Geflüchtete – CVJM-Blog https://blogarchiv.cvjm.de Stark im Leben! Fri, 03 Jul 2020 10:03:52 +0000 de-DE hourly 1 Online-Netzwerktreffen der Projektgruppe Interkulturelle Öffnung https://blogarchiv.cvjm.de/2020/07/03/netzwerktreffen-interkulturelle-oeffnung/ https://blogarchiv.cvjm.de/2020/07/03/netzwerktreffen-interkulturelle-oeffnung/#respond Fri, 03 Jul 2020 10:03:25 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=33745
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[Ein Bericht von Annika Völker]

Ein Vernetzungstreffen im Netz: Das scheint vom Wort her zunächst gar nicht abwegig, und doch ist es ganz anders, als sich real zu treffen.

Zoom-Meeting

Das Vernetzungstreffen der Projektgruppe Interkulturelle Öffnung fand dieses Mal online statt

Netzwerken: Das ist das Kennenlernen und Wiedersehen von anderen Menschen, die oft ebenfalls in einem bestimmten Bereich und mit Menschen unterwegs sind. Das ist der Austausch von gesammelten Erfahrungen, das Anteilnehmen, Dazulernen und das gemeinsame Spinnen von Ideen, das ist gegenseitige Unterstützung – alles wichtige Bestandteile in der interkulturellen Arbeit.

Wir trafen uns mit knapp 30 Leuten am Samstag, den 20. Juni digital, lernten uns in kleinen Gruppen kennen und hörten nach einem geistlichen Impuls über Unrecht zwei kurze Themenreferate.

Yasin Adigüzel (EJW) erzählte uns von seinen gesammelten Erfahrungen im Umgang mit schwierigen Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Jede und jeder von uns, die oder der auf Freizeiten war, kann sich bestimmt einige Szenarien vorstellen, in denen es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Jugendlichen mit ihren Herausforderungen, Bedürfnissen und Sorgen zu sehen.

Yasin machte uns Mut, Konflikte immer als Chance zu sehen und durch ebendiese auch eine tiefe Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, sie in ihren Herausforderungen und Anliegen zu begleiten und zu stärken.

Auch um die Themen rechtsextremistischer Sprüche, Anfeindungen oder gar körperlicher oder seelischer/psychischer Angriffe sollte es gehen. Andrea Bolte (CVJM-Westbund) gab uns einen Einblick in die doch sehr unterschiedlichen Begriffsdefinitionen und zeigte uns einige Beispiele von „Stammtischparolen“.

Wir wurden darin bestärkt, menschenverachtende Behauptungen oder Äußerungen nicht einfach stehenzulassen, sondern direkt und klar zu widersprechen: „Jede Reaktion ist besser als keine Reaktion.“ Wir sollten jedoch auch sehr ehrlich zu uns selbst sein und uns fragen, wo wir evtl. Meinungen oder bestimmte Phrasen – und sei es nur durch das wiederholte Hören – langsam übernehmen und zu glauben beginnen oder mit welchen Vorurteilen wir auch nach langer Arbeit mit Menschen aus uns „fremden“ Kontexten (jeglicher Art) noch behaftet sind.

Einen sehr gelungenen Abschluss bildete das im Anschluss stattfindende, freiwillige gemeinsame Kochen des syrischen Rezeptes Mjaddara, welches Lilav Hannan (EJW) mit uns teilte und beim Kochen durch Anleitung und Beantworten von Fragen bestens unterstützte. Ein sehr leckeres und doch recht einfaches Essen, welches der eine oder die andere bestimmt wieder kochen wird.

Annika Völker, CVJM-Sekretärin für das Projekt „Damit Geflüchtete Heimat finden“ im CVJM Baden

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Fast 80 Millionen Menschen sind auf der Flucht https://blogarchiv.cvjm.de/2020/06/19/80-millionen-menschen-auf-flucht/ https://blogarchiv.cvjm.de/2020/06/19/80-millionen-menschen-auf-flucht/#respond Fri, 19 Jun 2020 10:12:25 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=33673
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In dieser Woche wurde der Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR veröffentlicht und zeigt die weiter steigenden Zahlen von Flüchtlingen auf. Der Bericht erscheint jährlich zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni.

