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Impuls zum Wochen­spruch 19. Feb – 25. Feb 2012

Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist.

Lukas 18, 31

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Religion ist das Opium des Volkes. So lautet der unvergessliche Spruch von Karl Marx. Und ganz so falsch ist er nicht. Religion soll wohltun. Sie soll den Menschen helfen, die Tristesse des Alltags etwas besser zu ertragen. Sie soll zumindest ein bisschen Glanz auf das ansonsten graue Einerlei unserer Existenz werfen. Wofür soll Glaube sonst gut sein, wenn nicht dafür, uns zu trösten und etwas Sinn in unser häufig als absurd und sinnlos empfundenes Leben hineinzugießen?

Hier ist Religion geduldet, und zur Not auch noch Gott, wenn es um die Höhepunkte des Lebens geht, um Geburt und Hochzeit, um Jubiläen und feierliche Nachrufe am Sarg. Hier darf und soll die Religion unser Leben verschönern und mit einem Gefühl des Erhabenen versehen.

Dass es Jesus nicht um die Erfüllung religiöser Gefühle ging und erst recht nicht um feierliche, erhabene Momente, zeigt seine Aussage gegenüber seinen Jüngern. Sie wird in Überblicken über das Neue Testament häufig als die „erste Leidensankündigung“ bezeichnet: „Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des Menschen hin geschrieben ist.“

Die Reaktionen der Freunde von Jesus lassen nicht auf sich warten. Es sind Entsetzen und Schaudern, Abwehr und Angst. Doch Jesus will seine Schüler nicht in einer falschen Sicherheit wiegen. Er will, dass sie der Wirklichkeit ins Auge blicken und bewusst den Weg des Leidens mit ihm gehen. Den Weg der Passion. Den Weg zum Kreuz.

Keine angenehme Nachricht. Keine Streicheleinheit für die Seele oder Balsam für das Gemüt. Dennoch mutet Jesus seinen Freunden die Wahrheit zu. Sie sollen wissen, was vor ihm liegt. Er will ihnen auch an seinem schwersten Weg Anteil geben.

Gleichzeitig macht er deutlich, dass dies kein sinnloser Weg ist. Das, was jetzt geschehen wird, haben schon die Propheten vorausgesagt. Es ist Teil von Gottes großem Plan. Das zu wissen macht das Leiden nicht automatisch leichter. Aber es eröffnet den Blick in die Zukunft. Denn das Leiden und Kreuz nicht das letzte Wort haben, das ist ebenso wahr. Dieser hoffnungsvolle Ausblick ist kein religiöses Opium, sondern ein Schluck aus dem Becher des Lebenswassers.

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