Weltbundgebetswoche: Montag

„Ein Mann aus einer levitischen Familie ging hin und nahm eine Frau aus dem gleichen Stamm. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Weil sie sah, dass es ein schönes Kind war, verbarg sie es drei Monate lang. Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsenkästchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im Schilf aus.“

(2. Mose 2, 1-3)

Weltbundgebetswoche 2014

Weltbundgebetswoche 2014

Die Mutter von Mose: Ein Risiko wagen, das Verbrechen benennen

Nur eine Mutter wird uns vor Augen gestellt; sie repräsentiert alle Mütter, deren Kinder einem frühen Tod ausgesetzt sind. Das erste, was wir über sie lernen, ist, dass sie die Tochter eines Leviten ist und einen Mann heiratet, der ebenfalls Levit ist. Erst in einem späteren Kapitel (2. Mose 6,20) erfahren wir, dass ihr Name Jochebed ist. Außer den beiden Hebammen Schifra und Pua wird im 2. Buch Mose keine Frau namentlich genannt. Sie sind „Töchter, Schwestern oder Mütter von…“ einer männlichen Person. Kein Name beraubt sie ihrer individuellen Identität. Aber hier steht die Sprache im Kontrast zu der Rolle, die sie bei der Leitung des Volkes übernehmen.

Als das Kind geboren war, schaute die Mutter Moses an und sah, dass er schön war. Die Übersetzung spielt ihre aktive Rolle herunter. Sie ist die Trägerin des Lebens und in ihrem Sehen und Beurteilen bekommt sie eine Parallele zu Gott aus der Schöpfungsgeschichte: Gott sieht seine Schöpfung an und sah, dass es gut war. Dass das Kind noch keinen Namen hat legt nahe, dass es allgemein gilt, dass jedes Kind „sehr gut“ ist und deswegen alle Kinder, denen Gefahr droht, es wert sind, von uns beschützt zu werden.

Diese mutige Mutter nimmt ein großes Risiko auf sich, indem sie ihr Kind drei Monate lang versteckt hält. Aber dann hat sie keine andere Wahl mehr, die tödliche Macht ist zu stark. In ihrer Verzweiflung baut sie ein Kästchen aus Binsen und dichtet es mit Bitumen und Pech ab. Die Beschreibung verwendet denselben Sprachlaut wie bei der Arche Noah.

Aber anders als Noah bekommt sie keine Anweisungen oder Hilfestellung von Gott. Sie weiß selbst, was zu tun ist. Sie legt das Kind in die Arche und diese an das Flussufer zwischen das Schilf. Drei hebräische Worte deuten auf die größte tödliche Gefahr hin.  Natürlich steht das Wort „Fluss“ in Ägypten für den Nil. Aber als namenloser Fluss wird die Geschichte auf gefährliche Flüsse im Allgemeinen gemünzt. Die schützende Arche wird hier in einem extrem gefährlichen Umfeld platziert. Schutz oder Wasser – welche Seite wird gewinnen?

Was tut diese Frau? Können wir uns vorstellen, dass sie es wagt, selbst mit dem bestmöglichen Schutz, das Kind einem so gefährlichen Element wie einem Fluss auszusetzen? Ihre Tat ist bemerkenswert in einer Situation der Unterdrückung  und der verdeckten Verbrechen. Niemand kann wagen, frei zu protestieren, niemand kann offen Widerstand leisten: Die Tötungen geschehen im Geheimen und es gibt keine Aussicht auf Hilfe.

Das Kind ins Schilf zu setzen, hat zwei Bedeutungen: es ist sichtbar und es setzt ein Zeichen. Wer auch immer dieses Kind töten will, muss es öffentlich tun. Dadurch wird das politische Verbrechen offenbar und sichtbar. Hier ist ein Regime, das tötet und Leben vernichtet! Das Kind in einer Arche in dem Fluss auszusetzen, ist ein verzweifelter Hilferuf. Dieser Fluss ist das Wasser des Todes; es sollte rot sein vom Blut aller Jungen, die dort ermordet wurden! Sie schreit es heraus – nicht mit Worten, aber indem sie offen darauf zeigt, was tagtäglich passiert. Ihre Tat ist paradox, aber sie macht das Versteckte offenbar. Sie agiert im Gegensatz zu ihrer „normalen“ Rolle. Aber sie lebt auch nicht in „normalen“ Zeiten. Sie, die dem Kind das Leben gab, setzt es nun der tödlichen Gefahr aus. Es ist ein politischer Weckruf an alle, die dieselben Werte teilen, die für das Leben arbeiten und gegen Unterdrückung, lebensverachtende Umstände und Mord.
Es wird nicht ihre einzige Rolle in dieser Geschichte sein.