Statistik Menschen auf der Flucht 2019

Statistik des UNCHR zur Zahl von Flüchtlingen weltweit

Ende des Jahres 2019 waren über 79,5 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. 26 Millionen dieser Menschen sind Flüchtlinge, die vor Konflikten, Verfolgung oder schweren Menschenrechtsverletzungen aus ihrer Heimat flohen. 40 % der Flüchtlinge sind Kinder unter 18 Jahren. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge weltweit sind Binnenvertriebene, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht sind. (Quelle: unhcr.org)

Ein Drittel der Flüchtlinge kommt aus fünf Ländern

„68 % dieser Menschen kommen aus fünf Ländern, nur fünf: Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und Myanmar. Sie wissen, was das bedeutet. Wenn die Krisen in diesen Ländern beendet werden würden, wären vermutlich 68 Prozent der weltweiten Vertreibung auf dem Weg einer Lösung“, so UN-Flüchtlingskommisar Filippo Grandi gegenüber der ARD-Tagesschau.

Diese hohe und immer weiter steigende Zahl von Menschen auf der Flucht macht weiter deutlich, dass die Bekämpfung dieser Problematik vielseitige Maßnahmen braucht. Es muss bedacht werden, wo Geflüchtete aufgenommen werden können und wo sie sicher leben können. Genauso braucht es Maßnahmen vor Ort, die Fluchtursachen entgegenwirken.

Fluchtursachen entgegenwirken

Eine solche Maßnahme hat der YMCA im Südsudan gestartet. Viele junge Menschen haben Schwierigkeiten, vor Ort eine Beschäftigung aufzunehmen. Denn seit der Unabhängigkeit des Staates im Jahr 2011 wurde Englisch als offizielle Landessprache eingeführt. Die meisten Menschen sprechen aber nur ihre Stammessprache, müssen Englisch erst lernen, um überhaupt eine Jobvermittlungsstelle in Anspruch nehmen zu können.

Der YMCA hat diesen Bedarf gesehen und 2018 ein Kursprogramm gestartet, in dem junge Menschen Englisch lernen. Damit erhalten sie eine Chance, sich im Südsudan eine Zukunft aufzubauen und nicht in anderen Ländern Zuflucht suchen zu müssen.

Das Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen in diesem noch jungen Staat führt immer wieder zu Konflikten. Der YMCA wirkt in diesem Umfeld auch friedensstiftend, denn in seinen Programmen kommen Menschen aus unterschiedlichen Gruppen zusammen.

Dieses Projekt des YMCA Südsudan wird von Aktion Hoffnungszeichen über drei Jahre gefördert. Es ist eines der Projekte aus dem Bereich „Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit“. Die steigende Zahl von Flüchtlingen weltweit zeigt uns, wie wichtig es ist, sich für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen.

Deshalb fördern wir bewusst Projekte in diesem Bereich. Hier kannst du uns helfen, dieses und weitere Projekte zu unterstützen.

Mit dem Programm Aktion Hoffnungszeichen unterstützt der CVJM Deutschland Projekte zur Förderung junger Menschen in YMCAs weltweit.

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Das Projekt „Jugendhilfe integriert“ an der CVJM-Hochschule https://blogarchiv.cvjm.de/2020/06/05/projekt-jugendhilfe-integriert/ https://blogarchiv.cvjm.de/2020/06/05/projekt-jugendhilfe-integriert/#respond Fri, 05 Jun 2020 13:29:05 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=33520
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Seit September 2019 gibt es „Jugendhilfe integriert“ – ein Projekt, das Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund oder auch jungen Menschen aus sozial-benachteiligten Lebenslagen durch die Vergabe von Stipendien eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin / zum staatlich anerkannten Erzieher an der CVJM-Hochschule ermöglicht.

Flyer

Flyer für die Ausbildung an der CVJM-Hochschule mit „Jugendhilfe integriert“

Es geht aber noch um viel mehr als nur um finanzielle Unterstützung: intensive Begleitung in ausländerrechtlichen Fragen und Fragen der Lebensgestaltung, soziale Integration, Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten, Lern- und Sprachförderung. Auch regelmäßige Treffen der Studierenden untereinander sind feste Bestandteile des Projekts.

Der Integrationscoach ist ebenfalls in das Projekt eingebettet, ist aber gleichzeitig auch ein eigenständiges Modul, das auch von außenstehenden Personen absolviert werden kann.

Auch vorher schon gab es immer wieder Studierende mit Migrationshintergrund an der CVJM-Hochschule. Was ist also neu daran?

Das Projekt „Jugendhilfe integriert“ ist ein Kooperationsprojekt mit dem Landkreis Kassel

„Jugendhilfe integriert“ wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und ist ein Kooperationsprojekt mit dem Landkreis Kassel. Mit dem Stipendien- und Unterstützungsangebot ist das Projekt breit angelegt und ermöglicht bis zu sechs Fachschul-Studierenden pro Jahrgang die Ausbildung.

