Fritz Pawelzik – CVJM-Blog https://blogarchiv.cvjm.de Stark im Leben! Fri, 11 Nov 2016 15:29:43 +0000 de-DE hourly 1 50 Jahre YMCA-Berufsausbildungszentrum Accra, Ghana https://blogarchiv.cvjm.de/2016/11/11/50-jahre-ymca-berufsausbildungszentrum-accra-ghana/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/11/11/50-jahre-ymca-berufsausbildungszentrum-accra-ghana/#comments Fri, 11 Nov 2016 13:23:54 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=26218
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Geburtstagstorte unter strahlend blauem Himmel

Grundsteinlegung für das Berufsausbildungszentrum im Jahr 1965

Grundsteinlegung für das Berufsausbildungszentrum im Jahr 1965

Wer hatte 1966 bei der Einweihung schon an ein 50-jähriges Bestehen des YMCA-Berufsausbildungszentrums (Technical Training Centre = TTC) in Accra, der Hauptstadt von Ghana, Westafrika, denken wollen.

Damals waren die Verantwortlichen erst einmal überglücklich, dass damit der YMCA im Lande nicht nur ein einzigartiges Bildungsprojekt auf die Beine gestellt hatte, sondern dem Nationalverband ebenfalls eine würdige Unterkunft geben konnte, was sie bis heute auch ist.

Festrede des stellvertretenden Direktors

Festrede des stellvertretenden Direktors

Es war damals Fritz Pawelzik, der seit 1959 als Bruderschaftssekretär des CVJM-Westbundes im YMCA Ghana arbeitete, der diese Vision hatte und sie schließlich auch mit großem Einsatz verwirklichte. Der Grundstein wurde am 30. Oktober 1965 gelegt.

In den Anfangsjahren gab es dann immer wieder auch deutsche Mitarbeiter im Berufsausbildungszentrum, so u. a. Kurt Decher, Robert Ruf und die Herren Fischer und Tiebel.

Hunderte Schreiner, Maurer, Elektriker und Bauzeichner wurden in diesen fünf Jahrzehnten ausgebildet und konnten mit solch fundierter Berufsausbildung den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien bestreiten.

Festfeier zum 50. Geburtstag

Festfeier zum 50. Geburtstag

Anlässlich der Fünfzigjahrfeier wurde nun die Gründungsgeschichte wieder in Erinnerung gerufen.

Der Innenhof des Zentrums wurde zum Festplatz. Schatten spendeten Zeltdächer, unter denen die Gäste, Azubis und Lehrer Platz nahmen – und es waren vierzig Deutsche mit dabei, die einige Tage zuvor schon das 30-jährige Bestehen ihrer Partnerschaften mit ghanaischen Ortsvereinen gefeiert hatten.

Klar, dass bei einer solchen Feier würdigende Reden auf dem Programm standen. Swingend wurden von den Gästen als kleine Geschenke Geldscheine zu einer Schüssel vor dem Podium gebracht und die besonderen Gäste auf eben solchem verpflichteten sich zusätzlich, u. a. Computer und größere Geldbeträge zu schenken.

So viele deutsche CVJMer als Besucher im YMCA Ghana hat es wohl lange nicht mehr gegeben. Und da jeder zwei Gepäckstücke bei der Airline aufgeben durfte, war darin durchaus Platz für ein besonderes Jubiläumsgeschenk aus dem CVJM-Westbund.

Das Bergische Land, in dem Wuppertal mit der Bundeshöhe liegt, ist historisch das Zentrum der deutschen Werkzeugindustrie. Da lag es nahe, bei einigen Firmen einmal anzufragen, ob es ihnen nicht gefallen würde, wenn mit ihren Erzeugnissen „Made in Germany“ junge Leute in Ghana ausgebildet würden. Das Echo war groß, so dass ein „Gabentisch“ alleine nicht ausreichte, die Fülle der Qualitätswerkzeuge zu tragen.

Die Freude über die „unzähligen Werkzeuge“, so Generalsekretär Kwabena Nketia Addae, war riesig, und ob des einen oder anderen Werkzeugs gab es erstaunte Gesichter, denn sie sind auf dem ghanaischen Markt nicht zu bekommen.

