Inhaltlich ging es schwerpunktmäßig um aktuelle Herausforderungen in der europäischen CVJM-Bewegung, verschiedene Updates aus der laufenden Arbeit des YMCA Europe sowie aktuelle Projekte und Initiativen der Nationalverbände. Darüber hinaus gab es einen Ausblick auf das YMCA Europe Event „YMCA175“, das vom 4. bis 7. August 2019 in London stattfinden wird.
Aus Anlass des Tags der Deutschen Einheit teilte Silke Bölts, Teilnehmerin am Roots-for-Reconciliation-Programm des YMCA Europe, ihre Erfahrungen in einem wiedervereinten Deutschland, ihren Blick auf das heutige Europa und die Herausforderungen in der Welt und wie der CVJM diesen begegnen kann. Anschließend gestaltete Stefan Westhauser, Leiter des Instituts für Erlebnispädagogik der CVJM-Hochschule, eine Team Challenge mit den Generalsekretären.
Aber auch der persönliche Austausch war wichtig. Bei einem German Evening durften die Gäste aus Europa eine ortsansässige Brauerei kennenlernen und sich mit nordhessischen Spezialitäten verköstigen lassen. Juan Simoes, Generalsekretär des YMCA Europe, begrüßte in diesem Rahmen Hansjörg Kopp als neuen deutschen CVJM-Generalsekretär und verabschiedete Tabea Kölbel, Bereichsleiterin CVJM weltweit, aus der europäischen CVJM-Familie.
Wer Interesse hat, sich auf europäischer Ebene zu vernetzen, ist schon jetzt herzlich zur nächsten Unify-Konferenz vom 1. bis 4. März 2018 in Cluj, Rumänien, zum Thema „Called to serve!“ eingeladen. Mehr dazu unter http://www.ymca-unify.eu/european/unify_2018. Die Weltratstagung und Missionskonferenz in Chiang Mai, Thailand, bieten darüber hinaus eine gute Gelegenheit der weltweiten Begegnung und Vernetzung. Mehr dazu unter www.cvjm.de/weltratstagung.
]]>Zu bestimmten politischen Angelegenheiten habe ich natürlich eine gewisse Haltung, bei anderen bin ich mir nicht sicher, ob ich die Komplexität des Sachverhalts wirklich durchblicke. Manchmal bleibt auch gar keine Zeit, den Durchblick zu suchen – schon ist die nächste Meldung aktuell.
In Zeiten dieser Schnelllebigkeit bleibt es oft aus, sich tiefer in Themen hineinzulesen, die verschiedenen Einstellungen der Akteurinnen und Akteure zu bedenken und sich eine eigene Haltung zu bilden.
Genau darum geht es bei den Seminaren des Peace Work Institutes (im Folgenden: PWI) des Projekts „Roots for Reconciliation“ (Wurzeln für Versöhnung) vom CVJM Europa.
Es möchte junge Menschen dazu anregen, „die Stimme und nicht das Echo zu sein“ – so lautet das Motto dieses Projekts. Es geht darum, einen Austausch zu den Themen „Frieden und Konflikt“ zwischen jungen Menschen aus verschiedenen Ländern Europas zu schaffen; Ländern, die teilweise selbst miteinander im Konflikt stehen.
Vom 3. bis zum 9. April 2017 fand die erste Woche des diesmaligen PWI in Tiflis, Georgien, statt. Das PWI begleitet die Mitwirkenden durch Seminare und Coaching insgesamt zwei Jahre lang. Die Teilnehmenden sollen dazu befähigt werden, selbst Projekte zu initiieren, die Friedensarbeit leisten.
Wie facettenreich Friedensarbeit aussehen kann, konnten die Teilnehmenden schon während der ersten Seminarwoche erfahren: Es wurde überlegt, wie Konflikte entstehen, welche tatsächlichen Gründe Konflikte zu Grunde liegen, welche Akteurinnen und Akteure in Konflikte verwickelt sind, wie ein kritischer Umgang mit Medien und digitaler Aktivismus aussehen kann, welche Themen im Zusammenhang mit Frieden stehen und wie gelebter Friede wahr werden kann.
Dabei ging es nicht nur theoretisch zu, sondern auch ganz praktisch durch Rollenspiele, Simulationen, Gruppenarbeiten und spielerische Übungen. Die Teilnehmenden waren dazu aufgefordert, verschiedene Sachverhalte zu diskutieren, bestehende Meinungen zu reflektieren und Haltungen zu besprochenen Themen zu bilden.
Besonders eindrücklich waren für mich die Begegnungen und der Austausch mit den anderen Teilnehmenden sowie den Leitenden des Seminars; bereichernd die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe und Erzählungen von bereits bestehenden Erfahrungen aus der Friedensarbeit; motivierend die unterschiedlichen Visionen im Zusammenhang mit Frieden und vor allem bestärkend, dass es tagtäglich nicht nur viele komplexe Meldungen und Neuigkeiten gibt, sondern auch motivierte Menschen, die sich mit diesen Sachverhalten kritisch auseinandersetzen und in Austausch treten möchten.
Denn wie Mahatma Gandhi schon sagte, gibt es keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg. Ich bin gespannt, wo die Wege der 30 jungen Friedensstifterinnen und Friedensstifter in den nächsten zwei Jahren hinführen und welche Spuren sie hinterlassen werden.
Mona Hein, ehrenamtliche Mitarbeiterin im EJW-Weltdienst
Der CVJM Deutschland unterstützt „Roots for Reconciliation“ mit Aktion Hoffnungszeichen. Spenden dafür sind hier möglich unter der Projektnummer 42551.