Im Ausbildungsjahr 2019/20 konnten fünf Studierende in das Projekt aufgenommen werden. Aktuell läuft das Bewerbungs-/Aufnahmeverfahren für den kommenden Ausbildungsstart.

Zuständig für „Jugendhilfe integriert“ sind der Projektleiter Frank Weber und die neue Projektmanagerin Anthea Roth (hier stellt sie sich im Interview vor).

HMSI-Sozialbudget

Logos des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sowie des „Sozialbudgets“

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Integrationscoach: Raum zum Nach-, Mit- und Weiterdenken https://blogarchiv.cvjm.de/2019/11/12/integrationscoach-2019/ https://blogarchiv.cvjm.de/2019/11/12/integrationscoach-2019/#comments Tue, 12 Nov 2019 09:29:49 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=32517
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[Ein Beitrag von Hajnal Kecseti]

Im Oktober startete der vierte Kurs der Weiterbildung zum Integrationscoach und zur interkulturellen Beraterin / zum interkulturellen Berater in Spangenberg.

Gruppenfoto

Teilnehmende an der Weiterbildung zum Integrationscoach auf dem Himmelsfels mit Projektleiter Johannes Weth

Die Weiterbildung vermittelt die Unterschiede der Mono, Multi-, Inter- und Transkulturalität und setzt diese miteinander in Verbindung. An dieser Stelle kommt der interkulturellen Kompetenz eine bedeutende Rolle zu.

Desweitern wurden die drei „F“-Dimensionen (Frieden, Freiheit, Freude) als Grundlage für die interkulturelle Arbeit vorgestellt. Es wurde deutlich, dass es uns Freude macht, wenn wir in Frieden frei sind. Auch wurde deutlich, dass die nationale Identität nicht der zentrale Identifikationspunkt der Menschen ist und deshalb im interkulturellen Miteinander zurückgestellt werden sollte. Danach wird es machbar, mit der Hilfe von Empathie und Toleranz zwischen Kulturen Frieden zu stiften, negative Vorurteile und Perspektiven aufzulösen und sie zu verändern.

Himmelsfels-Reisepass für die Teilnehmenden

Himmelsfels-Reisepass für die Teilnehmenden

Die theoretischen Überlegungen der Wahrnehmung und Wertschätzung anhand der Prinzipien des Coachings haben dazu beigetragen, dass ich Vielfalt und neue Perspektiven annehmen und respektieren kann.

Der Kurs ist eine große Chance, weil man von vielen anderen Kulturen erfahren und dadurch für eine zukünftige Zusammenarbeit Netzwerke bauen kann.

Zwei Teilnehmende auf dem Himmelsfels

Zwei Teilnehmende auf dem Himmelsfels

Es war einfach faszinierend die gastfreundliche und familiäre Atmosphäre am Himmelsfels zu erleben. Wir, als Teilnehmende, sind ein Mosaikteil von dieser großen interkulturellen Familie geworden.

Die Basis vom Integrationcoach ermöglicht es den Teilnehmenden, interkulturelle Erfahrungen zu machen und Kompetenzen zu gewinnen.

Die Weiterbildung zum Integrationscoach bei einer Einheit auf dem Himmelsfels

Die Weiterbildung zum Integrationscoach bei einer Einheit auf dem Himmelsfels

Beim nächsten Studienmodul im November, welches an der CVJM-Hochschule stattfinden wird, werden die Themen der interkulturellen Herausforderungen behandelt.

Ich freue mich auf alles, was noch vor uns steht, hoffend, dass die Weiterbildung zum Integrationscoach für den Teilnehmenden eine ständige Quelle zum Auftanken und zur Weiterentwicklung sein wird.

Hajnal Kecseti, Teilnehmerin der Weiterbildung zum Integrationscoach

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Von Brückenbauern und Anpackenden: Integrationscoach https://blogarchiv.cvjm.de/2019/06/13/von-brueckenbauern-und-anpackenden-integrationscoach/ https://blogarchiv.cvjm.de/2019/06/13/von-brueckenbauern-und-anpackenden-integrationscoach/#respond Thu, 13 Jun 2019 14:05:08 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=31534
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[Ein Beitrag von Lilli Wiebe]

Weiterbildung zum Integrationscoach in Kooperation mit der Stiftung Himmelsfels zum dritten Mal erfolgreich beendet

Ein Gespräch mit zwei Teilnehmenden

„Die Weiterbildung zum Integrationscoach hat mir geholfen, meinen eigenen Integrationsprozess zu verstehen und befähigt mich, diesen zu einer Erfolgsgeschichte werden zu lassen“, resümiert Raymond, der sich selbst als in Deutschland lebender „Schwarz–Afrikaner“ bezeichnet.

