Frieden – CVJM-Blog https://blogarchiv.cvjm.de Stark im Leben! Tue, 18 Dec 2018 12:12:40 +0000 de-DE hourly 1 Andacht zur Jahreslosung 2019: Auf der Jagd? https://blogarchiv.cvjm.de/2019/01/01/andacht-zur-jahreslosung-2019/ https://blogarchiv.cvjm.de/2019/01/01/andacht-zur-jahreslosung-2019/#comments Tue, 01 Jan 2019 09:00:32 +0000 https://www.cvjm-blog.de/?p=30979
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„Suche Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15)

Ich stolpere über das „Jagen“. Das klingt nach Hetze: schneller sein als andere. Mit Jagd assoziiere ich Adrenalin, stark und schwach, schnell und langsam, über- und unterlegen. Wer ist schneller, besser, kräftiger, durchsetzungsstärker? Es riecht nach Anstrengung und Energieaufwand.

Das klingt in diesen Tagen des friedvollen und gemächlichen Feierns noch fremder als sonst. Jagen verbindet man unmittelbar mit Anstrengung und hohem Energieaufwand. Im Alltag verwende ich dieses Wort fast nie. Die Ausnahme ist, wenn ich mit Jägern rede oder manche Filmtitel laut ausspreche.

Foto: Ray Hennessy, Unsplash

Und nun? Ein ganzes Jahr lang auf der Jagd? Immer in Anspannung, fokussiert, konzentriert? Mag ich mit einer solchen Jahreslosung in die nächsten zwölf Monate gehen? Ich zögere, stolpere, bin irritiert. Irgendwas stimmt da doch nicht, wenn König David vor 3000 Jahren schreibt „jage ihm nach“. Ein Mann, der in seinen Gedichten und Liedern Worte mit viel Bedacht gewählt hat. Ein schwieriger Halbsatz, ein missverständlicher. Das Kino im Kopf läuft.

Bis ich genauer lese. Jage ihm nach, damit ist keine Person gemeint, sondern eine Sache. Kein Ding, kein Gegenstand, sondern ein Lebensstil, ein Gefühl, eine Wirklichkeit, nach der wir alle große Sehnsucht haben: „Frieden“.

Nun wird deutlich, was mit Jagen gemeint ist: Suche es leidenschaftlich, nachhaltig, ausdauernd, mit hohem Engagement. Es lohnt sich. „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,15) – das ist mehr als ein Appell, das ist eine Haltung und eine Hoffnung und ein Auftrag. Mein Auftrag, deiner, unser.

Foto: Rawpixel, Unsplash

Wer jetzt noch den Beginn von Psalm 34 und die dazugehörige Geschichte in 1. Samuel 21,1 ff. liest, der stellt erstaunt fest: David schreibt davon, dem Frieden nachzujagen, unter größtmöglichem Druck. Er war der Gejagte, sein Leben stand auf dem Spiel und dann sagte er: Suche Frieden und jage ihm nach. Trotzdem. Davon möchte ich lernen. Und das in meiner Komfortzone: Ich bin ja selbst nicht bedroht.

Es ist die Ermutigung, um die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Es geht um das Miteinander von Menschen in einer friedlosen Welt. Einer Welt, in der die meisten ihrer Bewohner keine größere Sehnsucht haben nach Frieden, in der es so viele Kriege gibt, wie niemals zuvor, in der wir aufgrund von Zeitdruck bei der Parkplatzsuche in der Innenstadt schnell Streit mit anderen riskieren usw. Es ist großartig und herausfordernd, was wir hier lesen.

Die richtige Leit-Perspektive bekommt die Jahreslosung für Christen, wenn wir noch eine Dimension des Friedens mitdenken. „Der Friede Gottes, der größer ist als alle menschliche Vernunft“, schreibt Paulus in Philipper 4,7. Dieser göttliche Frieden umrahmt alles. Wenn wir als Christen Friedensstifter sind, dann sind wir also Gottes-Frieden-Verschenker.

