Willkommen in Indien – Teil 3
Im zweiten Teil meines Reiseberichts habe ich euch von der Bildungsarbeit des YMCA in Bhubaneswar berichtet, heute teile ich einige Eindrücke aus der Arbeit des YMCA Ranchi.
Dritte Station: Ranchi
Letzte Station dieser Besuchsreise war der YMCA Ranchi, der im vergangenen Herbst sein 50. Jubiläum feierte. Der Aufbau der Arbeit begann mit einem Gemeindeentwicklungsprogramm, das noch heute weitergeführt wird.
Der damalige CVJM-Sekretär fuhr mit seinem Fahrrad in einfache Siedlungen und in Slums, startete dort ein Bildungsprogramm. Heute gibt es in neun Slums Kindergärten, Ausbildungsprojekte für Frauen, Gesundheits-Check-ups und Begleitung durch Sozialarbeiterinnen und -arbeiter. Zwei Begegnungen waren in diesen Tagen für mich besonders eindrücklich:
Offenheit lernen
An einem Tag sind wir zu einem Frauenprojekt in ein Dorf 50 Kilometer außerhalb von Ranchi gefahren. In dieser Gegend startete der YMCA vor 20 Jahren ein Programm, das Menschen und Strukturen auf dem Land stärken soll, um damit der Landflucht entgegenzuwirken.
Wichtiger Bestandteil dieses Programms sind Frauengruppen, die sich wöchentlich in kleinen Gruppen treffen. In diesen Treffen tauschen sie Wissen über Anbaumethoden aus, erhalten Trainings zum Beispiel zur Produktion von Konserven. Anliegen ist, dass sie ihre Erträge steigern können, um nicht nur den Eigenbedarf zu decken, sondern um auch etwas verkaufen zu können.
Eine Frau erzählte, dass die Bewohner des Dorfes zu Beginn des Projekts sehr zurückhaltend und misstrauisch waren. Sie wollten keinen Kontakt zu den für sie Fremden aus dem YMCA haben. Doch die Mitarbeitenden des YMCA haben Beziehungen zu ihnen aufgebaut und die Frauen haben erfahren, dass sie sie unterstützen wollen.
Heute gehen sie ganz offen auf Menschen zu und so konnten wir auch bei meinem Besuch miteinander ins Gespräch kommen.
Hin zu den Menschen
An einem anderen Morgen waren wir in einer Lepra-Kolonie. Der YMCA hat zwei Lepra-Kolonien der Stadt „adoptiert“. Auch wenn die Krankheit heute ausgemerzt ist, so gibt es immer noch ältere Generationen, deren Körper noch von der Krankheit gezeichnet sind. Sie leben mit den nachfolgenden Generationen weiter in den Kolonien, die ihnen von der Regierung zugeteilt wurden.
Die Regierung hat ihnen einfache Häuser gebaut, kümmert sich aber nicht weiter um sie. Der YMCA ist regelmäßig mit Sozialarbeiterinnen und -arbeitern vor Ort, führt Gesundheitsvorsorge durch und kümmert sich um ihre Bedürfnisse. So haben sie zum Beispiel in den beiden Kolonien Toiletten und Duschhäuser gebaut.
Bei unserem Besuch in dieser Lepra-Kolonie wurde jeder Familie vom YMCA Ranchi ein Eimer zum Wassertransport mit einem Duschbecher zur Verfügung gestellt. Gerade in der momentanen Corona-Krise erleben wir, wie wichtig Hygienemaßnahmen sind. Diese in solch einer Kolonie einzuhalten, ist sehr schwierig. Hier bedeutet ein Eimer für jede Familie schon eine wichtige Hilfestellung.
Wir können Hoffnungszeichen setzen
Projekte aus allen drei Vereinen, von denen ich berichtet habe, werden schon seit einigen Jahren durch Aktion Hoffnungszeichen unterstützt. YMCA in Indien erhalten keinerlei staatliche Förderung und müssen sich komplett über Mitgliedsbeiträge, Fundraising und Unterstützung von internationalen Partnern finanzieren.
Die YMCA-Vorsitzende aus Ranchi sagte in unserem Treffen: „Eure Unterstützung ist für uns ein großes Hoffnungszeichen.“
Ich durfte vor Ort sehen, dass diese Unterstützung in ganz unterschiedliche Lebenssituationen hinein Hoffnungszeichen bringt. In Lebenssituationen, die schon lange durch Mangel und Entbehrung geprägt sind und zu Menschen, die jetzt besonders gefährdet sind.
Durch die Corona-Pandemie sind zurzeit auch die YMCA in Indien in ihrer Arbeit eingeschränkt, doch weiter aktiv, um Not zu lindern. Dabei wollen wir sie auch gegenwärtig und zukünftig unterstützen.
Auch ihr könnt mit einer Spende an unseren Hilfsfonds Aktion Hoffnungszeichen oder für die einzelnen Projekte ein Hoffnungszeichen setzen: www.cvjm.de/spenden