Integrationscoachteilnehmer am Himmelsfels

Teilnehmende an der Weiterbildung zum Integrationscoach auf dem Himmelsfels mit Pastor Steve Ogedebge

Die Weiterbildung zum Integrationscoach und zur Interkulturellen Beraterin bzw. zum Interkulturellen Berater wird durch die Evangelische Schulstiftung und die Tafel-Akademie gefördert, indem Menschen mit Migrationsgeschichte die Teilnahme am Kurs ermöglicht wird. Sie richtet sich an alle, die sich beruflich oder ehrenamtlich weiterbilden und zudem ihre interkulturellen Kompetenzen erweitern wollen.

Bereits zum dritten Mal fand der Kurs ein erfolgreiches Ende, so dass an 40 Teilnehmende ein Zertifikat ausgehändigt werden konnte.

Grundlagen erlernen

Teile des Kurses finden in den Räumlichkeiten der Stiftung „Himmelsfels“ statt, die die Weiterbildung zusammen mit der CVJM-Hochschule anbietet. Auf die Frage nach einem Aha-Erlebnis erinnert sich Evrim an die nachgestellte „Einreise“ in ein „internationales Gebiet“ auf dem Gelände der Stiftung Himmelsfels. Diese ergänze hervorragend die Thematik und Inhalte des Kurses.

Ray führt aus, dass für ihn das Wertvollste am Kurs die interkulturelle Zusammensetzung der Teilnehmenden ist. Er beschreibt, dass die persönlichen Geschichten und Erfahrungen der Teilnehmenden aus unterschiedlichen Kulturen dazu beitragen, den Integrationsprozess greifbar und verständlich zu machen. Theoretisch werden diese praktischen Begegnungen durch bildungspolitische Inhalte der Flucht- und Migrationsgeschichte untermauert.

Integrationscoachteilnehmer gemeinsames Kochen

Die Weiterbildung ist geprägt von einer starken Kursgemeinschaft

Praktisch werden

Die Weiterbildung hat das Ziel, die Teilnehmenden zu Brückenbauern auszubilden, die in die Gesellschaft hinein wirken. Dies wird anhand eines abschließenden Praxisprojektes, welches jeder Teilnehmende persönlich in seinem sozialen Umfeld ausführt, erprobt. Die Inhalte des Kurses befähigen Ryan für seine ehrenamtliche Tätigkeit im CVJM. Er persönlich hat besonders viel für das interreligiöse Miteinander gelernt.

Die Teilnahme an der Weiterbildung hat Evrim motiviert. Sie resümiert: „Wir müssen mehr tun! Mehr gegen jegliche Art von Diskriminierung. Das war mir schon immer bewusst, nur wusste ich nicht, wie ich es anpacken kann. Der Kurs klärt auf und vermittelt das Handwerk dazu. Unsere Gesellschaft braucht Vielfalt. Wir leben von Vielfalt.”

Mitmachen möglich

Im Oktober dieses Jahres startet ein neuer Kurs. Genaue Daten und weitere Informationen findet ihr auf der Webseite der Weiterbildung. Interessierte können sich noch bis Ende September anmelden.

Lilli Wiebe, Koordinatorin der Weiterbildung Integrationscoach an der CVJM-Hochschule

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Vom Ankommen in einer Flüchtlingsunterkunft https://blogarchiv.cvjm.de/2019/04/18/vom-ankommen/ https://blogarchiv.cvjm.de/2019/04/18/vom-ankommen/#respond Thu, 18 Apr 2019 08:30:28 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=31473
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[Ein Beitrag von Lilli Wiebe]

Wie läuft die Ankunft von Geflüchteten in Deutschland ab und wie fühlt sich das an?

ankommen

Geordnetes Durcheinander beim Ankommen

Diese Frage zu beantworten war Ziel des erlebnispädagogischen Planspieles der CVJM-Hochschule, an dem ca. 60 Studierende des vierten Semesters teilnahmen. Im Rahmen des Moduls „Integration, Migration, Interkulturalität, Asyl und Flucht“ mussten sie zur Flüchtlingshilfe des Landkreises Kassel in Fuldabrück „fliehen“.

