Willkommen in Indien – Teil 2
Im ersten Teil meines Reiseberichts nach Indien habe ich Eindrücke meines Besuchs im YMCA Salem mit euch geteilt. Heute nehme ich euch mit in den Norden des Landes: nach Bhubaneswar.
Zweite Station: Bhubaneswar
Von Salem ging es also weiter nach Bhubaneswar im Bundesstaat Odisha. Um die Arbeit des YMCA Bhubaneswar einordnen zu können, sind drei Wahrnehmungen wichtig:
Landflucht: Viele Menschen ziehen vom Land in die Stadt in der Hoffnung, eine Arbeitsstelle zu finden und damit ein besseres Leben. Leider trügt diese Hoffnung oft und die Familie landet in einem der Slums der Stadt.
Arbeitsmarkt: In Indien gibt es weitaus mehr ungeregelte Arbeitsverhältnisse als bei uns. Viele arbeiten als Tagelöhner, das heißt sie gehen morgens an eine zentrale Stelle in der Stadt und hoffen, dass sie eine Tagesanstellung auf einer Baustelle oder ähnliches erhalten.
Bildung: Das Bildungssystem ist in Indien sehr defizitär. In den vergangenen Jahren konnte zwar die Einschulungsrate gesteigert werden, die Lernerfolge an den staatlichen Schulen sind aber sehr gering. Grund dafür sind unter anderem mäßiger Kenntnisstand und Engagement der Lehrer.
Non Formal Education Centers in Bhubaneswar
Bildung ist aber ein elementarer Baustein für bessere Berufs- und Lebenschancen. Der YMCA Bhubaneswar hat Non Formal Education Centers (Informelle Bildungszentren) in neun Slums aufgebaut, in denen Kinder zwei bis drei Stunden am Tag, oft ergänzend zum regulären Schulbesuch, unterrichtet werden. Dieses Projekt wird auch von Aktion Hoffnungszeichen gefördert.
Durch die Begleitung in dieser Arbeit sollen Kinder zum Schulbesuch ermutigt werden und die Lehrerinnen und Lehrer in den Zentren fangen auf, was in den Schulen nicht gelehrt wird. Dafür stellen Slumbewohner oder auch Lehrer selbst zum Teil ihren eigenen Wohnraum zur Verfügung. In einem Slum findet der Unterricht sogar im Freien statt.
Lediglich in einem Slum hat der YMCA ein eigenes Schulgebäude. Dieses wurde im letzten Frühjahr nach einem Sturm stark beschädigt und mit Unterstützung aus unserem Fonds für Katastrophenhilfe neu aufgebaut.
In einem Slum habe ich einen Jungen getroffen, der mehrere Jahre nicht zur Schule gegangen ist. Der Vater hat die Familie verlassen, die Mutter muss die Kinder allein durchbringen. Sie konnte ihn nicht zum Schulbesuch bewegen. Durch den Kontakt mit dem YMCA geht der Junge inzwischen wieder zur Schule, möchte nun seinen Schulabschluss machen und später einen Beruf erlernen. Der YMCA begleitet ihn weiterhin und unterstützt ihn beim Lernen.
Weitere Einblicke in die verändernde Wirkung der Arbeit des YMCA in Indien erhaltet ihr im letzten Teil meines Berichts.