Verschlossene Herzen

Impuls zum Wochen­spruch:

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.

Hebräer 3, 15

Roland Werners Impuls auf dem CVJM-Blog

Verstockt. Als Kind habe ich dieses Wort nicht verstanden. Und was „verstockt Herzen“ sein könnten, wusste ich erst recht nicht. Irgendwann hörte ich dann, dass Holz verstockt sein kann. Das geschieht durch Schimmel- oder Pilzbefall. Irgendwann ist das Holz dann nicht mehr sinnvoll zu verwenden. Das einzige, wozu es noch nütze ist, ist, dass es als Brennholz dienen kann.

Was ist nun mit dieser Aufforderung gemeint: „… verstockt eure Herzen nicht!“?  In der Bibel erscheint dieser Ausdruck immer wieder. Zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, dem Land, wo sie Sklavenarbeiten verrichten mussten. Da sagt Gott zu Mose, dass er das Herz des Pharao verstocken will. (2. Mose 4, 21). Eine erschreckende Aussage. Der Pharao, der König von Ägypten, der sich selbst als göttlich ausgab und verstand, hatte immer wieder die Möglichkeit, sich Gott zuzuwenden und ihm die Ehre zu geben. Stattdessen verhärtete er sich immer mehr. Am Ende erscheint dann diese Aussage, dass Gott von seiner Seite diese Selbstverhärtung des Pharaos bestätigt und ihn „verstockt“.

Erschreckend für mich ist nicht, dass damals der mächtige Pharao ein verstocktes Herz hatte. Was mich unruhig macht, ist, dass der Hebräerbrief  das auch als Gefahr für Jesusnachfolger sieht. Kann es sein, dass wir so viel von Gottes Macht und Liebe erfahren, dass wir am Ende selbst – vielleicht durch Gewöhnung – unempfindlich dafür werden? Dass wir Gottes Gnade und Vergebung für selbstverständlich halten und uns so selbst unempfindsam machen. So wie die Verstockung beim Holz nicht über Nacht geschieht, so ist auch das Verstocken unseres Herzens ein längerer Prozess. Manchmal kaum merklich, und doch wirklich. Irgendwann haben wir keine Antenne mehr für das, was Gott uns sagen will.

„Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht!“ Diese Warnung, so ernst sie ist, kann uns Mut machen. Sie zeigt: Hier ist kein Automatismus am Werk. Verstockung ist kein Naturgesetz, so wie das Altern. Ob unser Herz lebendig bleibt, offen und empfänglich für Gottes Stimme, oder nicht, das entscheiden wir selbst.

Das Gegenteil von „verstockt“ ist beweglich. Darum geht es: Offen bleiben für Gott, uns immer wieder bewusst auf ihn einstellen, empfindsam für sein Reden. Dabei hängt auch das zutiefst zusammen, dass wir uns von anderen Menschen etwas sagen lassen, und dass wir bereit sind, auf Gottes reden zu hören. Und seiner Stimme gehorsam zu sein. Hörfähigkeit gegenüber anderen und Gehorsam gegenüber Gott sind eng miteinander verbunden. So kommt hier auch die gelebte Gemeinschaft ins Spiel: Wir können einander helfen, offen zu bleiben.  Und am Ende bleibt die Frage im Raum: Ob wir bereit sind, uns korrigieren und bewegen zu lassen, von Gott und von den Menschen, oder nicht. Die Antwort darauf muss jeder selbst geben. Das ist unsere Chance: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht!

 

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