Am Morgen des 11. April wurde die normale Vorlesung von Bijan Otmischi im Modul „Asyl und Flucht“ unterbrochen und die „Flucht“ angekündigt. Zunächst erhielten die Studierenden einen Crashkurs in Russisch, um das Gefühl für das Erlernen einer Fremdsprache zu erhalten. Danach bekam jeder nach dem Zufallsprinzip eine neue Identität zugeteilt. Die Identitäten waren nach Farben sortiert und stammten aus vier Ländern: der Türkei, Afghanistan, Zentralafrikanische Republik und dem Irak. Zudem gaben die „Identitätskarten“ Auskunft über die einzelne Person und Aufgaben, die während des Spiels erledigt werden sollten. So gab es z. B. Familien, die sich auf der Reise verloren hatten und ihre Familienmitglieder in der Unterkunft wiederfinden mussten.

ankommen

Teilnehmende kommen an und werden den Räumen zugewiesen

Die Studierenden machten sich teilweise, ihren Aufgaben gemäß, zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg von Kassel-Bad Wilhelmshöhe nach Fuldabrück. Bei der Ankunft in der Unterkunft wurden sie je nach Farben bzw. Nationen in die ersten Räume der Aufnahmeeinrichtung geschickt, in denen dann entweder eine medizinische Untersuchung, ein Interview oder eine erkennungsdienstliche Aufnahme auf sie warteten.

Warteschlange

Langes Warten und Unsicherheit erleben viel geflüchtete. Deshalb waren diese geplante Inhalte des Planspieles „Ankommen“.

Doch nicht nur der Tag, auch die Nacht wurde vor Ort verbracht. Viel Schlaf gab es nicht, da schon um 4:30 Uhr einer der Studierenden – seiner Rolle gemäß – lautstark versuchte, seine Weiterreise nach Schweden zu erzwingen.

Nach Beendigung des Planspiels mussten die Studierenden selbständig ihren Weg zurück zur CVJM-Hochschule finden, um dort pünktlich um 8:00 Uhr schon in der nächsten, normalen, Vorlesung zu sein.

Feedback und Fazit

Ein „organisiertes Chaos“ wie fehlende Informationen, langes Warten und viel Unsicherheit waren ein bewusster Teil des Planspiels. Auch die bevorzugte Behandlung einer Nation gegenüber den anderen Nationen gehörte dazu. So erfuhren die Studierenden am eigenen Leib, wie Stress, Ärger, Frust und ein Gefühl des Ausgeliefert-Seins entstehen – und wie sich das anfühlt.

Den Mitarbeitenden des Landkreises Kassel und der CVJM-Hochschule war dabei sehr bewusst, dass man in einem solchen Planspiel keine reale Flucht und kein reales Ankommen imitieren kann.

Das Planspiel der CVJM-Hochschule und des Landkreises Kassel hatte vielmehr den Zweck, die Studierenden auf künftige Tätigkeiten in dem Bereich Soziale Arbeit und Gemeindepädagogik vorzubereiten, indem sie in die Rolle von Geflüchteten schlüpfen. So sollten sie den Ankommens-Prozess, soweit es möglich ist, aus deren Sicht wahrnehmen. Die Erfahrungen aus dem Planspiel werden dabei helfen, entsprechende Konzepte für die spätere Arbeit zu entwickeln.

Nach Beendigung des Planspiels wurde persönlich und in der Gruppe reflektiert. Es wurde besprochen, was die Situation mit dem Einzelnen und der Gruppe gemacht hat und wie diese Erfahrungen in der späteren Tätigkeit als Sozialarbeiter/-in oder Gemeindepädagoge/-pädagogin angewendet werden können.

Ein besonderer Inhalt der Reflektion war das Gespräch mit einem wirklich Geflüchteten aus dem Iran. Die Geschichte seiner Flucht und seines Ankommens in Deutschland hatte auch dazu beigetragen, das Planspiel in Bezug zur Realität der Situation der Geflüchteten in Deutschland zu setzen.

Stimmen der Teilnehmenden

Reaktionen der Teilnehmenden waren z. B.: „Ich habe mich wie ein Nummer gefühlt und gar nicht wie ein Individuum. Niemand war an meiner persönlichen Geschichte interessiert“ oder auch „Ich habe mich ganz alleine gefühlt. Wie mag das wohl Geflüchteten gehen, die niemanden kennen und wirklich ganz allein sind?“

Dadurch, dass die Situation für einige Studierende emotional und körperlich sehr belastend war, kam eine Studierende am Ende für sich zu dem Schluss: „Jetzt verstehe ich die Geflüchteten etwas besser.“

Für ihre spätere Arbeit mit Geflüchteten nimmt eine Studierende mit: „Ich möchte jeden Menschen mit seiner Geschichte sehen. Niemand flieht ohne Grund.“

Lilli Wiebe, Modulverantwortliche des Moduls „Migration, Integration, Interkulturalität, Asyl und Flucht“


Das Planspiel in der Presse, z. B.

