Migration – (k)ein Thema im CVJM?

Es sind zwei Debatten, die miteinander einhergehen: Wer sich hierzulande mit dem Begriff der Inklusion beschäftigt, stößt zwangsläufig auch auf den der Integration.

Ein positives Beispiel: die Arbeit des CVJM Hagen.

Ein positives Beispiel: die Arbeit des CVJM Hagen.

Beim CVJM ist dies nicht anders. Da der alltägliche Umgang mit dem Thema Migration in vielen Ortsvereinen aber weitgehend unbekannt war, reagierte der Vorstand des CVJM-Gesamtverbandes – und gab die Studie „Arbeit mit Migranten in der CVJM-Bewegung“ in Auftrag.

Der Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes, Roland Werner, rief daraufhin die „Projektgruppe CVJM und Migration“ ins Leben. Neben ihm bestand diese aus Christiane Schurian-Bremecker (CVJM-Hochschule), Daniel Botero, Björn Wagner (beide CVJM-Gesamtverband), Andrea Bolte (CVJM-Ortsverein Hagen) und Johannes Hägel (CVJM-Ortsverein Bayreuth).

Eine anonyme Umfrage sollte Aufschluss über die Migrationsarbeit in den örtlichen Vereinen und Gruppen geben. Abgefragt wurde etwa: „Besuchen Menschen mit Migrationshintergrund Angebote Ihres CVJM?“, „Arbeiten Menschen mit Migrationshintergrund in Ihrem CVJM mit?“, „War die Arbeit mit Migranten bereits Thema der Leitungs-/Vorstandgremien?“ oder „Bietet Ihr CVJM spezielle Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund an?“ Gleich 125 CVJM-Ortsvereine aus ganz Deutschland schickten den Fragebogen ausgefüllt zurück. „Für das große Feedback sind wir sehr dankbar, daraus haben wir viele Rückschlüsse ziehen können“, erklärte Björn Wagner.

Umfrage offenbart großen Aufholbedarf

Die Antworten offenbarten einen momentanen Rückstand: Obwohl mit 77 Ortsvereinen die überwiegende Mehrheit der Befragten Menschen mit Migrationshintergrund in ihren Gruppen und 56 örtliche CVJM sie sogar in der Mitarbeit haben, bieten lediglich 10,8 Prozent spezielle Angebote für sie an. Überhaupt nimmt die Arbeit mit Migranten insgesamt eine eher untergeordnete Rolle ein, wie folgende Zahl verdeutlicht: Bei gerade einmal 27 Prozent der Ortsvereine war die Migrantenarbeit Vorstandsthema. Nur 12,8 Prozent zeigten sich „sehr interessiert“ an Hilfestellungen und Informationen seitens des CVJM-Gesamtverbands – im Gegensatz dazu äußerten gleich 43,1 Prozent ihr Desinteresse.

Die Umfrage zeigt auch, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Angeboten für Migrantinnen und Migranten in der Mitarbeit gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit Migrationshintergrund in die Mitarbeit kommen, ist bei Vereinen, die spezielle Angebote für Migranten machen, etwa 3,5 mal höher als bei Vereinen, die kein solches Angebot in ihrem Programm haben.

„Wir sollten Menschen mit Migrationshintergrund eine Heimat geben“

Dieses Ungleichgewicht soll sich bald ändern. Der Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes rief die restlichen Ortsvereine dazu auf, den positiven Beispielen zu folgen – und das aus gutem Grund: „Der CVJM ist eine weltweite Bewegung, und wenn die Welt zu uns kommt, sollten wir unserer Berufung treu sein und Menschen mit Migrationshintergrund im deutschen CVJM eine Heimat geben. Es lohnt sich darüber nachzudenken, es im Vorstand zu planen und auch Angebote zu machen.“

Der CVJM-Gesamtverband könnte zur allgemeinen Kehrtwende beitragen, indem er das Thema gerade unter den Ehrenamtlichen publik mache und praktische Impulse in die Bewegung hineingebe.

Hier sind die Jugendlichen mit Migrationshintergrund längst integriert.

Hier sind die Jugendlichen mit Migrationshintergrund längst integriert.

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