{"id":20503,"date":"2015-02-06T17:37:09","date_gmt":"2015-02-06T16:37:09","guid":{"rendered":"http:\/\/www.cvjm-blog.de\/?p=20503"},"modified":"2015-02-06T17:37:09","modified_gmt":"2015-02-06T16:37:09","slug":"neue-impulse-fur-textilbundnis-beim-parlamentarischen-abend-der-micha-initiative","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blogarchiv.cvjm.de\/2015\/02\/06\/neue-impulse-fur-textilbundnis-beim-parlamentarischen-abend-der-micha-initiative\/","title":{"rendered":"Neue Impulse f\u00fcr „Textilb\u00fcndnis“ beim Parlamentarischen Abend der Micha-Initiative"},"content":{"rendered":"

Prominente Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten am Mittwochabend im Rahmen eines Parlamentarischen Abends der Micha-Initiative in Berlin \u00fcber die Arbeitsbedingungen der weltweiten Textilindustrie.<\/p>\n

\"Vertreter<\/a>

Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten am Mittwoch in Berlin auf Einladung der Micha-Initiative Deutschland<\/p><\/div>\n

Uneinigkeit herrschte auf dem Podium vor allem bei der Frage nach den \u201eStellschrauben f\u00fcr m\u00f6gliche Ver\u00e4nderungen in dieser untragbaren Situation\u201c, wie es Moderator Arnd Henze formulierte. Der gro\u00dfe Graben verl\u00e4uft hier entlang der unterschiedlichen Auffassungen dar\u00fcber, ob eher verbindliche Regelungen oder das Prinzip der Freiwilligkeit die Lage der Textilarbeiter verbessern k\u00f6nnen. Renate K\u00fcnast, Vorsitzende des Ausschusses f\u00fcr Recht und Verbraucherschutz, setzt in erster Linie auf die Ebene europ\u00e4isch verankerter Regelungen. Es sei zwar begr\u00fc\u00dfenswert, dass die Bundesregierung menschenw\u00fcrdige Arbeit als G7-Gastgeber international diskutieren wolle, glaubhafter sei dieser Ansatz jedoch, wenn zun\u00e4chst einmal ein konkreter Zeitplan f\u00fcr die europ\u00e4ische Umsetzung der Kernarbeitsnomen der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) aufgestellt w\u00fcrde.<\/p>\n

Dr. Friedrich Kitschelt, Staatssekret\u00e4r im Bundesministerium f\u00fcr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, warb f\u00fcr das von Entwicklungsminister Gerd M\u00fcller gestartete „Textilb\u00fcndnis“ und dessen Ansatz. Er betonte: \u201eVerbindlichkeit folgt Freiwilligkeit\u201c. Es m\u00fcsse zwar Regeln geben, diese d\u00fcrften aber nie am Anfang stehen. Mit diesem Ansatz will die Bundesregierung auch an die G7-Partner herantreten und daf\u00fcr sorgen, dass deren Volkswirtschaften eingebunden werden.<\/p>\n

Als Vertreter des Handelsverbands Deutschland (HDE) forderte dessen Hauptgesch\u00e4ftsf\u00fchrer Stefan Genth in diesem Zusammenhang von der Politik und zivilgesellschaftlichen Interessengruppen, dass man die bisher unternommenen Anstrengungen der Wirtschaft st\u00e4rker w\u00fcrdigen solle.\u00a0 Vor allem den kleineren mittelst\u00e4ndischen Unternehmen m\u00fcsse ausreichend Zeit einger\u00e4umt werden, die Kriterien des Textilb\u00fcndnisses genauer zu pr\u00fcfen und umzusetzen.<\/p>\n

Dr. Gisela Burkhardt, die im „Textilb\u00fcndnis“ die Organisation FEMNET vertritt und auf dem Podium f\u00fcr die „Kampagne f\u00fcr Saubere Kleidung“ sprach, sieht die deutschen Wirtschaftsverb\u00e4nde im „Textilb\u00fcndnis“ als gr\u00f6\u00dfte Bremse. F\u00fcr Burkhardt br\u00e4uchte es auf Unternehmerseite zuerst einen glaubhaften Willen zur Ver\u00e4nderung, den Unternehmen mit einem Beitritt zum B\u00fcndnis zeigen k\u00f6nnten. \u201eSie sind am Zug\u201c sagte sie in Richtung des HDE-Vertreters: \u201eMachen sie einen konkreten Vorschlag, wie man konkret im B\u00fcndnis weiterarbeiten kann“.<\/p>\n