An einem Geburtstag darf eine Torte nicht fehlen

An einem Geburtstag darf eine Torte nicht fehlen

Die recht schwere Geburtstagstorte, die zu aller Überraschung unter strahlend blauem Himmel hereingetragen wurde, war schließlich ein willkommener Vordergrund für Erinnerungsfotos von Ehemaligen und aktuellen Azubis in ihren schicken Jubiläumspoloshirts.

Durch all die Jahre hindurch wurde das Zentrum durch den CVJM-Westbund und die Aktion Hoffnungszeichen des CVJM Deutschlands finanziell unterstützt.

Spenden für das Projekt in Accra sind über Aktion Hoffnungszeichen (Projekt Nr. 42140) hier möglich!

Eckard M. Geisler, Bundessekretär für Weltdienst und internationale Beziehungen, CVJM-Westbund

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Ein Nachwort für Fritz Pawelzik https://blogarchiv.cvjm.de/2015/02/10/ein-nachwort-fur-fritz-pawelzik/ https://blogarchiv.cvjm.de/2015/02/10/ein-nachwort-fur-fritz-pawelzik/#comments Tue, 10 Feb 2015 10:30:07 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=20518
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Fritz Pawelzik – der legendäre Geschichtenerzähler des CVJM ist am 29. Januar 2015 im Alter von 87 Jahren verstorben. In einem Nachwort erinnert sich sein Weggefährte Günther Haas, ehemaliger Weltdienst-Referent des CVJM-Gesamtverbandes, an die beeindruckende Persönlichkeit.

Fritz Pawelzik bei einem seiner Vorträge in Seelow.

Fritz Pawelzik bei einem seiner Vorträge in Seelow.

Ghana

Als 1959 ein Bruderschaftssekretär für Lateinamerika gesucht wurde, kam Fritz Pawelzik ins Gespräch. Dort ging es um ein Ausbildungsprogramm und eine Begleitung örtlicher Vereine in ganz Südamerika. Dafür wurde dann Siegfried Wagner ausgewählt. Fritz Pawelzik sollte in Ghana mit dem Aufbau der CVJM-Arbeit beginnen. Südamerika und auch Afrika waren für den deutschen CVJM unbekannte Kontinente. An Mission Interessierte waren mit den Kontinenten eher vertraut durch die Berichte der Missionare, das traf besonders für Afrika und hier noch einmal besonders durch die Basler Mission in Ghana zu.

Fritz ging also in ein völlig unbekanntes Gebiet. Sein großes Verdienst ist, dass er durch seine farbigen Erzählungen in seinen Büchern, Kurzgeschichten und in seinen Vorträgen in Deutschland uns das Land und die Kultur der Menschen erschloss und uns die Menschen in ihrer Besonderheit nahe brachte. Fritz hat sich so sehr mit den Menschen identifiziert, dass selbst das, was er farbig schilderte, für uns manchmal doch fremd blieb. Er war uns gegenüber manchmal ungeduldig, weil er meinte, wir müssten uns schneller auf die schwarzen Brüder einstellen und ihnen helfen. Seine Liebe haben die Ashantis gespürt und ihn dann später zu ihrem Häuptling gemacht.

USA – George Williams College

Dann kam eine für ihn wertvolle Phase der Weiterbildung. Er brachte eine solide Ausbildung durch die CVJM-Sekretär-Schule in Kassel mit und praktische Erfahrungen durch seine Arbeit in Deutschland und in Ghana. Jetzt bekam er 1966 als erster deutscher CVJM-Sekretär die Chance, eine Fortbildung am George Williams College in Chicago zu absolvieren. Das Programm sollte deutschen Sekretären den Horizont weiten und sie befähigen, eine internationale Perspektive zu bekommen. Das Stipendium war möglich geworden durch den Siegener Industriellen Wilhelm Jung, der im CVJM-Westbund und auch im CVJM-Gesamtverband engagiert war und die finanziellen Grundstock legte für das Stipendium in USA. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der deutschstämmige, amerikanische Sekretär Bob Miller, der nach dem Krieg durch die Aktion ‚Building for brotherhood‘ im amerikanischen YMCA zum Aufbau der Gebäude vieler CVJM-Häuser in Deutschland beitrug.

Fritz hat sich am YMCA-College richtig reingekniet und tiefe Spuren hinterlassen, die die nachfolgen Absolventen nicht annähernd erreichen konnten. Er machte in einem Jahr den Master in Social Sience. Sein Name hatte auch 1971, als ich selbst einer der Absolventen war, einen sehr positiven Klang. Es waren etwa 12 Sekretäre aus dem deutschen CVJM, die von diesem Programm profitierten. Allen hat dieses Studienjahr gut getan und die Augen geöffnet für neue wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch für einen weltweiten YMCA in aller Vielfalt.

