Quod erat demonstrandum

Impuls zum Wochen­spruch:

Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

(Römer 5, 8)

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

Der Apostel Paulus war in mehreren Kulturen und Sprachen zuhause. Hebräisch und Aramäisch sprach er genauso wie Griechisch. Ob er auch des Lateinischen mächtig war, wissen wir nicht. Es ist aber anzunehmen, dass er als hochgebildeter Rabbi und späterer Völkermissionar, der in Tarsus aufgewachsen war, einer römischen Siedlung, sich auch in dieser Amtssprache des Imperium Romanum ausdrücken konnte.

Was wir aber ganz sicher wissen, ist, dass Paulus sich in der Mentalität, den Denkweise und Gefühlswelt der Römer, auskannte. Das zeigt nicht zuletzt der Römerbrief. Die Römer waren Rechtsfanatiker. Alles wurde geordnet und festgeschrieben. Nicht nur die Rüstung der Soldaten und die Kampfaufstellung der Legionen war vorgegeben, sondern auch die Bauweise der Häuser, die Richtgröße der Latrinen und vieles mehr. Was für andere Völker kulturelle Güter wie Sprache, Musik, Dichtung, Theater und Malerei waren, war für die Römer das Recht. Einer ihrer angesehensten Berufe war der Orator, eine Art Mischung aus Volksredner, Rechtsanwalt, Hauptankläger und Verteidiger in einem.

Dass der Brief, den Paulus an die Christen in Rom schreibt, so viele Elemente der Rechtssprache enthält, ja, dass er im Grund eine einzige große Argumentation darstellt, zeigt, dass Paulus hier äußerst kultursensibel schreibt. Er steigt in seinem Brief in die Gedankenwelt seiner römischen Zuhörer hinein und benutzt ihre Sprache.

Wie ein Rechtsanwalt argumentiert er, um das Zentrum des Evangeliums den Christen in der Hauptstadt deutlich zu machen: „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Dieser Satz, unser Wochenspruch, ist wie ein intensives Plädoyer.

Worum geht es? Was ist es, das zu beweisen ist? Ganz klar: Die voraussetzungslose Liebe Gottes zu allen Menschen.

Was spricht dafür? Was belegt diese These von der Liebe Gottes ohne jetzt Vorbedingung? Ganz klar: Es ist der Tod von Jesus am Kreuz.

Warum ist das so? Auch das ist klar: Weil Jesus für Gott das Liebste und Kostbarste ist. In Jesus ist Gott selbst Mensch geworden. Der, der am Kreuz für uns stirbt, ist beides zugleich: Wahrer Mensch und wahrer Gott.

Und so argumentiert Paulus in immer neuen Wendungen – den gesamten Römerbrief entlang – dieses Eine: Was ist das Evangelium? Und: Was bedeutet es für uns? Seine Antwort ist klar: Im Evangelium geht es um die Liebe Gottes zu uns – ganz persönlich. Und zu allen Menschen.

Um das klar zu machen, nutzt Paulus in seinem Brief an die Römer die Sprache, die sie verstehen. Die Sprache der Argumentation vor Gericht.  Sein Ziel ist es, dass wir dieser Liebe und Annahme Gottes gewiss werden, und aus der Gewissheit dieser Gnade heraus ein neues Leben führen.  Sein größtes Argument ist zugleich das Zentrum des christlichen Glaubens: Das Selbstopfer Jesu am Kreuz. Sein stellvertretendes Leiden und Sterben. Für uns. Als wir noch ganz fern von ihm waren. Sein Sühnetod am Kreuz versöhnt uns mit Gott.

Quod erat demonstrandum. Was hiermit bewiesen ist.

 

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