Stotterchamp – CVJM-Blog https://blogarchiv.cvjm.de Stark im Leben! Tue, 22 Oct 2019 13:47:48 +0000 de-DE hourly 1 Mit dem „Stotterc(h)amp“ über sich hinauswachsen https://blogarchiv.cvjm.de/2019/10/22/stotterchamp-ueber-sich-hinauswachsen/ https://blogarchiv.cvjm.de/2019/10/22/stotterchamp-ueber-sich-hinauswachsen/#respond Tue, 22 Oct 2019 13:47:48 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=32465
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Im Sommer fand zum 19. Mal die internationale Stotterintensivtherapiewoche “Stotterc(h)amp” im schweizerischen Tägerwilen statt.

Teilnehmende und Team bei der 19. internationalen Stotterintensivtherapiewoche „Stotterc(h)amp”

Unter der Begleitung und Anleitung eines achtzehnköpfigen, interdisziplinären Mitarbeiterteams (Logopädinnen, Erlebnispädagogen) wurde eine Teilnehmergruppe von neun stotternden Kindern über einen Zeitraum von sieben Tagen intensiv sprachtherapeutisch sowie erlebnispädagogisch begleitet.

Möglich macht das besondere Therapie-Sommerlager das Engagement eines Mitarbeiterteams aus Haupt- und Ehrenamtlichen zweier Hochschulen: der CVJM-Hochschule in Kassel und der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich. Zwischen beiden Hochschulen besteht seit 2013 eine bereichernde Kooperation, welche nicht nur das Fundament des Projekts bildet, sondern auch den wissenschaftlichen Anspruch verfolgt, mehr über die Verknüpfung von Logopädie und Erlebnispädagogik zu erfahren.

Die CVJM-Hochschule war dabei durch zwei Erlebnispädagogen des Instituts für Erlebnispädagogik vertreten.

Erfahrungsbericht von Lukas Späth

Einer der Erlebnispädagogen war in diesem Jahr Lukas Späth. Er begleitete als Teamtrainer erstmalig das Therapiesommerlager und berichtet im Folgenden wie er das Camp und die besondere Verknüpfung zwischen Stottertherapie und Erlebnispädagogik erlebt hat:

Zwei der Teilnehmer blieben mir besonders im Gedächtnis: Ihre Stottersymptomatik war meiner Ansicht nach stark ausgeprägt, sodass sie sich zu Beginn der Woche schwer taten, vor der Gruppe zu sprechen und immer wieder von starken Sprechblockaden „unterbrochen” wurden.

Umgebaute Zirkuswagen

Die Unterkünfte während der Woche sind umgebaute Zirkuswagen

Das für mich Besondere: Im Laufe der Woche machten sie, jeder für sich, sehr große Fortschritte im Umgang mit ihrem Stottern, wurden beim Sprechen vor der Gruppe mutiger, selbstbewusster und blieben, auch wenn es zwischendurch Rückschläge gab (oder einfach mal nicht so gut lief), motiviert am Ball.

Ein besonderer Moment war dabei der letzte Abend. Es war der Abschlussabend und jeder Teilnehmende durfte sich in die Gestaltung einbringen. Ein Abschlussabend wie man ihn von klassischen Freizeiten kennt.

Diese beiden Jungs waren in der Auswahl, wie sie sich einbringen wollten, ausgesprochen mutig: Sie meldeten sich als Moderatoren! Ein Job, der ja nun sehr viel reden vor der Gruppe bedeutet.

Über sich hinauswachsen

Ich war gespannt wie sie diese Sprechsituation (vor der Gruppe mit Mikrofon und Scheinwerfern) meistern würden. Als schließlich der Moment der Wahrheit gekommen war, waren alle Hemmungen wie weggefegt und sie hauten uns alle mit ihrer humorvollen, starken Moderation von den Bänken.

Niedrigseilgarten

Erlebnispädagogik im Wald

Das war ein wirklich besonderer Moment, sowohl für die beiden Jungs als auch für das Publikum. Es wirkte, als wären sie in diesem Moment sprichwörtlich über sich hinausgewachsen.

Ich stellte mir die Frage, wie es zu diesem Wandel kam? Die Antwort liegt für mich in der besonderen Verknüpfung von Logopädie und Erlebnispädagogik auf diesem Camp. Wir geben den Teilnehmenden nicht nur Möglichkeiten mit ihrem Stottern neu, anders, häufig für sie besser umzugehen, sondern versuchen auch das Selbstbewusstsein aufzubauen, mutig mit dem Stottern und dem neu Erlernten in die Welt zu treten. Selbstbewusstsein ist hier ein ganz zentrales Element.

Dies gelingt durch erlebnispädagogische Programmelemente, die individuell auf die Kinder abgestimmt werden. Beim Camp tritt eine Art der Individualpädagogik, eine gezielte Auseinandersetzung mit jedem Teilnehmenden, in den Vordergrund, die ich bisher in der “klassischen” Erlebnispädagogik nur selten vorfinden konnte.

„Erlebnis-Logopädie“

Auf diesem therapeutischen Sommerlager geht es um die individuelle Verknüpfung von therapeutischen Inhalten und erlebnispädagogischen Zielstellungen. So konnten die Kinder bei gezielten Erlebnispädagogik-Übungen wie Bogenschießen, Floßbau, Slacklinen usw. nicht nur ihre neuen Sprechtechniken individuell in spannungsreichen Situation trainieren, sondern gleichsam Selbstbewusstsein aufbauen, um auch später diese Techniken und den neuen Umgang mit dem Stottern anzuwenden.

