Ein sperriges Gebet

Impuls zum Wochen­spruch

Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.

Daniel 9, 18

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

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Sperrig ist sie, die Aussage aus dem Gebet von Daniel. „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet.“ Diese Gebetshaltung kennen wir kaum aus eigener Anschauung. Bei der Priesterweihe in der katholischen Kirche liegen die Anwärter auf das Priesteramt auf dem Boden. Im orientalischen Raum, bei den Mönchen der Ostkirche, und auch im islamischen Gebet finden wir die Proskynese, das Niederwerfen des Menschen vor Gott. Doch bei uns, im reservierten Westen, reicht es gerade einmal zum Falten der Hände oder höchstens zum Erheben der Hände im Lobpreis und zum Niederknien bei besonderen Segnungshandlungen wie bei einer Hochzeit.

Doch Daniel gibt sich nicht mit solchen zurückhaltenden Gesten zufrieden. Er geht in seinem Gebet aufs Ganze, äußerlich und innerlich. Sein Gebet ist ein einziger Schrei zu Gott. Drei Wochen fastet er. Ganz ernst ist es ihm mit seinem Anliegen. Er ruft zu Gott um Gnade und Barmherzigkeit. Er betet darum, dass Gott sich seinem Volk wieder zuwendet und es aus der Gefangenschaft erlöst.

Die babylonische Gefangenschaft, sprichwörtlich steht sie für das Ende, die Vernichtung eines Volkes. Daniel hat in seiner Generation den endgültigen Zusammenbruch erlebt. Zusammen mit seinen Freunden wurde er als Kriegsgefangener aus Jerusalem nach Babylon verschleppt, Schritt für Schritt tausend Kilometer einer ungewissen Zukunft entgegen. Entwurzelt, enteignet, entrechtet, so wie Tausende andere. Jetzt ist der Tiefpunkt erreicht. Tiefer kann er nicht mehr fallen.

Hier im Exil erlebt er die Treue Gottes. Gott lenkt seinen Weg und bringt ihn zu Ehren. Gerade, weil er an Gottes Wort festhält, steigt er auf in der Beamtenschaft Babylons. Doch es geht ihm um mehr als um sein eigenes Wohlergehen. Er hat einen Blick für sein Volk und für die guten Pläne Gottes mit ihm.

Nicht auf Recht und Herkunft beruft er sich in seinem Gebet, sondern ausschließlich auf Gottes Gnade und Treue. Dass Daniels Gebet erhört wurde, wissen wir. Dass Gott auch unsere Gebete hört und erhört, darauf können wir vertrauen. Den er ist der selbe Gott, gestern, heute und auch morgen.

So sollten wir – wie Daniel – beten für unsere Generation, für unser Land, für unsere Welt. Das Gebet ist der Schlüssel zum Herzen Gottes. Und es ist Gottes Schlüssel zu unserem Herzen.

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