Keine bloße Erscheinung

Impuls zum Wochen­spruch:

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.

(1. Joh 3, 8b)

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

Es ist schon interessant, wie unterschiedlich sich Wort anhören können. Das Wort „Erscheinung“ zum Bespiel ist für mich ein „schwaches“ Wort. Es ist irgendwie unkonkret und unbestimmt. Jedenfalls berührt es mich nicht so stark wie zum Beispiel das Wort „Schokolade“ oder „Ringkampf“.

Und dennoch ist die Erscheinung, um die es hier geht, keine blasse, farblose Theorie, kein reiner Gedanke, kein Schall und Rauch. Die Erscheinung, von der der Johannesbrief spricht, ist das genaue Gegenteil, nämlich eine Tatsache. Ein konkretes Ereignis, das alles verändert. Kein Wunder, dass ihm im Kirchenjahr ein eigenes Fest gewidmet ist: Epiphanias. Das Fest der Erscheinung.

Als Jesus auf die Erde kam, war das in der Tat zunächst ziemlich unscheinbar. Ein Baby in einer Krippe, geboren von einer jungen Frau auf einer Reise. Eine Notunterkunft musste Schutz für seine ersten Erdentage geben. Niemand hätte das besonders bemerkt. Wären da nicht manche seltsamen Ereignisse gewesen:Hirten, die Erscheinungen von Engeln hatten und daraufhin das Neugeborene suchten und fanden. Sterndeuter aus weit entfernten Ländern, die sich auf die Reise machten, um dem Kind ihre Ehrerbietung zu erweisen.

Doch auch dies wären nur Episoden gewesen, Anekdoten, die man sich vielleicht hin und wieder erzählt hätte, wenn nicht.. Ja, wenn dann nicht Jesus, der Mann, dann wirklich unglaubliche Dinge getan hätte. Menschen wurden von unheilbaren Krankheiten geheilt. Blinde konnten wieder sehen, Gelähmte wieder gehen, vom Aussatz Befallene wurden wieder gesund. Und, was für viele sicher das größte Wunder war: Menschen, die von Dämonen, von zerstörerischen Geistesmächten geplagt waren, wurden frei. Ihr Leben wurde nicht mehr von negativen Zwängen regiert. Sie waren jetzt wieder fähig, ihr Geschick in die eigene Hand zu nehmen und ein ganz neues Leben beginnen.

Diese Autorität von Jesus über die bösen Geister erstaunte seine Zeitgenossen über alle Maßen. Ohne Rituale oder besondere Praktiken, allen mit der Macht seines Wortes, vertrieb er sie. Diese Erfahrung nimmt Johannes auf in seinem Brief: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“
Er geht hiermit einen großen Schritt weiter. Johannes erkennt, dass Jesus nicht nur einzelne Geister aus einzelnen Menschen vertreiben kann, sondern dass er die Quelle des Bösen, den Teufel selbst, überwunden hat. Noch entscheidender als seine Zeichen und Wunder, sein Wort der Heilung und Befreiung war dabei etwas anderes. Am Kreuz, dort im freiwilligen Leiden und Sterben, ließ er die ganze geballte Macht der Finsternis und der Gottesfeindschaft über sich ergehen. Hier wurde das endgültig wahr, was in seinen machtvollen Taten schon aufleuchtete: Der Sohn Gottes ist dazu in die Welt gekommen, um die Werke des Teufels grundlegend zu vernichten. Dies hat er gezeigt in seinem Leben und besiegelt in seinem Tod und in seiner Auferstehung.

Wer in seiner Nachfolge lebt, wird sich deshalb beherzt gegen die Werke der Finsternis stellen, gegen Lüge und Ausbeutung, gegen Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit. In dem Wissen, dass Jesus schon den Sieg über das Böse erkämpft hat, können wir frei von Furcht vor negativen Mächten und voller Vertrauen uns einsetzen für Gottes gute Herrschaft in dieser Welt.

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