Mädchen beim Bogenschießen

Selbstvertrauen tanken beim Bogenschießen

Man könnte also fast sagen, dass durch diese Verbindung von Erlebnispädagogik und Logopädie eine ganz neue Disziplin geschaffen wird, eine Art Erlebnis-Logopädie.

Lukas Späth, Student an der CVJM-Hochschule, Erlebnispädagoge am Institut für Erlebnispädagogik

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Ich stottere – na und? Institut für Erlebnispädagogik beim Stotterchamp in der Schweiz https://blogarchiv.cvjm.de/2016/07/21/ich-stottere-na-und-institut-fuer-erlebnispaedagogik-beim-stotterchamp-in-der-schweiz/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/07/21/ich-stottere-na-und-institut-fuer-erlebnispaedagogik-beim-stotterchamp-in-der-schweiz/#respond Thu, 21 Jul 2016 10:01:23 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=25375
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Fast zeitgleich zischen die Carbon-Pfeile durch die Luft und treffen gemeinsam mit vier lauten Schlägen ins Ziel. Applaus erschallt über die Zeltwiese am Waldrand des Bodensees in Tägerwilen (Schweiz).

Prof. Wolfgang G. Braun beim Bogenschießen

Prof. Wolfgang G. Braun beim Bogenschießen

Gerade haben vier Teilnehmende des Stotterchamps (*) – einer Stotterintensivtherapiewoche, durchgeführt durch die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich und die IB GIS Medizinische Akademie Freiburg – Schule für Logopädie – ihren letzten Pfeil geschossen. Nach zwei Stunden intensiver Arbeit mit dem Bogen reflektieren sie gemeinsam mit ihren Paten – allesamt Studierende der beiden Trägerschulen – ihre Erlebnisse.

Es wird deutlich: Das Bogenschießen bietet einige Metaphern und Bilder, die mit den Techniken zur Stottermodifikation übereinstimmen und die helfen können, diese zu verinnerlichen. Die Körperhaltung und Atmung sind ebenso wichtig, wie die Konzentration, das „Lockerlassen“ und die Technik an sich.

Angeleitet wurden die Teilnehmenden durch Henry Esche vom Institut für Erlebnispädagogik der CVJM-Hochschule und Prof. Wolfgang G. Braun der HfH Zürich. Nun besteht die Zeit, gemeinsam individuelle Schlüsse aus dem Bogenschießen zu ziehen.

Henry Esche, Prof. Dr. Germo Zimmermann und Samuel Bauer vom Institut für Erlebnispädagogik

Henry Esche, Prof. Dr. Germo Zimmermann und Samuel Bauer vom Institut für Erlebnispädagogik

Grundlage der Zusammenarbeit zwischen der CVJM-Hochschule und den beiden Träger-Schulen ist eine Kooperation, die im vergangenen Jahr geschlossen wurde (zur Pressemitteilung).

Aus der gemeinsamen Arbeit sind bereits erste Beiträge in wissenschaftlichen Fachzeitschriften entstanden, die die Grundlage für weitere Forschung und Praxisentwicklung bieten. Henry Esche und Germo Zimmermann zeigen in ihrem Beitrag in der internationalen Zeitschrift für handlungsorientiertes Lernen die Bedeutung erlebnispädagogischer Aktivitäten in der Logopädie auf. Und das Team um Wolfgang G. Braun hat ein Resümee über 15 Jahre Stotterintensivtherapie am Bodensee gezogen.

Gemeinsam soll nun aus wissenschaftlicher Perspektive erforscht werden, auf welche Weise die Kombination der handlungs- und erfahrungsorientierten Methode der Erlebnispädagogik einen vertieften Beitrag zur besseren Erreichung stottertherapiespezifischer Ziele leisten kann.

Das Stotterchamp-Gelände am Rande des Bodensees in der Schweiz

Das Stotterchamp-Gelände am Rande des Bodensees in der Schweiz

„Wir freuen uns, dass wir hier innovative Wege gehen und unseren Blick der Erlebnispädagogik hoffentlich gewinnbringend in die logopädische Arbeit mit einbringen können“, so Prof. Dr. Germo Zimmermann, der seitens der CVJM-Hochschule die wissenschaftliche Perspektive der Kooperation verantwortet.


(*)  „Stotterchamp“ ist ein Wortspiel: Wäh­rend des Auf­ent­halts in der Intensivtherapie in einem Camp können stotternde Kinder und Jugendliche sich als Champs erfahren, weil sie den Mut aufbringen, an ihrer Sprache zu arbeiten.


Literatur zum Thema:

Esche, Henry/Zimmermann, Germo (2015): Erlebnispädagogik trifft Stottertherapie. Zur Bedeutung erlebnispädagogischer Aktivitäten in der Logopädie. In: e&l (erleben und lernen) – Internationale Zeitschrift für handlungsorientiertes Lernen. Jg. 35 (5). 20-24.

Braun, Wolfgang G./Schneider, Karl/Kohler, Jürgen (2016): Sprechen als Hochseilakt: 15 Jahre Stotterchamp am Bodensee. Stotterintensivtherapie – Lehrveranstaltung – Erlebnispädagogik. In: Forum Logopädie. Jg. 30 (2). 2-9.

 

 

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