Foto: Simon Migaj, Unsplash

So kann es gut werden im Jahr 2019. Ich will Frieden stiften und ich weiß, das braucht Energie, Kraft, Leidenschaft und vor allem Liebe. Das erhoffe ich mir von Gott für mich und diese Welt. So will ich Frieden suchen mit anderen.

Dazu hilft, wenn wir zuerst ganz hinhören, nicht auf Halbsätze reagieren und dass wir die Fülle unsere Chancen und Gottes Möglichkeiten ganz ausschöpfen, um Frieden zu suchen.

Foto: Warren Wong, Unsplash

Euch ein friedvolles 2019, euer Hansjörg Kopp

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Peace Work Institute des YMCA Europe – Gemeinsam für den Frieden https://blogarchiv.cvjm.de/2017/07/03/peace-work-institute-des-cvjm-europa/ https://blogarchiv.cvjm.de/2017/07/03/peace-work-institute-des-cvjm-europa/#respond Mon, 03 Jul 2017 07:50:45 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=27480
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Manchmal überfällt mich dieser „Ich-würde-gerne-etwas-verändern-Tatendrang“. Doch wo anfangen? Ich habe das Gefühl, vor lauter aktuellen Meldungen, Nachrichten und Posts nicht mehr zu wissen, wo mir der Kopf steht. Und manchmal auch nicht, wie ich zu manchen Themen stehe.

Die Teilnehmenden des Peace Work Institute machen sich Gedanken, wie Frieden gelingen kann

Zu bestimmten politischen Angelegenheiten habe ich natürlich eine gewisse Haltung, bei anderen bin ich mir nicht sicher, ob ich die Komplexität des Sachverhalts wirklich durchblicke. Manchmal bleibt auch gar keine Zeit, den Durchblick zu suchen – schon ist die nächste Meldung aktuell.

Mona Hein: „Peace is mindfulness“

In Zeiten dieser Schnelllebigkeit bleibt es oft aus, sich tiefer in Themen hineinzulesen, die verschiedenen Einstellungen der Akteurinnen und Akteure zu bedenken und sich eine eigene Haltung zu bilden.
Genau darum geht es bei den Seminaren des Peace Work Institutes (im Folgenden: PWI) des Projekts „Roots for Reconciliation“ (Wurzeln für Versöhnung) vom CVJM Europa.

Es möchte junge Menschen dazu anregen, „die Stimme und nicht das Echo zu sein“ – so lautet das Motto dieses Projekts. Es geht darum, einen Austausch zu den Themen „Frieden und Konflikt“ zwischen jungen Menschen aus verschiedenen Ländern Europas zu schaffen; Ländern, die teilweise selbst miteinander im Konflikt stehen.

In einer Übung lernen die Teilnehmenden sich gegenseitig zu Vertrauen

Das Peace Work Institute 2017

Vom 3. bis zum 9. April 2017 fand die erste Woche des diesmaligen PWI in Tiflis, Georgien, statt. Das PWI begleitet die Mitwirkenden durch Seminare und Coaching insgesamt zwei Jahre lang. Die Teilnehmenden sollen dazu befähigt werden, selbst Projekte zu initiieren, die Friedensarbeit leisten.

Gemeinsam für den Frieden

Wie facettenreich Friedensarbeit aussehen kann, konnten die Teilnehmenden schon während der ersten Seminarwoche erfahren: Es wurde überlegt, wie Konflikte entstehen, welche tatsächlichen Gründe Konflikte zu Grunde liegen, welche Akteurinnen und Akteure in Konflikte verwickelt sind, wie ein kritischer Umgang mit Medien und digitaler Aktivismus aussehen kann, welche Themen im Zusammenhang mit Frieden stehen und wie gelebter Friede wahr werden kann.

Dabei ging es nicht nur theoretisch zu, sondern auch ganz praktisch durch Rollenspiele, Simulationen, Gruppenarbeiten und spielerische Übungen. Die Teilnehmenden waren dazu aufgefordert, verschiedene Sachverhalte zu diskutieren, bestehende Meinungen zu reflektieren und Haltungen zu besprochenen Themen zu bilden.