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„Beziehungen als Schlüssel für gelingende Integration“ https://blogarchiv.cvjm.de/2018/10/02/beziehungen-als-schluessel-fuer-gelingende-integration/ https://blogarchiv.cvjm.de/2018/10/02/beziehungen-als-schluessel-fuer-gelingende-integration/#respond Tue, 02 Oct 2018 13:33:35 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=30451
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CVJM veranstaltet Fachtag „Christliche Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft“

Herzlich willkommen beim Fachtag

Wie christliche Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft gelingen kann, damit beschäftigte sich am vergangenen Samstag der Fachtag „Christliche Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft“ an der CVJM-Hochschule in Kassel. 96 Haupt- und Ehrenamtliche aus der Arbeit mit Geflüchteten reisten dazu aus ganz Deutschland an, um sich über ihre Arbeit auszutauschen und neue Impulse zu erhalten.

Eva Kühne-Hörmann, hessische Landesjustizministerin, besuchte den Fachtag

Eva Kühne-Hörmann, hessische Landesjustizministerin, dankte in ihrem Grußwort allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren: „Migration macht Deutschland vielfältig und bunt. Ohne Sie wäre diese Arbeit nicht möglich.“

Pfarrer Hartmut Hühnerbein, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Wertestarter“

Der Fachtag wurde in Kooperation mit den „Wertestartern“, der Stiftung für christliche Wertebildung (Berlin), veranstaltet. Ihr Vorstandsvorsitzender Pfarrer Hartmut Hühnerbein hob die Bedeutung des Fachtags für jeden einzelnen Teilnehmenden hervor, denn: „Die Arbeit mit Geflüchteten kann nur in guter und produktiver Netzwerkarbeit geschehen.“

„Christliche Jugendarbeit arbeitet an der Kirche von morgen und nicht am Erbe von gestern. Als Christen werden wir durch die verschiedenen Kulturen der Geflüchteten in unserer Gemeindearbeit beschenkt“, appellierte Pfarrer Johannes Weth.

Pfarrer Johannes Weth, Stiftung Himmelsfels, mit einem geistlichen Impuls zum Einstieg

Er gehört zum Team der Stiftung Himmelsfels, einer internationalen und interkulturellen Lebens- und Glaubensgemeinschaft in Spangenberg bei Kassel. Es sei wichtig, dass „die Einheimischen“ Einladungen in ihrer Nachbarschaft annehmen: „Dazu gehört es, internationale Gemeinden zu besuchen und sich auch mit muslimischen Geschwistern zu treffen. Denn: Jugendkultur findet in unserer Nachbarschaft statt.“

Mike Corsa, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej), war einer der beiden Keynote-Speaker

Mike Corsa, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej), machte in seiner Keynote deutlich, dass Deutschland durch seine zentrale Lage schon immer ein Land war, das Zuwanderung erlebte: „Nach der Definition haben 20 Prozent der deutschen Bevölkerung einen Migrationshintergrund, das heißt, sie selbst oder ihre Eltern sind ohne deutsche Staatsangehörigkeit geboren. Doch blickt man 200 Jahre in der Geschichte zurück, dann hat wahrscheinlich die Hälfte der hier Anwesenden eine Migrationsgeschichte.“

Dr. Misun Han-Broich, Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule Berlin, spricht in ihrer Keynote über die Bedeutung des Ehrenamts für die Migration

Dr. Misun Han-Broich, Lehrbeauftragte an der Evangelischen Hochschule Berlin, sprach in ihrer Keynote zum Thema „Ehrenamtliches Engagement und Integration – Chancen und Grenzen für die Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft“. Sie betonte, dass das Ehrenamt ein unverzichtbarer Baustein zur Integration Geflüchteter sei: „Die größte Wirkung hat das Ehrenamt in der seelisch-emotionalen Integration. Hier werden Beziehungen zwischen Einheimischen und Geflüchteten aufgebaut.“

Wie wichtig Beziehungen sind, machte auch Peter Arthur, Pastor der interkulturellen christlichen Gemeinde Akebulan aus Berlin, deutlich: „Briefe mit Anlagen reichen nicht, um Menschen zu meinen Veranstaltungen einzuladen. Nur wenn wir sie persönlich ansprechen, kommen sie in unsere Gemeinden. Beziehungen sind der Schlüssel für gelingende Integration.“

Vernetzungstreffen „Mutig miteinander“ bietet Plattform für Austausch

Bereits am Freitag vor dem Fachtag trafen sich Ehren- und Hauptamtliche in der Arbeit mit Geflüchteten im CVJM zu einem Vernetzungstreffen unter dem Motto „Mutig miteinander“.