Es gab damals etwa 50 internationale Studenten am George Williams College, gegenüber etwa 1.500 amerikanischen Studenten. Die internationalen Studenten kamen vorwiegend aus sogenannten Entwicklungsländern, die gerade anfingen, ihre Selbstbestimmung zu erreichen und ihre YMCAs aufzubauen.

Ostafrika  Nairobi

Fritz Pawelzik in Nairobi.

Fritz Pawelzik in Nairobi.

Nach dem Studienjahr in USA begann eine neue Phase für Fritz. Der YMCA-Weltbund hatte Interesse an ihm, denn für Afrika musste unbedingt etwas getan werden zu ihrem Aufbau und zur Ausbildung von Sekretären, die meistens als Lehrer in die Arbeit berufen wurden. So wurde ein erstes Programm für Ostafrika entwickelt; für die drei Länder Uganda, Kenia und Tansania. Fritz entwarf das Programm, man gab ihm den Namen Leadership Development Programme. Das war die Phase eins, der noch zwei und drei folgten. Die Finanzierung erfolgte durch die ‚Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe‘ in Bonn, durch den weltweiten YMCA und auch durch die Mitfinanzierung des CVJM-Westbundes. Viele Gespräche mussten in Bonn geführt werden, bis das Millionenprogramm für drei Jahre stand.

Fritz konnte von Nairobi aus mit dem Programm beginnen. Er reiste in die Länder, entwarf mit den einheimische YMCAs Programme für alle Leitungsstrukturen, meistens aber für Sekretäre. Er verbrachte immer längere Zeit zu Seminaren in den Nachbarländern Uganda oder Tansania. Das heißt auch, dass er immer lange Zeit von der Familie in Nairobi getrennt war. Die Kommunikation war noch nicht so leicht wie heute, Handys und E-Mails gab es noch nicht. In seinen Rundbriefen wird davon etwas deutlich.

In der Sprache von Fritz hört sich das bei einem Trainingsprogramm für Sekretäre in Uganda folgendermaßen an: „…Ich wasche meine Wäsche unter dem Gemeinschaftshahn und schütte mir ein paar Eimer Wasser über den Gänsehautkörper. Um acht muss ich in unserer Klasse sein. Zwei Monate lang, sieben Unterrichtsstunden am Tag, werden unsere neuen Sekretäre für den Uganda YMCA ausgebildet. Wir sind dauernd zusammen. Unser Lernkollektiv hat sich mittlerweile zu einer Großfamilie entwickelt. Mit gemeinsamer Zeiteinteilung und Portemonnaie. So eine Großfamilie in Afrika ist interessant, aber auch anstrengend – wegen des Essens und der weiten Familienprobleme.“

„…Ich muss mal wieder zu Hause in Kenia anrufen. Das dauert, aber dann ist endlich Karin, meine Frau, am Apparat. Der Wagen springt nicht an, muss jeden Morgen angeschoben werden. Janne will nicht zum Kindergarten gehen , weil Mrs. Bruce nicht da ist. Tina will unbedingt eine verflohte Katze haben, drängt sich ans Telefon, heult fast hinein. Sya hat Krach mit einer Mary in der Klasse. Ich frage, was das für eine ist. Bin interessiert, ob sie englisch, kenianisch oder indisch ist. „Ach was, so Syas Antwort, die Mary ist vom Tisch nebenan!“ Karin ist wieder am Apparat. Briefe warten auf mich und ein paar Probleme. Einige Sache hat sie mir abgenommen. Die waren schwierig. Seufzer ins Telefon: „ Zwei Monate sind zu lang und alles liegt auf meiner Schulter.“ Was soll ich sagen? Janne ist wieder am Telefon, will mir erzählen, dass er einen Riesenschimpansen aus dem Sandkasten verscheucht hat. Karin lacht schon wieder. Ich auch.“