Praktische Übungen wie Rollenspiele verdeutlichen die theoretischen Inhalte

Besonders eindrücklich waren für mich die Begegnungen und der Austausch mit den anderen Teilnehmenden sowie den Leitenden des Seminars; bereichernd die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe und Erzählungen von bereits bestehenden Erfahrungen aus der Friedensarbeit; motivierend die unterschiedlichen Visionen im Zusammenhang mit Frieden und vor allem bestärkend, dass es tagtäglich nicht nur viele komplexe Meldungen und Neuigkeiten gibt, sondern auch motivierte Menschen, die sich mit diesen Sachverhalten kritisch auseinandersetzen und in Austausch treten möchten.

In einer Gruppenarbeit vertiefen die Teilnehmenden ihre Erkenntnisse

Denn wie Mahatma Gandhi schon sagte, gibt es keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg. Ich bin gespannt, wo die Wege der 30 jungen Friedensstifterinnen und Friedensstifter in den nächsten zwei Jahren hinführen und welche Spuren sie hinterlassen werden.

Mona Hein, ehrenamtliche Mitarbeiterin im EJW-Weltdienst

Der CVJM Deutschland unterstützt „Roots for Reconciliation“ mit Aktion Hoffnungszeichen. Spenden dafür sind hier möglich unter der Projektnummer 42551.

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Friedensarbeit im europäischen CVJM https://blogarchiv.cvjm.de/2016/12/19/friedensarbeit-im-europaeischen-cvjm/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/12/19/friedensarbeit-im-europaeischen-cvjm/#respond Mon, 19 Dec 2016 13:12:32 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=26546
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Mit dem Programm „Roots for Reconciliation“ (RfR, deutsch: Wurzeln für Versöhnung) führt unser europäischer Dachverband YMCA Europe seit vielen Jahren erfolgreich ein Versöhnungs- und Friedensprogramm durch.

Eine Jugendgruppe beim interaktiven Seminar

Eine Jugendgruppe beim interaktiven Seminar

Das Programm wird von Brot für die Welt gefördert. Auch der deutsche CVJM unterstützt die aktuelle Programmphase über Aktion Hoffnungszeichen und hat mit einem Projektantrag bei der Evangelischen Kirche von Westfalen zusätzliche Mittel für RfR akquirieren können.

Für die aktuelle Programmphase läuft noch bis zum 15. Januar ein sogenannter „Call for Participants“.

Junge Menschen aus ganz Europa sind damit aufgerufen, sich für die aktuelle Programmphase zu bewerben. Für den deutschen CVJM sind zwei Plätze „vorreserviert“. Wir bitten euch deshalb, junge Menschen, die sich in der Friedens- und Versöhnungsarbeit engagieren wollen, auf die Ausschreibung hinzuweisen bzw. euch selbst zu bewerben.

Das Programm beinhaltet verschiedene Trainingseinheiten in den Jahren 2017 bis 2019. Die Programmkosten liegen bei 1.500 Euro pro Person (inkl. aller Reisekosten).

Wir würden uns freuen, wenn junge Menschen aus dem deutschen CVJM sich aktiv für Frieden und Versöhnung einsetzen und dieses Angebot des YMCA Europe dafür nutzen.

Weitere Informationen zu RfR findet ihr u. a. hier und hier.

Aktion Hoffnungszeichen unterstützt Roots for Reconciliation

Unter dem Motto „Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo“ wirbt der YMCA Europe für RfR, das darauf abzielt, junge Menschen zu einer friedvollen Umwandlung von gewaltreichen Konflikten in Europa zu befähigen.

Im Interview berichtet Vardan Hambardzumyan vom YMCA Europe über RfR.

Vardan Hambardzumyan vom YMCA Europe über Roots for Reconciliation

Vardan Hambardzumyan vom YMCA Europe über Roots for Reconciliation

Lieber Vardan, wie hat sich RfR über die Jahre entwickelt?

Wir sind jetzt im zehnten Jahr des Projektes Roots for Reconciliation. Es ist ganz klar eines der Programme geworden, das den europäischen CVJM kennzeichnet. Begonnen hat es mit einer Initiative im Kaukasus. Inzwischen hat es sich zu einem umfassenden europäischen Programm für die Stärkung junger Menschen entwickelt.