Die Teilnehmenden am Vernetzungstreffen

Die Teilnehmenden setzen sich in ihrem Alltag auf vielerlei Weise für Geflüchtete ein: in Begegnungscafés, indem sie Patenschaften für Geflüchtete übernehmen oder Unterkünfte für Geflüchtete betreiben. Der Austausch über Erfahrungen und gute Beispiele stand im Vordergrund.

Das Vernetzungstreffen wurde von der Projektgruppe „CVJM und Geflüchtete“ organisiert, die 2015 als Reaktion auf die große Zahl der nach Deutschland geflüchteten Menschen ins Leben gerufen wurde. Nun folgt ihr die Projektgruppe „Interkulturelle Öffnung im CVJM“.

Die Projektgruppe hatte für den CVJM Deutschland an einer Resolution zu Geflüchteten und Migration gearbeitet. Diese wurde im Juli bei der CVJM-Weltratstagung in Chiang Mai, Thailand, bei der mehr als 1300 Delegierte aus 70 CVJM-Nationalverbänden zusammenkamen, mit großer Mehrheit verabschiedet.

Dorothee Pfrommer, Leiterin der bisherigen Projektgruppe und stellvertretende Vorsitzende im Vorstand des CVJM Deutschland, betonte: „Migration ist von Anfang an ein wichtiger Bestandteil der Arbeit im weltweiten CVJM gewesen. Mit der Resolution haben wir das nun wieder neu in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt.“

Die Projektgruppe hat außerdem die Arbeitshilfe „Mutig miteinander“ herausgegeben. Darin berichten Haupt- und Ehrenamtliche aus dem CVJM über ihre Arbeit mit Geflüchteten. Die Arbeitshilfe kann in Druckform beim CVJM Deutschland bestellt oder auf www.cvjm.de/integration heruntergeladen werden.

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Einladung zum Vernetzungstreffen „Mutig miteinander“ https://blogarchiv.cvjm.de/2018/09/11/einladung-zum-vernetzungstreffen-mutig-miteinander/ https://blogarchiv.cvjm.de/2018/09/11/einladung-zum-vernetzungstreffen-mutig-miteinander/#respond Tue, 11 Sep 2018 12:13:08 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=30320
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Die Projektgruppe „CVJM und Geflüchtete“ des CVJM Deutschland lädt zum Vernetzungstreffen „Mutig miteinander“ ein. Teilnehmen können alle ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden des CVJM in der Arbeit mit Geflüchteten und für Integration.

Einladung zum Vernetzungstreffen „Mutig miteinander“

Das Vernetzungstreffen findet am Freitag, den 28. September von 18 bis 22 Uhr, im CVJM-Tagungshaus in Kassel statt.

Interessierte können sich unter www.cvjm.de/integration anmelden. Das Vernetzungstreffen ist kostenlos.

Für die Teilnehmenden besteht die Möglichkeit am nächsten Tag am Fachtag „Christliche Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft“ teilzunehmen. Im Tagungspreis ist auch das neue, gleichnamige Buch von Bianca Dümling, Kerstin Löchelt und Germo Zimmermann enthalten.

Anmeldungen sind unter www.cvjm.de/fachtag2018 möglich.

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CVJM verabschiedet Resolution zu Geflüchteten und Migration https://blogarchiv.cvjm.de/2018/08/10/resolution-zu-migration/ https://blogarchiv.cvjm.de/2018/08/10/resolution-zu-migration/#respond Fri, 10 Aug 2018 11:45:19 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=30260
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Migration ist auch künftig eine der wichtigsten Herausforderungen für junge Menschen

Auf der gerade zurückliegenden CVJM-Weltratstagung in Chiang Mai (Thailand) brachte die Delegation des deutschen CVJM eine Resolution ein, die mit überwältigender Mehrheit unterstützt und verabschiedet wurde.

lena bade

Lena Bade, CVJM Berlin, Mitglied der deutschen Delegation, stellt die Resolution zur Abstimmung dem CVJM-Weltrat vor

Diese Resolution erkennt Migration als eine der drängendsten Herausforderungen für junge Menschen heute und in Zukunft an. Angesichts von Konflikten, Kriegen, fehlenden Perspektiven und Klimawandel werden sich auch weiterhin vor allem junge Menschen aufmachen, um nach sicheren Lebensräumen und Perspektiven notfalls auch fern der ursprünglichen Heimat zu suchen.

Perspektiven für junge Menschen schaffen

Die Resolution erkennt an, dass weltweit in CVJM-Vereinen heute schon viel getan wird, um junge Menschen zu befähigen und zu stärken. Auf örtlicher, regionaler, nationaler und internationaler Ebene schafft der CVJM sichere Räume und Lebensperspektiven für junge Menschen. Diese Arbeit soll zukünftig verstärkt werden.