YMCA World Alliance – Genf

Dem LDP 1 (so nannten wir es) folgte LDP 2 ausgedehnt auf ganz Afrika und Phase drei dann als weltweites Schulungsprogramm. Seine Reisen gingen in dieser Phase rund um die Welt. Ich glaube, dass es kaum einen der 125 YMCA in der Welt gab, den Fritz nicht besucht hat. Die Kosten der Programme stiegen immens. Es wurde immer schwieriger, die Finanzierung sicherzustellen. Ich hatte damals schon den Eindruck, dass Fritz sich im YMCA Weltbund in Genf nicht wohl gefühlt hat. Da gab es zu viel Verwaltung und Präsentation, das ihm nicht lag. Wie es seiner Familie ging, weiß ich nicht. Denkt man an die zahllosen Umzüge, die sie zu verkraften hatten, kann man sich nur wundern. Fritz hat seine Kinder immer bewundert und gesagt: „Die wachsen wirklich international heran, das sind Global Citizens.“

CVJM-Westbund – Wuppertal

Es war etwa 1978, als der YMCA-Weltbund beschloss, das Programm zu beenden. Fritz kam nach Deutschland zurück und übernahm die Verantwortung für die Weltdienst-Arbeit des CVJM-Westbundes. Dabei betonte Fritz aus seiner Erfahrung in Afrika, dass es darauf ankommt, mit unseren Brüdern eine Partnerschaft aufzubauen, sie selbst entscheiden zu lassen und möglichst viele Menschen hier und dort miteinander zu verbinden.

Der Partnerbereich des CVJM-Westbundes war von Anfang an Ghana, später kam in Westafrika Sierra Leone dazu. Er entwickelte eine Form der Zusammenarbeit, die es bis zu diesem Zeitpunkt nirgendwo im deutschen CVJM gab: die Vereins-Partnerschaften. Das zündete in vielen Vereinen im CVJM-Westbundes und löst eine wahre Begeisterung aus. CVJM hier übernahmen eine Partnerschaft mit YMCAs in Ghana und später dasselbe in Sierra Leone.

Die Vereine selbst entschieden, welche Programm finanziert werden sollten, darunter waren Kindergärten, Landwirtschaftliche Projekte, Schulen, Finanzierung von Gehältern und vor allem berufliche Bildung. Da war oft weder der Nationalverband in Ghana beteiligt, noch der CVJM-Westbund, und schon gar nicht der CVJM-Gesamtverband. Uns beschlich die Angst, dass uns da etwas aus dem Ruder läuft, das wir nicht mehr steuern können. Für Fritz aber war wichtig, dass die Kontakte neues Leben in den Weltdienst bringen, dass nicht nur einige wenige das Privileg haben, in die Partnerländer zu reisen. Was er uns in seinen Briefen mitteilte, ließ uns direkt und hautnah miterleben, was Leben und Glauben in Afrika bedeutet, wie die Menschen beten, wie leben und sterben, welche Hoffnung sie haben.

Die Vereins-Partnerschaften haben sich inzwischen weiterentwickelt. Heute kann man sagen, dass sie eine starke Belebung in die internationale Arbeit gebracht haben. Was im CVJM-Westbund diese Partnerschaften sind, ist in der AG der CVJM der Einsatz von Volontären in Peru, Togo und anderswo. Das schafft Leben. Das verschafft jungen Mitarbeitern die Chance, ‚weltwärts’ zu schauen und für ihr Leben wesentliche neue Erkenntnisse zu gewinnen und eine Weltverantwortung einzuüben.

Unserem Fritz sei Dank gesagt, er hat dem deutschen CVJM einen wichtige Dienst erwiesen, hat uns die Augen geöffnet für die Menschen in Afrika, ihre Kulturen und ihren Glauben. Er ist nicht müde geworden, uns zu motivieren, mit unseren Brüdern und Schwestern zu teilen. Er war genau zur rechten Zeit am rechten Platz. Das können wir auch getrost Dienstanweisung Gottes nennen. Das war auch sein eigenes Verständnis von seiner Arbeit. Deshalb gilt zuerst einen tiefen Dank unserem Gott, der aus dem Kleinen eines menschlichen Mühens etwas Großes gemacht hat zu seiner Ehre.

Wer sich über Fritz und seine Arbeit in Afrika informieren möchte, dem seien die beiden Bücher ‚Über Grenzen hinaus‘ und eine kleinere Zusammenfassung ‚Die Welt mit anderen Augen sehen‘ empfohlen. Beide Bücher sind 2007 im CVJM-Gesamtverband erschienen.

