Durchbrochene Tabus

Impuls zum Wochen­spruch 04. Feb – 10. Mär 2012

Gott erweist seine Liebe zu uns daran, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

Röm 5,8

Durchbrochene Tabus

Ein Tabu ist etwas Verbotenes. Ein verbotener Ort, eine verbotene Handlung, eine verbotene Speise. In vielen Kulturen gibt es solche Tabus. In der einen darf man kein Schweinefleisch essen, in der anderen dürfen Männer nicht mit ihren Schwiegermüttern im selben Raum sein. In Afrika sind häufig die Namen bestimmter Tiere tabuisiert, meist aus Angst. So darf man bei den Zulu in Südafrika das Wort „Löwe“ nicht aussprechen, denn damit könnte man ihn herbeirufen. Er wird dann umschrieben als „der Große“ oder „der Rote“. Das Denken in Tabus ist ganz typisch für traditionelle Kulturen. Das Tabu führt dazu, dass bestimmte Vorstellungen, Wörter oder Handlungen ausgeblendet oder vermieden werden. Bei den Tabus geht es also um Meidung und Vermeidung.

So etwas gibt es bei uns im aufgeklärten Westen sicher nicht, oder? Haben wir vielleicht auch Tabus, Wörter oder Begriffe, die wir vermeiden? Die erste Antwort wäre vielleicht Nein. Tabu? Wir sind doch für alles offen! Bei uns gibt es keine verbotenen Wörter oder Vorstellungen. Bei uns darf alles gesagt und gedacht werden. Wirklich? Ich glaube nicht. Woran erkennt man Tabus? Am deutlichsten an dem Aufschrei, der sich dann erhebt, wenn jemand wagt, daran zu rühren.

In unserem Wochenspruch werden uns gleich mehrere Tabubrüche zugemutet. „Gott erweist seine Liebe zu uns daran, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Römer 5,8

Dass Menschen Sünder sein sollen, ist für uns schon ein Tabu. Sünde? Diese Vorstellung ist doch passé! Wenn überhaupt, sind Menschen das Produkt ihrer Umgebung, das Opfer der Gesellschaft. Ja, von Sünde zu reden, ist zum Tabu geworden, selbst in der Kirche.

Noch deutlicher wird es beim Thema Kreuz. Dass Jesus für unsere Sünde stirbt, als Sühnopfer, das kann man doch nicht mehr glauben, geschweige denn, sagen. Der stellvertretende Kreuzestod des Gottessohnes ist weit von unserer Vorstellungswelt entfernt. Das Kreuz ist möglicherweise ein Zeichen der Solidarität Gottes mit den Leidenden. Aber dass es der Ort ist, an dem die Schuld unseres Lebens von Gott selbst weggenommen wird, der Ort, wo das Blut Jesu für unser Leben eintritt, das ist eine nicht hinnehmbare Zumutung.

Gut, dass Gott sich nicht an unsere Tabus gebunden fühlt, sondern in seiner Liebe durch alle Barrieren hindurch bricht und uns seine Vergebung schenkt. Und gut, wenn es unter uns Menschen gibt, die den Mut haben, sich auch über unsere scheinbar so aufgeklärten Tabus hinwegzusetzen und anderen von Gottes Liebe weitersagen, die gerade Sündern gilt. Sündern wie du und ich, die Gottes Vergebung brauchen.

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