{"id":19710,"date":"2014-11-10T06:30:06","date_gmt":"2014-11-10T05:30:06","guid":{"rendered":"http:\/\/www.cvjm-blog.de\/?p=19710"},"modified":"2014-11-10T10:21:33","modified_gmt":"2014-11-10T09:21:33","slug":"weltbundgebetswoche-2","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/blogarchiv.cvjm.de\/2014\/11\/10\/weltbundgebetswoche-2\/","title":{"rendered":"Weltbundgebetswoche: Montag"},"content":{"rendered":"

„Ein Mann aus einer levitischen Familie ging hin und nahm eine Frau aus dem gleichen Stamm. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Weil sie sah, dass es ein sch\u00f6nes Kind war, verbarg sie es drei Monate lang. Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsenk\u00e4stchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im Schilf aus.“<\/p>\n

(2. Mose 2, 1-3)<\/p>\n

\"Weltbundgebetswoche<\/a>

Weltbundgebetswoche 2014<\/p><\/div>\n

Die Mutter von Mose: Ein Risiko wagen, das Verbrechen benennen<\/strong><\/p>\n

Nur eine<\/i> Mutter wird uns vor Augen gestellt; sie repr\u00e4sentiert alle M\u00fctter, deren Kinder einem fr\u00fchen Tod ausgesetzt sind. Das erste, was wir \u00fcber sie lernen, ist, dass sie die Tochter eines Leviten ist und einen Mann heiratet, der ebenfalls Levit ist. Erst in einem sp\u00e4teren Kapitel (2. Mose 6,20) erfahren wir, dass ihr Name Jochebed ist. Au\u00dfer den beiden Hebammen Schifra und Pua wird im 2. Buch Mose keine Frau namentlich genannt. Sie sind „T\u00f6chter, Schwestern oder M\u00fctter von\u2026“ einer m\u00e4nnlichen Person. Kein Name beraubt sie ihrer individuellen Identit\u00e4t. Aber hier steht die Sprache im Kontrast zu der Rolle, die sie bei der Leitung des Volkes \u00fcbernehmen.<\/p>\n

Als das Kind geboren war, schaute die Mutter Moses an und sah, dass er sch\u00f6n war. Die \u00dcbersetzung spielt ihre aktive Rolle herunter. Sie ist die Tr\u00e4gerin des Lebens und in ihrem Sehen und Beurteilen bekommt sie eine Parallele zu Gott aus der Sch\u00f6pfungsgeschichte: Gott sieht seine Sch\u00f6pfung an und sah, dass es gut war. Dass das Kind noch keinen Namen hat legt nahe, dass es allgemein gilt, dass jedes Kind „sehr gut“ ist und deswegen alle Kinder, denen Gefahr droht, es wert sind, von uns besch\u00fctzt zu werden.<\/p>\n

Diese mutige Mutter nimmt ein gro\u00dfes Risiko auf sich, indem sie ihr Kind drei Monate lang versteckt h\u00e4lt. Aber dann hat sie keine andere Wahl mehr, die t\u00f6dliche Macht ist zu stark. In ihrer Verzweiflung baut sie ein K\u00e4stchen aus Binsen und dichtet es mit Bitumen und Pech ab. Die Beschreibung verwendet denselben Sprachlaut wie bei der Arche Noah.<\/p>\n

Aber anders als Noah bekommt sie keine Anweisungen oder Hilfestellung von Gott. Sie wei\u00df selbst, was zu tun ist. Sie legt das Kind in die Arche und diese an das Flussufer zwischen das Schilf. Drei hebr\u00e4ische Worte deuten auf die gr\u00f6\u00dfte t\u00f6dliche Gefahr hin.\u00a0 Nat\u00fcrlich steht das Wort „Fluss“ in \u00c4gypten f\u00fcr den Nil. Aber als namenloser Fluss wird die Geschichte auf gef\u00e4hrliche Fl\u00fcsse im Allgemeinen gem\u00fcnzt. Die sch\u00fctzende Arche wird hier in einem extrem gef\u00e4hrlichen Umfeld platziert. Schutz oder Wasser \u2013 welche Seite wird gewinnen?<\/p>\n

Was tut diese Frau? K\u00f6nnen wir uns vorstellen, dass sie es wagt, selbst mit dem bestm\u00f6glichen Schutz, das Kind einem so gef\u00e4hrlichen Element wie einem Fluss auszusetzen? Ihre Tat ist bemerkenswert in einer Situation der Unterdr\u00fcckung\u00a0 und der verdeckten Verbrechen. Niemand kann wagen, frei zu protestieren, niemand kann offen Widerstand leisten: Die T\u00f6tungen geschehen im Geheimen und es gibt keine Aussicht auf Hilfe.<\/p>\n

Das Kind ins Schilf zu setzen, hat zwei Bedeutungen: es ist sichtbar und es setzt ein Zeichen. Wer auch immer dieses Kind t\u00f6ten will, muss es \u00f6ffentlich tun. Dadurch wird das politische Verbrechen offenbar und sichtbar. Hier ist ein Regime, das t\u00f6tet und Leben vernichtet! Das Kind in einer Arche in dem Fluss auszusetzen, ist ein verzweifelter Hilferuf. Dieser Fluss ist das Wasser des Todes; es sollte rot sein vom Blut aller Jungen, die dort ermordet wurden! Sie schreit es heraus \u2013 nicht mit Worten, aber indem sie offen darauf zeigt, was tagt\u00e4glich passiert. Ihre Tat ist paradox, aber sie macht das Versteckte offenbar. Sie agiert im Gegensatz zu ihrer „normalen“ Rolle. Aber sie lebt auch nicht in „normalen“ Zeiten. Sie, die dem Kind das Leben gab, setzt es nun der t\u00f6dlichen Gefahr aus. Es ist ein politischer Weckruf an alle, die dieselben Werte teilen, die f\u00fcr das Leben arbeiten und gegen Unterdr\u00fcckung, lebensverachtende Umst\u00e4nde und Mord.
\nEs wird nicht ihre einzige Rolle in dieser Geschichte sein.<\/p>\n

Als ihr Protest Erfolg hat, kann sie die Rolle, die ihr in einem normalen Leben zustehen w\u00fcrde, doch noch einnehmen: eine Mutter zu sein, die ihr Kind ern\u00e4hrt. Und dar\u00fcber hinaus wird sie daf\u00fcr sogar noch von der Tochter des Pharaos bezahlt. Im Wissen, dass das Kind gerettet ist, bringt sie es zu der anderen Tochter in dieser Geschichte, der Tochter des Pharaos (V. 10). Sie hat Erfolg: das Kind wird leben!<\/p>\n

\"Weltbundgebetswoche<\/a>

Weltbundgebetswoche 2014<\/p><\/div>\n

Fragen zur Reflektion<\/strong><\/p>\n