Interkulturelle Energiequellen beim ersten „Trinational“ entdecken
Seit dem 25. Juli und bis zum 8. August findet die erste trinationale Begegnung mit jungen Erwachsenen aus China, Deutschland und Frankreich („Trinational“) zum Thema „erneuerbare Energien“ in Avignon und Kaub am Rhein statt.
Mit dabei sind 8 junge Erwachsene aus Deutschland, 5 junge Erwachsene aus Frankreich und 10 junge Erwachsene aus China. Von deutscher Seite wird das Projekt von Ronald Rosenthal, leitender Sekretär im CVJM Pfalz, verantwortet und von Seiten des Referats Internationale Arbeit im CVJM-Gesamtverband begleitend unterstützt. Mit dabei ist auch Charlene Schmidt, Studierende an der CVJM-Hochschule. Auf der Fahrt von Kaub am Rhein zum Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz habe ich mich mit ihr unterhalten.
Tabea: Wer bist du und wie kamst du zum ersten „Trinational“?
Charlene: Ich heiße Charlene, bin 20 Jahre alt und studiere an der CVJM-Hochschule in Kassel Soziale Arbeit und Religionspädagogik. Auf das „Trinational“ bin durch die Abkündigungen im Anschluss an unseren wöchentlichen Campus-Godi aufmerksam geworden. Als ich davon gehört habe, dachte ich sofort: „Wow, da will ich mit dabei sein!“ Asien hat mich immer schon interessiert und die letzten Jahre über habe ich mich viel mit der Arbeit von Open Doors beschäftigt und dadurch auch einiges über China mitbekommen.
Tabea: Hat sich dein Vorwissen über China in der vergangenen Woche bestätigt?
Charlene: Mit meiner Zimmergenossin aus China habe ich mich in Avignon viel über die Unterschiede zwischen China und Deutschland unterhalten und habe dabei viel Neues erfahren. Mir ist aufgefallen, dass unser Bild von China sehr von traditionellen Vorstellungen geprägt ist, die wohl kaum etwas mit dem modernen China zu tun haben.
Zu Beginn waren die Asiaten viel unter sich, aber durch die verschiedenen Programme hat sich unsere Gruppe gut und immer wieder neu gemischt. Auf jeden Fall bestätigt sich die unglaublich große Zuvorkommenheit und Höflichkeit der Chinesinnen und Chinesen. Als ich auf dem Weg von Frankfurt nach Avignon mit der Gruppe aus China mit dem Zug unterwegs war und beim Umsteigen meinen Koffer gesucht habe, war der schon von einem chinesischen Mitreisenden ganz selbstverständlich vom Zug auf das Gleis gehoben worden – ohne, dass ich darum bitten musste. Und das ist nur ein kleines Beispiel dafür, was ich schon die ganze Woche über an Zuvorkommenheit erlebt habe.
Tabea: Das Thema der zwei Wochen ist ja „erneuerbare Energien“. Wie spiegelt sich das Thema im Programm wider?
Charlene: Ehrlich gesagt, habe ich mich gar nicht wegen des Themas, sondern eher wegen dem interkulturellen Aspekt der Begegnung angemeldet. Jetzt merke ich aber, wie spannend es ist, auch einen interkulturellen Austausch zu einem wichtigen Zukunftsthema zu haben, das uns alle betrifft. Frankreich hat ja eine ganz andere Energiepolitik als Deutschland und dann noch den Blick des „Giganten China“ auf energiepolitische Fragen mitzubekommen. Wir haben in Frankreich u. a. ein Kernkraftwerk und ein Museum zum Thema „Nuklearenergie“ besucht, das hat für mich die Wichtigkeit, der in Ansätzen bekannten Thematik noch näher gebracht.
Besonders war es für mich Frankreich facettenreich mit allen Sinnen erleben zu können, so gehören für mich z. B. die Wein- und Schokoladenprobe in der Provence zu den Highlights der ersten Woche. Außerdem gab es viele Workshops, z. B. zum Thema „ökologischer Fußabdruck“. Inhaltlich wurden einige Dinge aufgefrischt, die ich schon in der Schule gelernt hatte, aber vieles war auch ganz neu für mich.
Tabea: Der CVJM ist ja weltweit ganz unterschiedlich geprägt, z. B. ist in manchen Ländern die christliche Prägung mehr vorhanden als in anderen. Wie nimmst du die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im CVJM weltweit mit Blick auf China, Deutschland und Frankreich wahr?
Charlene: Ich hatte ehrlich gesagt erwartet, dass das „C“ im CVJM auch in China eine große Rolle spielt. Das scheint aber gar nicht so sehr der Fall zu sein. Auch in Frankreich scheint es nicht so betont zu werden. Dennoch ist in allen CVJM die Hilfsbereitschaft untereinander sehr groß. Das mag kulturell bedingt sein oder aber auch mit der Arbeit im internationalen YMCA zusammenhängen. Trotzdem fällt mir auf, dass man scheinbar überall auf der Welt im CVJM gut aufeinander acht gibt und sich mit viel Respekt begegnet.
Am Rande des Programms reden wir auch immer wieder über den Glauben und kommen miteinander ins Gespräch über das Christentum. Das ist für mich eine gute Erfahrung. In der gesamten Zeit ist mir immer wieder neu bewusst geworden, dass es unabdingbar ist für seine Mitmenschen zu beten und nicht nur auf ich selbst zu schauen. Gebet hat die Kraft zu verändern, egal in welcher Situation.
Die Maßnahme wird durch das Deutsch-Französische Jugendwerk gefördert.