Auf welche Schwierigkeiten seid ihr gestoßen? Welche Herausforderungen erwartest du noch?

Friedensarbeit ist immer mit Herausforderungen verbunden. Sie ist in höchstem Maße abhängig von politischen, wirtschaftlichen, sozialen, technologischen, umweltbedingten, rechtlichen und auch emotionalen Bedingungen, unter denen sie durchgeführt wird. Diese Bedingungen sind in der heutigen Welt einem sehr schnellen Wandel unterworfen. Daher folgen wir bei RfR dieser Formel: Das Erlernte sollte größer sein als der Wandel.

Das Projekt RfR brachte – als Reaktion auf den Krieg im Jahr 2008 – eine der ersten Initiativen von Nichtregierungsorganisationen für den Georgisch-Russischen Friedensdialog hervor, ganz ähnlich wie den Russisch-Ukrainischen Dialog als Reaktion auf die Ukrainekrise von 2014.

Das Projekt RfR ist eine ständige Reise durch neu entstandene Konflikte geworden: Das verlangt schnelle Planänderungen, kritisches Denken und kreative Lösungen.

Jugendliche im Sportprogramm bilden mit ihren Körpern die Buchstaben YMCA

Jugendliche im Sportprogramm bilden mit ihren Körpern die Buchstaben YMCA

Warum ist RfR im europäischen Kontext so wichtig?

Albert Einstein sagte: „Die Welt ist viel zu gefährlich, um darin zu leben – nicht wegen der Menschen, die Böses tun, sondern wegen der Menschen, die daneben stehen und sie gewähren lassen.“

Leider ist das heutige Europa tatsächlich ein gefährlicher Ort geworden. Die Massenmedien sind voll schlimmer Nachrichten. Die Handlungsoptionen in der Friedensarbeit sind unterschiedlich: beginnend mit erzwungenen militärischen Maßnahmen bis hin zur Erziehung zu einer Kultur des Friedens. Jede Option braucht andere Akteure. Bei der Theorie des Wandels von RfR geht es darum, was wir dafür tun, damit die Hoffnung auf Frieden bei den nachfolgenden Generationen lebendig bleibt.

Seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert agiert der CVJM innerhalb von und mit Konflikten. Das Projekt RfR ist eine Reaktion darauf, und dieses Vermächtnis verpflichtet uns, den CVJM zu einem kompetenten Akteur der Friedensbewegung zu formen.

Ist es einfach gewesen, Teilnehmende für das Projekt zu finden?

Wir hatten keine Probleme gute Teilnehmende zu finden – kritisch denkende junge Erwachsene mit einem starken Gefühl für soziale Verantwortung. Die meisten von ihnen qualifizieren sich gern weiter, um gute Multiplikatoren für die Umwandlung von Konflikten zu werden.

Die Probleme ergeben sich eher auf der Organisationsebene – viele CVJM in Europa denken zu wenig strategisch bei der Fortbildung ihres Führungspersonals: Sie sollten die jungen Leute nicht nur stärken und aufbauen, sondern dies auch in einen sozialen Zusammenhang einbetten.

Weihnachtsfeier mit europäischen Jugendlichen

Weihnachtsfeier mit europäischen Jugendlichen

Sind Jugendliche seit der Ukrainekrise stärker für friedensschaffende Aktivitäten sensibilisiert? Welche Auswirkungen hatte die Ukrainekrise auf RfR?

Meiner Meinung nach markierten die Ereignisse in der Ukraine unglücklicherweise den Beginn einer Identitätskrise des gegenwärtigen Europas. Diese Krise hat direkte Auswirkungen auf die Entwicklung und Lebenschancen junger Menschen in ganz Europa. Dadurch sind sie zu eher pragmatischen Friedensaktivisten geworden.

Die Rolle und die Chance des CVJM ist es, sie mehr für positive Werte und Aktivitäten zu öffnen.

Vielen Dank, Vardan!