Daher vereinbaren die CVJM-Nationalverbände, künftig ihre Arbeit zu Migration und Flucht zu bündeln und noch stärker als bisher gemeinsam für junge Menschen einzutreten – sowohl in der lokalen Arbeit zur Eröffnung von Perspektiven für junge Menschen als auch in internationalen Partnerschaften und in der Integration von Migranten und Geflüchteten.

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Dorothee Pfrommer, Leitern der Projektgruppe CVJM und Geflüchtete und Stellvertretende Vorsitzende im CVJM Deutschland, CVJM Esslingen

Die Resolution zu Migration wurde von der Projektgruppe „CVJM und Geflüchtete“ vorbereitet, die der CVJM Deutschland im Herbst 2015 eingerichtet hat. Eingereicht wurde sie auf der Weltratstagung vom CVJM Deutschland mit der Unterstützung vieler Nationalverbände aus Europa, Afrika, Asien sowie Nord- und Südamerika. Verabschiedet wurde sie mit überwältigender Mehrheit, als ein starkes Signal in die weltweite CVJM-Bewegung und ein klares Statement des CVJM.

Die vollständige Resolution ist unter www.cvjm.de/integration zu finden.

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Religiösität in der Praxis https://blogarchiv.cvjm.de/2018/05/28/religioesitaet-in-der-praxis/ https://blogarchiv.cvjm.de/2018/05/28/religioesitaet-in-der-praxis/#respond Mon, 28 May 2018 12:59:30 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=29825
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[Ein Bericht von Annika Völker]

Vor kurzem fand in der Aula der CVJM-Hochschule ein Forschungskolloquium mit Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel, zum Thema „Religion, Migration und Flucht. Empirische Perspektiven“. Eingeladen waren Dozierende und Studierende, um Einblicke in die aktuelle Forschungspraxis des Gastreferenten zu bekommen und über die dort erforschten Themen sowie Fragen der Forschungspraxis ins Gespräch zu kommen.

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Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel bei seinem Vortrag

Prof. Dr. Nagel gab Einblick in zwei Forschungsprojekte; zum einen in das Pilotprojekt „Religiöse Diversität und Praxis in Flüchtlingsunterkünften“, in dem Mitarbeitende in Flüchtlingsunterkünften zu den Themen „Wahrnehmung religiöser Prägung und Praxis“, „Zusammenarbeit mit Religionsgemeinschaften“ und „religiöse Konflikte“ befragt wurden. Dabei stellte sich z. B. heraus, dass viele Mitarbeitende die Begriffe „Religionsneutralität“ oder „Religionsfreiheit“ im Sinne des „Frei-Seins“ von Religion interpretierten. Außerdem standen die Mitarbeitenden dem Thema „Religionssensibilität“ je nach Unterkunft (Landesaufnahmebehörden / Notunterkünfte) und deren „Auftraggeber“ unterschiedlich restriktiv bzw. wohlwollend gegenüber.

kolloquium1

Zeit für Diskussion und Rückfragen

Zum anderen stellte Prof. Dr. Nagel die Ergebnisse einer Sonderauswertung des Bertelsmann-Religionsmonitors dar, in der es darum ging, die Beteiligung religiöser Akteure an der Hilfe für Geflüchtete zu erforschen. Inwiefern stellt ein geteilter religiöser oder (ein) Migrationshintergrund eine Quelle für Empathie dar, die in konkrete Unterstützungsleistungen umgesetzt wird? Und inwiefern fungieren Religionsgemeinschaften als Kristallisationspunkte und Plattformen der Mobilisierung im Bereich der Flüchtlingshilfe?

Die Ergebnisse lassen vermuten, dass die alltägliche religiöse Lebensführung mit der Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement zusammenhängt; dies zeigte sich sowohl bei Muslimen als auch bei Christen. Insbesondere die Beteiligung von Muslimen in der Flüchtlingshilfe war überraschend hoch.

Festgestellt wurde zudem, dass Gemeinden oft Plattformen für ehrenamtliches Engagement sind, die informelle Anbindung an die Gemeinde (z. B. gefühlte Zugehörigkeit) aber wichtiger ist als die zeremonielle Anbindung (z. B. Gottesdienstbesuch). Der Bericht dieser Sonderauswertung kann hier kostenlos heruntergeladen werden (2 MB. PDF)

Prof. Dr. Alexander-Kenneth Nagel ist seit 2015 Professor für Religionswissenschaft am Institut für Soziologie der Universität Göttingen.

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