Adventskalender: Andacht zum zweiten Advent

[Ein Beitrag von Rüdiger Gebhardt]

Adventskugel 9

Das Licht der Welt

In einem Dorf kam vor langer Zeit das Gerücht auf, es gebe im Ort eine Kerze mit wundersamer Kraft: Alle Menschen, die in ihr Licht sehen, sollten Wärme im Herzen spüren und in ihrer Seele Heilung erfahren.

„Wir müssen diese Kerze suchen“, sagten die Menschen und gingen ihre Taschenlampen holen. Aber sie suchten vergeblich. „Wir brauchen mehr Licht“, sagten andere, und sie machten sich mit großen Baustellenstrahlern und Halogenscheinwerfern auf die Suche nach dem Licht. Umsonst.

Bild: Andres. F. Uran, Unsplash

Schließlich überzogen sie das ganze Dorf mit einem Netz aus Lichterketten und Strahlern – die Kerze blieb verborgen. Müde und frustriert kamen sie auf dem Marktplatz zusammen. Dort hörte man auf einmal mitten in das enttäuschte Schweigen hinein eine Kinderstimme sagen: „Warum macht ihr nicht einfach alle anderen Lichter aus? Dann findet ihr die Kerze bestimmt!“

Vor 2000 Jahren kam das Gerücht auf, in einem winzigen Dorf abseits der Metropolen sollte das Licht der Welt zu finden sein.

Es war in einem der dunkelsten Winkel, weder auf dem feinen Boulevard von Rom noch im ehrwürdigen Jerusalemer Tempel, sondern in einem Stall auf dem Lande, finster, dreckig und muffig. Aber aus diesem Dunkel leuchtete hell ein Licht: so klein, so gering, so armselig – aber von welchem Licht geht mehr Licht aus in der ganzen Geschichte der Welt als von diesem? Als von Jesus?

Es ist das echte Licht, das wahre Licht. Es strahlt bis heute und erleuchtet Menschen in ihrer Seele – Menschen, die sich dafür öffnen und es suchen. Denn dazu sind wir da: um dieses Licht zu suchen und zu finden und in seinem Glanz zu sein.

Und dazu ist die Adventszeit da: um uns in der Dunkelheit dieser Welt und unseres Lebens vorzubereiten auf die Ankunft dieses Lichtes. Dazu müssen wir erstmal alle künstlichen Lichtquellen ausschalten. Dazu brauchen wir keine hektischen Vorbereitungen, sondern Ruhe. Keine vollen Bäuche und benebelten Köpfe, sondern Klarheit und Nüchternheit. Keine Jingle-Bells-Beschallung aus Lautsprecherboxen, sondern Stille.

Bild: Sweet-Ice-Cream-Photography, Unsplash

Und wir brauchen keinen Wettkampf um die auffälligste Weihnachtsbeleuchtung in unseren Vorgärten. Ein paar Minuten täglich mit einer Kerze genügen. Besinnung auf das Wesentliche!

Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh. 8,12)

Rüdiger Gebhardt, Rektor der CVJM-Hochschule

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