Interview und Übersetzung aus dem Englischen: Gabriele Dumeier, Assistenz Aktion Hoffnungszeichen

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“Bonds of Peace” – das erste internationale Zeltlager in Waging https://blogarchiv.cvjm.de/2016/10/13/bonds-of-peace-das-erste-internationale-zeltlager-in-waging/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/10/13/bonds-of-peace-das-erste-internationale-zeltlager-in-waging/#respond Thu, 13 Oct 2016 13:26:16 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=25961
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Warum Friede nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist

„Kabul – Meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend, meine Straße, mein Zuhause, mein Block!“ Aufgeregt sitzen die Jugendlichen rechts von mir und tippen mich an: „Das da ist meine Stadt in meiner Heimat!“.

Die Teilnehmenden des Y-Camps Bild: Michael Götz

Die Teilnehmenden des Y-Camps
Bild: Michael Götz

Zu jedem Bild, das die Powerpoint daraufhin zeigt, wissen sie etwas zu erzählen – über Bauwerke, von landestypischem Essen und dass Frauen früher keine Kopftücher tragen mussten: „Das war nur in islamischen Staaten so“. Ganz enthusiastisch werden sie, wenn sie an das Tanzen später denken …

Freunde aus Ägypten. Freunde aus Syrien. Freunde aus Afghanistan. Sie alle erzählen etwas aus der Heimat und alle hören aufmerksam zu. Sie klatschen begeistert Beifall über das Theater und den absichtlichen Tausch von Frauen- und Männerrollen. Vielleicht auch ein bisschen wegen der Möglichkeit das zu tun, was in ihren Heimatländern problematisch wäre. Es gibt fantastisches Essen und Tanz. Lebendig, leidenschaftlich, echt. Was für ein heiliger Abend, ein heiliger Ort, an dem die Unterschiedlichkeit mit jeder Faser zelebriert wird! Gemeinsam mit Menschen, die sich vermutlich nie begegnen würden.

Wo hat man das? Wo gibt es so etwas?

Mitten im Nichts. Mitten in Oberbayern an dessen wärmsten See. So weit weg und doch dem Himmel so nah, wenn Christen, Muslime und Atheisten in Frieden zusammenkommen.

Ich weiß, das bisher Geschriebene mag etwas kitschig klingen. Doch der Wahrheitsgehalt des Freizeitthemas „Bonds of Peace“ / “Bänder des Friedens“ war mit jedem Tag überall mehr zu sehen. So einfach. So normal. Selbstverständlich gelebte Inklusion ohne je eine Theorie groß in den Mund genommen oder eine wissenschaftliche Ausarbeitung darüber formuliert zu haben, ganz einfach in dem Satz „Do you want to play football with me?“.

Der Krieg in Syrien oder Afghanistan, die Folterungen in Nigeria oder Eritrea sind bei der Danceparty am Abend so weit entfernt, wie rechtspopulistische Vorurteile – und alles ist gut.

Der CVJM Bayern hatte Mitte August zum Y-Camp gerufen und 160 Personen aus insgesamt 18 Nationen sind dieser Einladung gefolgt: Deutschland, Österreich, Rumänien, Bulgarien, Russland, Albanien, Syrien, Afghanistan, Pakistan, Iran, Eritrea, Somalia, Nigeria, Äthiopien, Ägypten, China, Hongkong und Chile.

Genächtigt wurde in Zelten mit zufällig zusammengemischten Leuten, bei denen man erst herausfinden musste, in welcher Sprache man mit ihnen kommunizieren sollte. Die täglichen Ansagen waren immer in Deutsch und Englisch und ab und zu auch in Spanisch (für die chilenischen Freunde). Dies kostete manchmal Geduld, aber so ist das mit dem Frieden: er ist ein geduldvoller Prozess.

Da Frieden als großes Ziel nie einseitig erwirkt werden kann, braucht man sein Gegenüber als Tandempartner und als Reflexionsfläche. Wenn dieser Tandempartner aus einem anderen Land kommt, eine andere Sprache spricht und eine andere Religion hat, kann das unter Umständen schwierig werden. Die Reflexionsfläche wird trübe – durch Vorurteile, Berührungsängste und falsche Interpretationen.