Autor: Günther Haas

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Fritz Pawelzik – Legendärer Geschichtenerzähler des CVJM mit 87 Jahren verstorben https://blogarchiv.cvjm.de/2015/01/30/fritz-pawelzik-legendarer-geschichtenerzahler-des-cvjm-mit-87-jahren-verstorben/ https://blogarchiv.cvjm.de/2015/01/30/fritz-pawelzik-legendarer-geschichtenerzahler-des-cvjm-mit-87-jahren-verstorben/#respond Fri, 30 Jan 2015 12:19:05 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=20430
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Seine Erzählungen galten als legendär. Unzählige Kinder, Jugendliche und Erwachsene hingen an Fritz Pawelziks Lippen, wenn er von seinem aufregenden Leben als Soldat, Kriegsgefangener und Unterhäuptling in einer Kleinstadt im Gebiet des Stammes der Ashanti erzählte.

Am Abend des 29. Januar 2015 ist Fritz Pawelzik im Evangelischen Krankenhaus in Mülheim/ Ruhr nach kurzer Krankheit verstorben. Bei ihm waren seine Kinder aus Amsterdam und Düsseldorf. Auch Freunde aus ganz Deutschland haben ihm in seinen letzten Tagen beigestanden.

Mit Fritz Pawelzik haben wir im deutschen CVJM eine beeindruckende Persönlichkeit verloren, die allzeit ihre Stimme für den Frieden und für das Evangelium erhob. Der 1927 geborene Herner war sechs Jahre alt als Adolf Hitler an die Macht kam, gehörte zur Hitlerjugend und kämpfte mit 16 Jahren als Soldat an der Russischen Grenze und im brandenburgischen Oderbruch. Zu der Zeit glaubte er fest an den Führer. Erst in einem Straflager bei Leningrad wurde ihm klar, „was wir Deutsche der Welt angetan haben“. Er beschloss sein Leben zu ändern und wurde Christ.

Fritz Pawelzik bei einem seiner Vorträge in Seelow.

Fritz Pawelzik bei einem seiner Vorträge in Seelow.

Als Fürsprecher für den Frieden einzutreten und Menschen von der Liebe Jesu zu erzählen, wurde ihm danach zur Lebensaufgabe. Auf beeindruckende Weise verstand er es, Menschen von seinen bewegenden Lebenserfahrungen zu berichten, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Als Buchautor, Referent und Zeitzeuge war der rüstige Rentner bis zuletzt bundesweit in Kinder- und Jungschargruppen, Jugendgruppen sowie Schulklassen unterwegs.

Neben dem Frieden galt Fritz Pawelziks große Liebe Afrika. Als Bruderschaftssekretär verbrachte er für den Weltdienst über sieben Jahre in Ghana, wo er die Entwicklung des YMCA maßgeblich beförderte. Danach arbeitete er für den CVJM-Weltbund in YMCAs in Ostafrika und unterstütze sie in ihrer Schulungsarbeit.

Seine letzten zehn Berufsjahre war er dann Bundessekretär für den Weltdienst im CVJM-Westbund, wo er zahlreiche Ortsvereinspartnerschaften zwischen CVJMs und YMCAs in Ghana und Sierra Leone aufbaute.  Zu seinen großen Verdiensten in Ghana zählt ein Berufsausbildungszentrum in der Hauptstadt Accra mit eigener Produktionsstätte, Schulungsräumen, einem Hostel und Mitarbeiterwohnungen.

In der Kleinstadt Konongo in der Region des Stammes der Ashanti, wo er beim Ausbau eines Krankenhauses mitwirkte, ernannte man ihn aus Dankbarkeit zum Unterhäuptling. Unter dem Namen „Nana Kofu Marfu II.“ wurde er als „Chief für Entwicklung“ lebenslanges Mitglied des traditionellen Leitungsgremiums der Stadt. Im traditionellen Stammes-Outfit berichtete Fritz Pawelzik auf unzähligen Veranstaltungen über sein abenteuerliches Leben in Afrika – spannend, humorvoll, originell und mit ganz viel Herz.

Als deutscher CVJM danken wir Fritz Pawelzik für seinen wertvollen Dienst und das Teilen seiner Lebenserfahrungen mit uns. Seine Mahnungen und sein Bemühen, stets für Frieden und Menschlichkeit einzutreten, sind für uns vorbildhaft. Unsere Gedanken und Gebete gelten in diesen Tagen seinen Kindern und Angehörigen, für die wir Trost und Beistand erbitten.

Autorin: Carmen Behrens, CVJM-Ostwerk

 

 

 

 

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