Als ihr Protest Erfolg hat, kann sie die Rolle, die ihr in einem normalen Leben zustehen würde, doch noch einnehmen: eine Mutter zu sein, die ihr Kind ernährt. Und darüber hinaus wird sie dafür sogar noch von der Tochter des Pharaos bezahlt. Im Wissen, dass das Kind gerettet ist, bringt sie es zu der anderen Tochter in dieser Geschichte, der Tochter des Pharaos (V. 10). Sie hat Erfolg: das Kind wird leben!

Weltbundgebetswoche 2014

Weltbundgebetswoche 2014

Fragen zur Reflektion

  • Moses Schicksal ist ein Beispiel für das Schicksal von allen Kindern, die durch Gewalt oder Armut in Gefahr sind. Gibt es vergleichbare Strukturen in eurem Umfeld?
  • Moses verzweifelte Mutter findet einen Weg, das versteckte Verbrechen an den Kindern öffentlich zu machen. Gibt es versteckte Ungerechtigkeiten in deiner Umgebung / Gesellschaft / Region?
  • Bist du in der Lage, die Menschen zu erkennen, die Risiken eingehen, um bessere Lebensbedingungen zu erkämpfen?
  • Was wäre ein kreativer Weg, um öffentliche Beachtung für die Dinge, die sich der CVJM zur Aufgabe gemacht hat, zu bekommen?

Gebet

Gott der Gnade, so viele Menschen nehmen durch öffentlichen oder politischen Widerstand Risiken auf sich, damit Ungerechtigkeiten verschwinden; so viele Menschen sind verzweifelt und erschöpft in ihrem Kampf für ein besseres Leben in Würde. Schenke ihnen Trost. Gib den Strauchelnden neue Kraft, und denen, die keine Macht haben, schenke Stärke. Lass uns die Gaben, die du uns geschenkt hast, erkennen und leite uns, damit wir sehen, wo unsere Solidarität gebraucht wird.

Dr. Ulrike Bechmann
(S. 10-12, Heft des Weltbundes zur Gebetswoche)

Gebetsanliegen

Wir beten mit dem CVJM-Landesverband Ostwerk, Berlin-Brandenburg

  • für die Kinder & Jugendlichen die kommen, dass Gott ihnen offene Herzen für seine Liebe schenkt.
  • für die Mitarbeitenden, dass sie Geduld, Kraft und Zeit haben, die ihnen Anvertrauten mit den Augen Gottes zu sehen.
  • Dafür, dass mehr Kinder zum CVJM kommen und die offenen Türen und damit Gottes Liebe in „Anspruch nehmen“.
  • Dafür, dass die Arbeit nicht nur die Kinder und Mitarbeitenden verändert, sondern auch das Umfeld und die Familien, aus denen die Kinder stammen. (Transformation der Gesellschaft auf diese Weise)
  • für die Akzeptanz für diese Art Jugendarbeit auf politischer und kirchlicher Ebene, deren Gelder wir an vielen Stellen benötigen.

Wir beten für den CVJM-Gesamtverband

  • Betet mit für alle Vorbereitungen zum CVJM-Leitungskongress „Alles frisch?!“ Unsere Hoffnung: Klarheit für unseren bleibenden zukünftigen Auftrag als CVJM.
  • Betet mit für alle Vorbereitungen für die Aktionen des CVJM anlässlich des Reformationsjubiläums 2017.
  • Betet für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesamtverband, für alle Ehrenamtlichen und Volontäre  im In- und Ausland, auch für die Studierenden und Dozierenden im CVJM-Bildungswerk.

 

Anregungen aus der Gebetsinitiative „Hörst du mich?“

Der Vorschlag für heute lautet: Wunderkerzen-Gebet

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