Hierbei hat sich Kommunikation als hilfreiches Mittel erwiesen. Nicht nur Herr Watzlawick wusste, dass zwischenmenschliche Probleme häufig durch gute Kommunikation aus der Welt geschafft werden können, sondern auch allen Teilnehmenden beim Y-Camp war das klar.

So erzählt Mario aus Ägypten folgendes: „Ich hab in diesem Camp Frieden erlebt, als wir einander verstanden haben. Am Anfang waren da so viele verschiedene Sprachen und so viele Leute haben sich nicht verstanden. Aber sobald man einen Weg gefunden hat, einander zu verstehen oder mit anderen zu kommunizieren, kann man Frieden mit ihnen haben. Du kannst sie lieben und sie lieben dich zurück. Und das ist es ja, worum es bei Frieden geht.“

Auch die beiden Chilenen Benja und José haben auf dem Camp Bänder des Friedens erlebt. So erzählt Benja: „Wir hatten ja die Schwierigkeit, dass wir weder Englisch noch Deutsch konnten und davor hatten wir auch bisschen Angst. Aber letztendlich ist es das wichtigste miteinander zu kommunizieren. Und das kann man auch, indem man seinen Körper benutzt und einfach Freundlichkeit zeigt.“

José ergänzt dazu: „Für mich war das Wichtigste an diesem Camp, dass man Nationen in Frieden zusammenbringt, auch wenn man deren Sprache nicht kann.“

Alan aus Hongkong heißt eigentlich ganz anders, aber für Europäer ist es so wahnsinnig schwer seinen Namen richtig auszusprechen. Er ist Lehrer im YMCA Collage in Hongkong und ist mit einer Gruppe Studierender auf das Camp gekommen.

Er stellt fest, dass „jeder Mensch auf der Suche nach Frieden ist. Und jeder Mensch hat kulturell und individuell bedingt eine andere Art und Weise, wie Frieden hergestellt werden kann. Bei diesem Camp wird versucht eine gemeinsame Grundlage zu finden und diesen Frieden miteinander zu teilen. Wenn ein Mensch, egal welcher Herkunft oder welchen Beruf er ausübt, dann in sein Heimatland zurückkehrt, wird er vielleicht von den verschiedenen Ideen Frieden zu leben inspiriert worden sein und sie weitertragen.“

Alizade, ein Flüchtlingsjunge aus Afghanistan, antwortet auf die Frage „Wie hast du hier Frieden erlebt und was hat dir hier gefallen?“ mit den Worten: „Ich liebe es, dass hier so viele verschiedene Menschen aus verschiedenen Ländern sind. Freunde in meiner Familygroup sprechen mit Gott und jeder, egal aus welchem Land, spricht auch mit mir. Und ich liebe die Spiele hier und dass jeder mit jedem spielt.“

Thirza, eine Deutsche, ist begeistert davon, dass alle versucht haben, miteinander zu kommunizieren, auch wenn man keinen Konsens in der Sprache finden konnte. So erzählt sie von Erlebnissen, die sie hatte:

„Wir sind zusammen Boot gefahren, obwohl wir nicht miteinander reden konnten. Und wir haben gemeinsam Spiele gespielt, obwohl wir uns nicht verständigen konnten. Aber wir haben es zusammen gemacht und wir haben es irgendwie hinbekommen. Oder dass man sich gegenseitig hilft und aufeinander schaut, auch wenn man sich eigentlich gar nicht kennt und jemand eine andere Religion hat oder so. UND, dass wir hier zusammen abgedanced sind. Zu verschiedener Musik aus verschiedenen Ländern, alle zusammen. Das war hammergeil.“

Bei allen Statements kristallisiert sich als Hauptthema – wie oben schon genannt – Kommunikation heraus. Doch dabei agiert nicht die Sprache an sich als Schlüssel für eine gelungene Kommunikation, sondern eine offene Haltung, der Wille den anderen ganzheitlich verstehen zu wollen und ein Vertrauensvorschuss, dass der andere ebenso einen friedvollen Umgang als Ziel hat.

