Eine umwerfende Vision

Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll.

Jesaja 3,6

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

Was Jesaja, einer der großen Propheten des Alten Testamentes, hier erlebt, ist in der Tat umwerfend. Während eines Besuchs im Tempel in Jerusalem wird ihm eine Vision geschenkt, in der er in die Gegenwart Gottes hineinschauen kann. Er sieht sich selbst im Thronsaal Gottes. Den, der auf dem Thron sitzt, kann er nicht schauen. Doch der Saum seines Gewandes, so die stammelnden Worte des Propheten, erfüllt den Tempel.

Jesaja sieht die Seraphim, mächtige Engelwesen, die um den Thron Gottes schweben. Ihre Häupter und Füße haben sie mit Flügeln bedeckt, als Zeichen höchster Ehrerbietung. Mit gewaltiger Stimme rufen sie ohne Unterlass: „Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!“ Wer ist der, den sie so ehren und anbeten? JHWH ZeJahwe der Heere, der Herr über die himmlischen Heerscharen, so nennen sie ihn.

Unvergleichlich ist er, selbst die mächtigsten Engelfürsten sind gering und vergänglich vor ihm. Kein Wunder, dass Jesajas Reaktion auf diese Schau der jenseitigen Welt zu Boden fällt! Er kann nur noch stammeln: „Weh mir, ich vergehe!“ Vor Gottes Wirklichkeit wird alles zunichte, was er in sich ist und was er aus eigener Kraft aufbieten kann.

Die Schau von Gottes Heiligkeit ist das, was ihn umwirft. Es ist nicht nur Gottes Macht und Größe allein. Davon haben viele Menschen eine Ahnung. „Heilig“ ist mehr. Heilig bedeutet rein, lauter, kristallklar, und zugleich völlig anders, unerreichbar, ewig, von unserer Wirklichkeit absolut unterschieden und getrennt. Das dreimal „Heilig!“ der Engel deutet auf eine unendliche Tiefe und Komplexität in Gottes Wesen. So ist es nicht von ungefähr, dass dieses Lob der Engel als Mottospruch über dem Sonntag Trinitatis steht.

Gott ist nicht verstehbar, keine mathematisch fassbare Einheit, nicht den Zwängen unserer Logik unterworfen. Die Innendimensionen seines Wesens sind für uns nicht erfassbar und bleiben ein unerforschbares Geheimnis. Und doch gibt er sich uns zu erkennen. „Alle Lande sind seiner Ehre voll!“ Das ist ein Teil seiner Selbstoffenbarung, seiner Selbstentäußerung, dass er uns etwas von seiner Ehre sehen und erleben lässt. In der Schöpfung, in der Menschwerdung Jesu, im Kommen des Geistes.

Dreimal heilig, so ist er, der ewige Gott. Uns bleibt nur, ihn anzubeten, und das zu ergreifen, was er uns schenkt: Seine Nähe, seine Barmherzigkeit, seine Wahrheit. Wenn wir nur ein Bruchstück davon begreifen, werden wir, wie Jesaja, zu Boden geworfen werden. Und dann werden wir neu aufgerichtet, und in Gottes Namen reden und handeln.

 

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