Doppelt hält besser!

Impuls zum Wochen­spruch

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!

Psalm 103, 1-2

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

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Das scheint der Dichter dieses Psalms gedacht zu haben, als er den Psalm, in dem diese Worte zu finden sind, zum ersten Mal aussprach und niederschrieb. Lobe den Herrn, meine Seele! So fängt er an.  Die Aufforderung ist klar und braucht keine weitere Erklärung. Trotzdem wiederholt der Dichter sie umgehend: „Und was in mir ist, seinen heiligen Namen!“ Doppelt hält eben besser, mag er sich gedacht haben.

Doch regelmäßige Bibelleser bringen spätestens jetzt einen Einwand: Gibt es das nicht öfter in der Bibel, dass ein und dieselbe Sache zweimal gesagt wird? Und ist das nicht gerade bei den Psalmen ein ganz häufiges Stilmittel, nämlich, dass der gleiche Gedanke in leichter Veränderung noch einmal wieder aufgenommen und wiederholt wird?

Genau! Es ist ein Kennzeichen der hebräischen Dichtkunst, das uns vor allem in den Psalmen begegnet, aber auch an anderen Stellen im Alten Testament, dass eine Doppelung die Aussage verstärkt und vertieft. So ist es auch hier: „Lobe den Herrn, meine Seele! Das ist das erste Satzglied. Und dann kommt das zweite: ….und was in mir ist seinen heiligen Namen!“

Die Seele erscheint im zweiten Teil als das „was in mir ist“, und Er, der „HERR“ – hier steht der hebräische Gottesname – entspricht dem Satzglied „seinem heiligen Namen“. Und spätestens hier merkt dann jeder, dass zusätzlich zur Doppelung eine Überkreuzung geschieht. „Chiasmus“ nennt man diese dichterische Kunstform mit dem Fachwort, vom griechischen Buchstaben „chi“, der ja bekannterweise einem großen X, beziehungsweise einem auf die Seite gestellten Kreuz sehr ähnlich sieht.

Doch genug der literarischen Betrachtungen! Denn das, worauf es ankommt, ist ja nicht die Form an sich, sondern der Inhalt. Die dichterische Form soll diesen nur unterstreichen und hervorheben. Und ihn noch stärker einprägen.

Denn das ist das wirklich Wichtige: Dass wir nicht beim Äußeren stecken bleiben, sondern immer wieder zum Kern kommen. Das gilt für jeden Gottesdienst. Die äußeren Dinge – welche Lieder wir singen, ob wir die Hände zum Gebet erheben oder falten, ob wir stehen, sitzen oder knien – sind zwar nicht ganz unwichtig, aber doch letztlich zweitrangig. Entscheidend ist, dass wir uns für Gott öffnen und er uns begegnen kann.

So kommt es auch beim Loben, zu dem der Psalm uns hier auffordert, letztlich nicht darauf an, in welcher Stimmlage, Melodie, Sprache oder Musikrichtung wir es tun, ob mir Worten oder Melodien, nur in Gedanken oder laut. Sondern es kommt darauf an, dass wir es wirklich tun.

Denn Gott zu loben – das ist nur angemessen und richtig. Von ihm kommt alles, was wir sind und haben. Jeder Tag, jeder Augenblick, jeder Schluck Wasser, jeder Atemzug. Wenn wir das verstehen, dann treibt uns diese Erkenntnis zum Danken und zum Loben.

Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Das ist kann keine fromme Floskel mehr, sondern Teil unseres Lebens wie das Atemholen, wie Essen und Trinken, wie Schlafen und Wachen, wie Gehen, Denken, Reden, Handeln.

Doppelt hält besser! Das hat sich der Psalmdichter sicher gedacht bei seinem Gedicht. Und dann gleich noch mal ein Doppeltes draufgesetzt! Denn es geht ja weiter, mit den Worten, die dann unseren Wochenspruch ausmachen: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!“ Also: Doppelt mal doppelt loben! Wenn wir das beherzigen und umsetzen, verändert das garantiert unser Leben.

 

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