn und sch\u00fctte mir ein paar Eimer Wasser \u00fcber den G\u00e4nsehautk\u00f6rper. Um acht muss ich in unserer Klasse sein. Zwei Monate lang, sieben Unterrichtsstunden am Tag, werden unsere neuen Sekret\u00e4re f\u00fcr den Uganda YMCA ausgebildet. Wir sind dauernd zusammen. Unser Lernkollektiv hat sich mittlerweile zu einer Gro\u00dffamilie entwickelt. Mit gemeinsamer Zeiteinteilung und Portemonnaie. So eine Gro\u00dffamilie in Afrika ist interessant, aber auch anstrengend \u2013 wegen des Essens und der weiten Familienprobleme.\u201c<\/p>\n
\u201e\u2026Ich muss mal wieder zu Hause in Kenia anrufen. Das dauert, aber dann ist endlich Karin, meine Frau, am Apparat. Der Wagen springt nicht an, muss jeden Morgen angeschoben werden. Janne will nicht zum\u00a0Kindergarten gehen , weil Mrs. Bruce nicht da ist. Tina will unbedingt eine verflohte Katze haben, dr\u00e4ngt sich ans Telefon, heult fast hinein. Sya hat Krach mit einer Mary in der Klasse. Ich frage, was das f\u00fcr eine ist. Bin interessiert, ob sie englisch, kenianisch oder indisch ist. \u201eAch was, so Syas Antwort, die Mary ist vom Tisch nebenan!\u201c Karin ist wieder am Apparat. Briefe warten auf mich und ein paar Probleme. Einige Sache hat sie mir abgenommen. Die waren schwierig. Seufzer ins Telefon: \u201e Zwei Monate sind zu lang und alles liegt auf meiner Schulter.\u201c Was soll ich sagen? Janne ist wieder am Telefon, will mir erz\u00e4hlen, dass er einen Riesenschimpansen aus dem Sandkasten verscheucht hat. Karin lacht schon wieder. Ich auch.\u201c<\/p>\n
YMCA World Alliance\u00a0\u2013 Genf<\/strong><\/p>\nDem LDP 1 (so nannten wir es) folgte LDP 2 ausgedehnt auf ganz Afrika und Phase drei dann als weltweites Schulungsprogramm. Seine Reisen gingen in dieser Phase rund um die Welt. Ich glaube, dass es kaum einen der 125 YMCA in der Welt gab, den Fritz nicht besucht hat. Die Kosten der Programme stiegen immens. Es wurde immer schwieriger, die Finanzierung sicherzustellen. Ich hatte damals schon den Eindruck, dass Fritz sich im YMCA Weltbund in Genf nicht wohl gef\u00fchlt hat. Da gab es zu viel Verwaltung und Pr\u00e4sentation, das ihm nicht lag. Wie es seiner Familie ging, wei\u00df ich nicht. Denkt man an die zahllosen Umz\u00fcge, die sie zu verkraften hatten, kann man sich nur wundern. Fritz hat seine Kinder immer bewundert und gesagt: \u201eDie wachsen wirklich international heran, das sind Global Citizens.\u201c<\/p>\n
CVJM-Westbund\u00a0\u2013 Wuppertal<\/strong><\/p>\nEs war etwa 1978, als der YMCA-Weltbund beschloss, das Programm zu beenden. Fritz kam nach Deutschland zur\u00fcck und \u00fcbernahm die Verantwortung f\u00fcr die Weltdienst-Arbeit des CVJM-Westbundes. Dabei betonte Fritz aus seiner Erfahrung in Afrika, dass es darauf ankommt, mit unseren Br\u00fcdern eine Partnerschaft aufzubauen, sie selbst entscheiden zu lassen und m\u00f6glichst viele Menschen hier und dort miteinander zu verbinden.<\/p>\n