Die Herstellung des Friedens ist ein ambitioniertes Ziel, das viel Kraft, teilweise Überwindung und vielleicht auch Tränen kosten kann. Und noch dazu ist es kein Ziel, welches man in voller Gänze erreichen kann, sondern vielmehr eine Richtung hin zu einer herrlichen Utopie.

Warum sollte man sich also die Mühe machen, wenn man es doch so viel einfacher haben könnte?

Jesus selbst ist uns, wie häufig, diesbezüglich das beste Vorbild. In seiner wohl berühmtesten Rede, der Bergpredigt, erklärt er eine Reihe von Akteuren als „makarios“, also als „selig“ oder „glücklich“. Unter anderem hebt er als siebte sogenannte Seligpreisung folgendes hervor: „Selig sind die, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Mt. 5,9; Luther 1984).

Da Jesu Reich ein Friedensreich ist (Jesaja 9,5-6), sind Friedensstifter in besonderer Weise am Bau dieses Reiches auf der Erde beteiligt. Doch wie dieses Friedenstiften genau aussieht, erläutert Jesus hier nicht genauer.

Aus dem biblischen Kontext wissen wir jedoch, dass Menschen nicht in der Lage sind, den allumfassenden, göttlichen Frieden zu stiften. Jesus meint hier also irdischen Frieden, der jedoch eine Auswirkung des gottgegebenen Friedens, des Shaloms, ist. Dieser Friede soll Einzug in Familien, Dörfern und schließlich auch in die ganze Gesellschaft halten.

Das Y-Camp hat in besagter Augustwoche eine Saat des Friedens ausgesät. Über Landesgrenzen und Grenzen in unseren Köpfen hinweg. Der göttliche Shalom, der höher ist als alle unsere Vernunft, ist es wert, dass wir uns dafür einsetzen und stark machen. Dann werden wir nicht nur tragende Verbindungen herstellen, wie in der Woche geschehen, sondern auch wahres Glück finden.

Die Teilnehmenden haben in dieser Woche Frieden nicht nur als Abwesenheit von Krieg erlebt, sondern vor allem als eine fast magische Verbindung, die sich in Bootfahren, Fußballspielen, gemeinsamen Singen und offenen Herzen manifestierte.

Angela Merkel ist sich im Thema Integration sicher: „Wir schaffen das!“ und ich glaube sie hat Recht. Wenn wir den Mut haben, gemeinsam unsere Revolution zu tanzen.

Miriam Hartig, Ehrenamtliche im CVJM Bayern

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Ökumenisches Friedensgebet zum internationalen Weltfriedenstag https://blogarchiv.cvjm.de/2016/09/21/oekumenisches-friedensgebet-zum-internationalen-weltfriedenstag/ https://blogarchiv.cvjm.de/2016/09/21/oekumenisches-friedensgebet-zum-internationalen-weltfriedenstag/#respond Wed, 21 Sep 2016 13:32:33 +0000 http://www.cvjm-blog.de/?p=25729
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Im Gebet sich und die Welt verändern: Das ist der Leitgedanke des Ökumenischen Friedensgebetes, zu dem das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW), dem der CVJM-Gesamtverband angehört, und das Internationale Katholische Missionswerk missio seit 2003 jedes Jahr mit je einem neuen Gebet einladen. In diesem Jahr stammt das Friedensgebet aus den Philippinen. Zum heutigen internationalen Weltfriedenstag laden wir herzlich zum Gebet ein:

Ökumenisches Friedensgebet 2016

Ökumenisches Friedensgebet 2016
Abbildung: Wandgemälde in Tacloban auf der Insel Leyte zum Supertaifun Haiyan. | Foto: © Hartmut Schwarzbach

Gott, du Schöpfer des Universums
und unserer Mutter Erde.
Du hast uns Menschen
nur wenig geringer geschaffen als die Engel.
Mit einer herrlichen Welt hast du uns beschenkt.
All ihre Pracht hast du uns anvertraut.

Gott, gieße aus den Frieden,
den nur du geben kannst.