Genth nannte eine Reihe von Gr\u00fcnden, warum sein Verband dem B\u00fcndnis bislang nicht beigetreten sei und machte in diesem Zusammenhang Vorschl\u00e4ge zur weiteren Vorgehensweise. So w\u00fcnscht sich der Verbandsvertreter gerade auch, dass st\u00e4rker auf die Bed\u00fcrfnisse von kleineren Unternehmen im Transformationsprozess hin zu sozial und \u00f6kologisch nachhaltigem\u00a0 Wirtschaften eingegangen wird. Insgesamt brauche es auch einen internationalen Ansatz und keine deutschen Alleing\u00e4nge. F\u00fcr die innerdeutsche Vorgehensweise forderte er vor allen Dingen von den zivilgesellschaftlichen Vertretern eine ausgeglichene Rollenverteilung im Textilb\u00fcndnis: \u201eDie NGOs d\u00fcrfen sich nicht als die alleinigen Kontrolleure der Wirtschaft aufspielen\u201c. Und letztlich m\u00fcsse den Unternehmen ausreichend Zeit daf\u00fcr einger\u00e4umt werden, die Auflagen des Aktionsplanes umzusetzen: \u201eWir m\u00f6chten nicht \u00f6ffentlich aufgeh\u00e4ngt werden, weil wir heute noch nicht dazu in der Lage sind. Wir werden auf dem globalen Textil-Markt abgeh\u00e4ngt, wenn wir alles sofort realisieren\u201c.<\/p>\n

K\u00fcnast wiederum kritisierte gerade die Argumentationslinie der Unternehmer, dass eine nachhaltigere Wirtschaftsweise ihren Stand auf dem Weltmarkt gef\u00e4hrden w\u00fcrde: \u201eWir sind zuerst einmal ethische Wesen\u201c. Das sollte f\u00fcr sie immer der erste Ansatzpunkt f\u00fcr Ver\u00e4nderungsprozesse sein. Auch Pfarrer Rolf Zwick, Vorsitzender der Micha-Initiative Deutschland, ging auf die ethische Ebene der Diskussion ein und schlug die Br\u00fccke zum christlichen Glauben. Er unterstrich die gro\u00dfe Bedeutung der Bibel als Grundlagenwerk, das man im Hinblick auf Gerechtigkeitsfragen auch politisch auslegen k\u00f6nne. Die Bibel sei zum Beispiel beim Thema Umverteilung sehr deutlich: \u201eDas Geld muss von den Reichen zu den Armen flie\u00dfen\u201c.<\/p>\n

\"Volles<\/a>

Volles Haus beim Parlamentarischen Abend der Micha-Initiative in Berlin<\/p><\/div>\n

Der Parlamentarische Abend fand im Rahmen der Kampagne \u201egut zu (er)tragen?\u201c statt, welche die Micha-Initiative im Jahr 2014 gestartet hat. Anlass war der Einsturz des Fabrikkomplexes \u201eRana Plaza\u201c in Bangladesch im April 2013 mit mehr als 1.130 Toten und die anschlie\u00dfende \u00f6ffentliche Debatte \u00fcber die Arbeitsbedingungen in der gesamten Produktionskette von Textilien. Laut Weltgesundheitsorganisation sterben j\u00e4hrlich 20.000 Menschen an den Folgen von Pestizideins\u00e4tzen beim Baumwollanbau. Auch die Arbeitsbedingungen bei der Endfertigung von Kleidung in Produktionsl\u00e4ndern wie Bangladesch werden immer h\u00e4ufiger kritisiert. Arbeiterinnen arbeiten in bis zu 90-Stunden-Wochen, d\u00fcrfen nur selten Pausen einlegen, sind gesundheitssch\u00e4digenden Bedingungen ausgesetzt, k\u00f6nnen sich meist nicht gewerkschaftlich organisieren, haben keinen K\u00fcndigungsschutz und erhalten in der Regel L\u00f6hne, die weit unter dem Existenzminimum liegen.\u00a0 Auch 2015 plant die Micha-Initiative Kampagnenaktivit\u00e4ten im Rahmen von \u201egut zu (er)tragen?\u201c. So ist unter anderem wieder eine Aktionswoche vom 12. Bis 18. Oktober 2015 geplant.<\/p>\n

Die Micha-Initiative ist eine internationale Bewegung, die sich als christliche Antwort auf die Millenniumsziele der Vereinten Nationen versteht. Diese Ziele sehen unter anderem vor, zwischen 1990 und 2015 weltweit extreme Armut zu halbieren, aber auch menschenw\u00fcrdigere Arbeitsbedingungen zu schaffen. In Deutschland wird die Micha-Initiative von der Deutschen Evangelischen Allianz getragen und von mehr als 40 christlichen Hilfs- und Missionswerken unterst\u00fctzt.
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\n\u00a9 Bildquelle: Eduard Janzen; Bild 022 v.l.n.r: Stefan Genth, Dr. Friedrich Kitschelt, Renate K\u00fcnast, Dr. Gisela Burckhardt, Arndt Henze; Bild 074: Pfarrer Rolf Zwick<\/p>\n

Kontakt: Alexander Gentsch, mobil: 0176 – 93 17 37 60<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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