Der Partnerbereich des CVJM-Westbundes war von Anfang an Ghana, sp\u00e4ter kam in Westafrika Sierra Leone dazu. Er entwickelte eine Form der Zusammenarbeit, die es bis zu diesem Zeitpunkt nirgendwo im deutschen CVJM gab: die Vereins-Partnerschaften. Das z\u00fcndete in vielen Vereinen im CVJM-Westbundes und l\u00f6st eine wahre Begeisterung aus. CVJM hier \u00fcbernahmen eine Partnerschaft mit YMCAs in Ghana und sp\u00e4ter dasselbe in Sierra Leone.<\/p>\n
Die Vereine selbst entschieden, welche Programm finanziert werden sollten, darunter waren Kinderg\u00e4rten, Landwirtschaftliche Projekte, Schulen, Finanzierung von Geh\u00e4ltern und vor allem berufliche Bildung. Da war oft weder der Nationalverband in Ghana beteiligt, noch der CVJM-Westbund, und schon gar nicht der CVJM-Gesamtverband. Uns beschlich die Angst, dass uns da etwas aus dem Ruder l\u00e4uft, das wir nicht mehr steuern k\u00f6nnen. F\u00fcr Fritz aber war wichtig, dass die Kontakte neues Leben in den Weltdienst bringen, dass nicht nur einige wenige das Privileg haben, in die Partnerl\u00e4nder zu reisen. Was er uns in seinen Briefen mitteilte, lie\u00df uns direkt und hautnah miterleben, was Leben und Glauben in Afrika bedeutet, wie die Menschen beten, wie leben und sterben, welche Hoffnung sie haben.<\/p>\n
Die Vereins-Partnerschaften haben sich inzwischen weiterentwickelt. Heute kann man sagen, dass sie eine starke Belebung in die internationale Arbeit gebracht haben. Was im CVJM-Westbund diese Partnerschaften sind, ist in der AG der CVJM der Einsatz von Volont\u00e4ren in Peru, Togo und anderswo. Das schafft Leben. Das verschafft jungen Mitarbeitern die Chance, \u201aweltw\u00e4rts\u2019 zu schauen und f\u00fcr ihr Leben wesentliche neue Erkenntnisse zu gewinnen und eine Weltverantwortung einzu\u00fcben.<\/p>\n
Unserem Fritz sei Dank gesagt, er hat dem deutschen CVJM einen wichtige Dienst erwiesen, hat uns die Augen ge\u00f6ffnet f\u00fcr die Menschen in Afrika, ihre Kulturen und ihren Glauben. Er ist nicht m\u00fcde geworden, uns zu motivieren, mit unseren Br\u00fcdern und Schwestern zu teilen. Er war genau zur rechten Zeit am rechten Platz. Das k\u00f6nnen wir auch getrost Dienstanweisung Gottes nennen. Das war auch sein eigenes Verst\u00e4ndnis von seiner Arbeit. Deshalb gilt zuerst einen tiefen Dank unserem Gott, der aus dem Kleinen eines menschlichen M\u00fchens etwas Gro\u00dfes gemacht hat zu seiner Ehre.<\/p>\n
Wer sich \u00fcber Fritz und seine Arbeit in Afrika informieren m\u00f6chte, dem seien die beiden B\u00fccher \u201a\u00dcber Grenzen hinaus\u2018 und eine kleinere Zusammenfassung \u201aDie Welt mit anderen Augen sehen\u2018 empfohlen. Beide B\u00fccher sind 2007 im CVJM-Gesamtverband erschienen.<\/p>\n
Autor: G\u00fcnther Haas<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Fritz Pawelzik \u2013 der legend\u00e4re Geschichtenerz\u00e4hler des CVJM ist am 29. Januar 2015 im Alter von 87 Jahren verstorben. In einem Nachwort erinnert sich sein Weggef\u00e4hrte G\u00fcnther Haas, ehemaliger Weltdienst-Referent des CVJM-Gesamtverbandes, an die beeindruckende Pers\u00f6nlichkeit. Ghana Als 1959 ein … <\/p>\n
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