Als deine Kinder erleben wir
deine grenzenlose Liebe,
spüren deine Fürsorge und Zuwendung:
du bist wie ein guter Vater
und eine liebende Mutter.
Du hast uns gelehrt, was Recht ist:
deine Barmherzigkeit zu leben
und demütig mit dir zu gehen.
Gott, gieße aus den Frieden,
den nur du geben kannst.

Doch wir leben in einer Zeit,
in der in den Philippinen und in
vielen anderen Ländern Menschen erleben,
dass ihre Rechte mit Füßen getreten werden,
dass sie um ihr Land
und um ihr Leben kämpfen müssen,
dass ihre Kultur und ihre Zukunft in Gefahr sind.

Gott, gieße aus den Frieden,
den nur du geben kannst.

Unsere Herzen trauern mit allen,
deren Heimat bedroht ist durch Tyrannei.
Manchmal werden wir mutlos, schreien und
klagen über das Unrecht, das so viele erleiden.
Wie Ströme fließen dann unsere Tränen.

Gott, gieße aus den Frieden,
den nur du geben kannst.

Wir Menschen sind nicht
voneinander zu unterscheiden:
ein Atem, eine Menschheit.
Schmerzt ein Glied,
dann leidet der ganze Körper.
Schwindet das Leben anderer sinnlos,
vergeht auch ein Teil von uns.
Herr, gieße aus den Frieden,
den nur du geben kannst.
Nach ihm wollen wir streben allezeit.
Amen.

Trelly Marigza


Die Autorin

Die Verfasserin des Gebets, Trelly Marigza, ist mit einem Bischof der United Church of Christ in the Philippines (UCCP) verheiratet und Mutter dreier erwachsener Kinder. Ausgebildet als Chemieingenieurin engagiert sie sich ehrenamtlich in verschiedenen kirchlichen Gremien und in Nichtregierungsorganisationen, vor allem in der Frauenarbeit.


Das Land

Philippinen

Philippinen

Die Philippinen sind ein Inselstaat im westlichen Pazifik mit der Hauptstadt Manila. Landesprachen für die mehr als 100 Mio. Einwohner sind Filipino und Englisch. Ein Erbe der spanischen Kolonialzeit (ab 1565 bis 1898) ist der christliche Glaube der Bevölkerungsmehrheit. Der Anteil der katholischen Kirche liegt bei über 80 Prozent, der der evangelischen Kirche bei knapp drei Prozent, der weiterer christlicher Kirchen bei etwa sieben Prozent. Die muslimische Minderheit (ungefähr fünf Prozent) konzentriert sich auf den Süden mit der Insel Mindanao. Das Staatsgebiet von 300.000 km² verteilt sich auf über 7.000 Inseln, von denen knapp 900 bewohnt sind. Die Bevölkerung ist jung und wächst jährlich um etwa zwei Prozent. Seit dem Ende der US-amerikanischen Kolonialzeit (1898 bis 1946) sind die Philippinen unabhängig. Das Land leidet unter zahlreichen menschengemachten sozialen und politischen Ungerechtigkeiten sowie unter den Folgen von Erdbeben und regelmäßigen schweren Wirbelstürmen. Über zehn Millionen Filippinas und Filipinos arbeiten im Ausland und sichern ihren Familien mit den Geldüberweisungen ein besseres Überleben.

Downloads

Für Ihre Arbeit in Schule, Kirchengemeinde, Jugendgruppe oder auch für den privaten Gebrauch stellen wie Ihnen den Flyer zum Ökumenischen Friedensgebet 2016 kostenlos zum Download (PDF) zur Verfügung. Ebenso können Sie das Titelbild herunterladen, um es z.B. in einem Gottesdienst mit einem Beamer an eine Wand zu projizieren.

CVJM weltweit

Im CVJM weltweit unterstützen wir über Aktion Hoffnungszeichen gemeinsam mit der der Asia Pacific Alliance of YMCAs ein Projekt auf den Philippinen. Mehr Informationen darüber sind unter dem folgenden Link abrufbar: http://www.cvjm.de/arbeitsbereiche/cvjm-weltweit/aktion-hoffnungszeichen/laender/philippinen/ Spenden für das Projekt sind unter www.cvjm.de/spenden willkommen. Danke!

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