]]>Das Programm wird von Brot für die Welt gefördert. Auch der deutsche CVJM unterstützt die aktuelle Programmphase über Aktion Hoffnungszeichen und hat mit einem Projektantrag bei der Evangelischen Kirche von Westfalen zusätzliche Mittel für RfR akquirieren können.
Für die aktuelle Programmphase läuft noch bis zum 15. Januar ein sogenannter „Call for Participants“.
Junge Menschen aus ganz Europa sind damit aufgerufen, sich für die aktuelle Programmphase zu bewerben. Für den deutschen CVJM sind zwei Plätze „vorreserviert“. Wir bitten euch deshalb, junge Menschen, die sich in der Friedens- und Versöhnungsarbeit engagieren wollen, auf die Ausschreibung hinzuweisen bzw. euch selbst zu bewerben.
Das Programm beinhaltet verschiedene Trainingseinheiten in den Jahren 2017 bis 2019. Die Programmkosten liegen bei 1.500 Euro pro Person (inkl. aller Reisekosten).
Wir würden uns freuen, wenn junge Menschen aus dem deutschen CVJM sich aktiv für Frieden und Versöhnung einsetzen und dieses Angebot des YMCA Europe dafür nutzen.
Weitere Informationen zu RfR findet ihr u. a. hier und hier.
Aktion Hoffnungszeichen unterstützt Roots for Reconciliation
Unter dem Motto „Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo“ wirbt der YMCA Europe für RfR, das darauf abzielt, junge Menschen zu einer friedvollen Umwandlung von gewaltreichen Konflikten in Europa zu befähigen.
Im Interview berichtet Vardan Hambardzumyan vom YMCA Europe über RfR.
Lieber Vardan, wie hat sich RfR über die Jahre entwickelt?
Wir sind jetzt im zehnten Jahr des Projektes Roots for Reconciliation. Es ist ganz klar eines der Programme geworden, das den europäischen CVJM kennzeichnet. Begonnen hat es mit einer Initiative im Kaukasus. Inzwischen hat es sich zu einem umfassenden europäischen Programm für die Stärkung junger Menschen entwickelt.
Auf welche Schwierigkeiten seid ihr gestoßen? Welche Herausforderungen erwartest du noch?
Friedensarbeit ist immer mit Herausforderungen verbunden. Sie ist in höchstem Maße abhängig von politischen, wirtschaftlichen, sozialen, technologischen, umweltbedingten, rechtlichen und auch emotionalen Bedingungen, unter denen sie durchgeführt wird. Diese Bedingungen sind in der heutigen Welt einem sehr schnellen Wandel unterworfen. Daher folgen wir bei RfR dieser Formel: Das Erlernte sollte größer sein als der Wandel.
Das Projekt RfR brachte – als Reaktion auf den Krieg im Jahr 2008 – eine der ersten Initiativen von Nichtregierungsorganisationen für den Georgisch-Russischen Friedensdialog hervor, ganz ähnlich wie den Russisch-Ukrainischen Dialog als Reaktion auf die Ukrainekrise von 2014.
Das Projekt RfR ist eine ständige Reise durch neu entstandene Konflikte geworden: Das verlangt schnelle Planänderungen, kritisches Denken und kreative Lösungen.
Warum ist RfR im europäischen Kontext so wichtig?
Albert Einstein sagte: „Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben – nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen.“
Leider ist das heutige Europa tatsächlich ein gefährlicher Ort geworden. Die Massenmedien sind voll schlimmer Nachrichten. Die Handlungsoptionen in der Friedensarbeit sind unterschiedlich: beginnend mit erzwungenen militärischen Maßnahmen bis hin zur Erziehung zu einer Kultur des Friedens. Jede Option braucht andere Akteure. Bei der Theorie des Wandels von RfR geht es darum, was wir dafür tun, damit die Hoffnung auf Frieden bei den nachfolgenden Generationen lebendig bleibt.
Seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert agiert der CVJM innerhalb von und mit Konflikten. Das Projekt RfR ist eine Reaktion darauf, und dieses Vermächtnis verpflichtet uns, den CVJM zu einem kompetenten Akteur der Friedensbewegung zu formen.
Ist es einfach gewesen, Teilnehmende für das Projekt zu finden?
Wir hatten keine Probleme gute Teilnehmende zu finden – kritisch denkende junge Erwachsene mit einem starken Gefühl für soziale Verantwortung. Die meisten von ihnen qualifizieren sich gern weiter, um gute Multiplikatoren für die Umwandlung von Konflikten zu werden.
Die Probleme ergeben sich eher auf der Organisationsebene – viele CVJM in Europa denken zu wenig strategisch bei der Fortbildung ihres Führungspersonals: Sie sollten die jungen Leute nicht nur stärken und aufbauen, sondern dies auch in einen sozialen Zusammenhang einbetten.
Sind Jugendliche seit der Ukrainekrise stärker für friedensschaffende Aktivitäten sensibilisiert? Welche Auswirkungen hatte die Ukrainekrise auf RfR?
Meiner Meinung nach markierten die Ereignisse in der Ukraine unglücklicherweise den Beginn einer Identitätskrise des gegenwärtigen Europas. Diese Krise hat direkte Auswirkungen auf die Entwicklung und Lebenschancen junger Menschen in ganz Europa. Dadurch sind sie zu eher pragmatischen Friedensaktivisten geworden.
Die Rolle und die Chance des CVJM ist es, sie mehr für positive Werte und Aktivitäten zu öffnen.
Vielen Dank, Vardan!
Interview und Übersetzung aus dem Englischen: Gabriele Dumeier, Assistenz Aktion Hoffnungszeichen
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