Schönheit, die von innen kommt

Miguel ist seit September 2014 als weltwärts-Freiwilliger im YMCA Guangzhou in China

Miguel ist seit September 2014 als weltwärts-Freiwilliger im YMCA Guangzhou in China

Wenn Miguel Kranz vom YMCA in Guangzhou (China) zu erzählen beginnt, dann leuchten seine Augen – die Begeisterung ist spürbar und ansteckend. Miguel absolviert als erster deutscher Freiwilliger derzeit im Rahmen von weltwärts einen Freiwilligendienst im YMCA in Guangzhou, einer 18-Millionen-Stadt im Süden Chinas. Er ist von der Stadt, den Menschen und dem Miteinander im YMCA rundum begeistert.

Seit der Weltratstagung 2010 in Hongkong ist zwischen dem CVJM Nürnberg-Kornmarkt, dem YMCA Guangzhou und dem Chinese YMCA of Hongkong eine Partnerschaft gewachsen, die Vorbildcharakter hat. Nicht nur die vielfältigen Austausch- und Begegnungsprogramme überzeugen, sondern auch das herzliche, vertrauensvolle und geschwisterliche Miteinander – eben „Schönheit, die von innen kommt“, wie Miguel zu mir an meinem ersten Tag in Guangzhou sagt, an dem sich mir seine Begeisterung angesichts von endlosen Betonhochhäusern und einer Dunstwolke über der Stadt noch nicht so recht erschließen will. Nach drei gemeinsamen Tagen in Guangzhou verstehe ich aber genau, was er meint.

Mich überzeugt, wie der YMCA Guangzhou mit einem klar erkennbaren christlichen Profil seinen Auftrag in der Gesellschaft wahrnimmt und relevante Programme für Kinder, Jugendliche und Familien entwickelt und anbietet. Ein solches Programm ist beispielsweise das „Small Migratory Birds Inn“, das ich gemeinsam mit Miguel besucht habe. Im Anschluss an den Besuch haben wir uns darüber unterhalten.

Tabea: Seit wann kennst du das Small Migratory Birds Inn des YMCA Guangzhou?

Miguel: Ich habe von Mitte Dezember bis Ende Januar im Small Migratory Birds Inn mitgearbeitet und habe gemeinsam mit einer Mitarbeiterin des YMCA Guangzhou ein englischsprachiges Programm entwickelt, das wir immer samstags nachmittags durchführten. Es kamen immer dieselben 15 Kinder im Grundschulalter.

Die Vorgaben für das Programm waren einerseits, eine englischsprachige Umgebung schaffen, aber gleichzeitig Wert auf Teambuilding und Charakterbildung zu legen. Wir konzentrierten uns pro Stunde auf ein Themengebet und lernten passend dazu 5-6 Vokabeln und Sätze. Wir nutzen dafür verschiedene Spiele, Filme und Lieder. Insgesamt hatten wir 5 Themengebiete für 5 Stunden: Es ging dabei um Weihnachten, Tiere, Klimazonen und Gefühle. In der ersten Stunde haben wir uns natürlich erstmal einander vorgestellt und das Eis gebrochen.

Tabea: Sprechen die Kinder Englisch?

Miguel: Ich war erstaunt, wie gut die Grundschüler bereits Englisch sprechen, bis ich davon erfuhr, dass hier in vielen Fällen Englisch schon im Kindergarten unterrichtet wird. Von daher war die Arbeit mit Kindern aus der 2. bis 5. Klasse in englischer Sprache eigentlich kein Problem. Trotzdem wusste ich anfangs oft nicht, ob die Kinder nur schüchtern sind oder mich nicht verstehen. Da haben dann die Kolleginnen mitgeholfen zu übersetzen, damit vor allem die Instruktionen klar waren.

Tabea: Was gefällt dir am Small Migratory Birds Inn besonders?

Miguel: Die Zielgruppe und die Atmosphäre. Die Zielgruppe sind Kinder von Wanderarbeiterfamilien, die oft sehr lange und stressige Arbeitszeiten haben. Oft gibt es in den Familien Probleme und deshalb finde ich es schön, dass die Kinder im Migratory Birds Inn ein Zuhause finden, wo sich die Mitarbeitenden um sie kümmern und ihnen Aufmerksamkeit und Zuwendung geben. Ich bin sehr glücklich, dazu ein Stück beitragen zu dürfen.

Vor dem Beginn jeder Stunde waren auch die Eltern da und ich fand es schön, zu beobachten, wie sie sich freuten, dass ihre Kinder im Migratory Birds Inn so glücklich und gut aufgehoben sind.

Tabea: Denkst Du das Modell ist in den deutschen CJVM übertragbar?

Miguel: Ich denke, die Arbeitssituation von Migranten in Deutschland ist anders. Selbst wenn man in einem arbeitsintensiven Job arbeitet, ist es nicht zu vergleichen mit dem, was die Wanderarbeiter hier leisten müssen. So haben die Migranten in Deutschland wohl auch andere Probleme – zum Beispiel, dass sie sich nicht akzeptiert fühlen. Deshalb ist die Zielgruppe bei uns wohl eine andere. Aber dass ein Programm für Kinder von Migranten sinnvoll ist, dem stimme ich auf jeden Fall zu.

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