Eine erstaunliche Suchaktion

Impuls zum Wochen­spruch 24. – 30. Juni 2012

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. (Lk 19,10)

Unter die Lupe nehmen

Die meisten Religionen stimmen an diesem Punkt überein: Es gibt eine Kluft zwischen Gott und uns Menschen. Gott ist nicht unmittelbar erfahrbar. Nein, wir müssen bestimmte Dinge tun, bestimmte Anstrengungen unternehmen, uns bestimmte Pflichten auferlegen, um mit ihm in Kontakt zu kommen.

Die Suche nach Gott, nach seiner Wirklichkeit, seiner Nähe, seiner Gnade, das steht im Kern der meisten Religionen. Was der Mensch tun muss, und wie seine Suche sich ausdrücken soll, darin unterscheiden sie sich. Doch eins ist klar: Der Mensch muss sich auf den Weg machen, um Gott zu finden und ihm zu begegnen.

Was Jesus hier sagt, ist ganz konträr zu dieser religiösen Grundüberzeugung. Nein, nicht unsere Suche nach Gott ist entscheidend. Sondern: Gott sucht nach uns.

Der Menschensohn, von dem Jesus hier spricht, ist niemand anders als er selbst. Mit diesem geheimnisvollen Titel wird im Alten Testament der Weltenrichter bezeichnet. Ihm übergibt Gott alle Macht und Autorität. Er sitzt zu Rechten Gottes auf dem höchsten Ehrenplatz.

Jesus spricht immer wieder vom Menschensohn. Doch was er über ihn sagt, geht noch weiter. Nicht nur ist der Menschensohn ganz auf der Seite Gottes als ewiger Herrscher, sondern er macht sich auf den Weg hin zu den Menschen: „Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“

Das ist mehr als erstaunlich. Die Suchbewegung geht von Gott aus. Er kennt unsere Verlorenheit. Er weiß, dass wir aus eigener nicht den Weg nach Hause finden können. So nimmt er die Sache selbst in die Hand und holt uns zurück in die Gemeinschaft mit Gott.

Als Nachfolger von Jesus, dem Menschensohn, ist das auch unsere Aufgabe. In seinem Namen sollen wir Menschen suchen und zurückrufen zu Gott. „Keiner darf verloren gehen!“ Das gilt für Zeit und Ewigkeit. Wie Jesus dürfen wir Anteil haben an der Suchaktion Gottes. Das tun wir nicht in eigener Kraft, sondern in seinem Auftrag und in seinem Namen. Da, wo unsere Kraft und Möglichkeiten am Ende sind, ist er, Jesus, der ewige Menschensohn, noch längst nicht am Ende. Gottes Suchaktion geht weiter. Das gibt uns Vertrauen und die Gelassenheit, das zu tun, was uns möglich ist.

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