Weltdienst vom CVJM-Westbund<\/a> wieder nach Sierra Leone reisen und den YMCAs vor Ort einen Besuch abstatten. Hier berichtet er von seinen Eindr\u00fccken:<\/p>\n\nSierra Leone in Westafrika hat eine schlimme Zeit hinter sich. Im Juli 2014 d\u00e4mmerte es allm\u00e4hlich allen, dass die Ebola-Epidemie im Dreil\u00e4ndereck Guinea, Liberia und Sierra Leone au\u00dfer Kontrolle geraten war. Doch schon vorher hatten die \u201e\u00c4rzte ohne Grenzen\u201c davor gewarnt. Es gab so gut wie keine Erfahrung mit diesem Virus. Seine Symptome waren sehr allgemein. Durchfall, Erbrechen, Fieber\u2026 Nach denen h\u00e4tten es auch \u201eallt\u00e4gliche\u201c Krankheiten und Beschwerden sein k\u00f6nnen, wie auch eine Malaria.<\/p>\n
Nun kam es darauf an, die Krankheitsherde zu isolieren \u2013 Menschen, bei denen die Krankheit ausgebrochen war \u2013 und die zu finden, mit denen es nach dem Ausbruch zu Kontakten gekommen war, um auch sie in Quarant\u00e4ne zu bringen. Die \u00dcberlebensrate lag bei ca. 50 Prozent.<\/p>\n
Alles das brachte heftige Einschnitte in den Alltag in Sierra Leone. Landstriche wurden abgeriegelt. Gr\u00f6\u00dfere Versammlungen durften nicht mehr stattfinden. Man sch\u00fcttelte sich nicht mehr die H\u00e4nde. Im Sammeltaxi sa\u00dfen nur noch zwei Personen hinten. Airlines flogen Sierra Leone nicht mehr an. Das Land war isoliert! Die Bestattung von Toten musste \u201esteril\u201c erfolgen, alle Schulen waren fast ein Jahr geschlossen. Das alles waren harte Eingriffe ins soziale und kulturelle Leben des Landes.<\/p>\n
Es ging aber auch an die wirtschaftliche Basis von Sierra Leone. Der Handel wurde in den \u00d6ffnungszeiten beschnitten. Weil keine G\u00e4ste mehr kamen, schlossen Hotels. Menschen verloren ihre Arbeit oder blieben f\u00fcr viele Monate ohne Gehalt und auch Einkommen, weil auch der Kleinsthandel in die Knie ging. Menschen litten Hunger. Hier konnten wir den Mitgliedern des YMCA Sierra Leone innerhalb eines Jahres mit sechs Lieferungen von Grundnahrungsmitteln, wie Reis, \u00d6l und Zwiebeln helfen.<\/p>\n
Nach zwei langen Jahren bin ich nun selber wieder im Land und besuche YMCA-Ortsvereine und den Nationalverband. Und an allen Ecken sto\u00dfe ich auf die bittere Zeit mit dieser Seuche im Land, obwohl Sierra Leone seit dem 7. November von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Ebola-frei erkl\u00e4rt wurde. Doch seit 7. Januar ist die Ebola-freie Zeit zu Ende, denn ein neuer Fall ist aufgetaucht. Jede Menge Kontaktpersonen hat man in Quarant\u00e4ne genommen. Einige hat man jedoch noch nicht ausfindig machen k\u00f6nnen, so jedenfalls habe ich es hier geh\u00f6rt.<\/p>\n
Immer noch ist man im Lande sehr wachsam. Zwar sind viele K\u00f6rpertemperaturmessstationen an Stra\u00dfen aufgel\u00f6st worden, doch noch gibt es welche.<\/p>\n
F\u00fcr mich hat die Nachebola-Erfahrung bereits auf dem Flug nach Freetown, der Hauptstadt von Sierra Leone, begonnen. Statt des sonst \u00fcblichen Einreiseformulars wurde ein einseitiger Gesundheitsfragebogen an die Passagiere verteilt, der auch alle pers\u00f6nlichen Daten abfragte. Noch vor dem Betreten des Flughafengeb\u00e4udes musste jeder Passagier sich seine H\u00e4nde mit einer Desinfektionsfl\u00fcssigkeit reinigen. Nach der Passkontrolle wurde bei jedem der Fragebogen vervollst\u00e4ndigt, Temperatur gemessen und in das Dokument eingetragen. Ohne erh\u00f6hte Temperatur ist es kein Problem einzureisen. Kaum auszudenken, wenn man mit einer leichten deutschen Grippe dem Distanzthermometer gegen\u00fcbersteht\u2026<\/p>\n
Schon auf der Fahrt durch Freetown zum YMCA-Hostel sehe ich immer wieder Poster, Plakate und Wandbeschriftungen, die die Ebola-Epidemie zum Inhalt haben, so: \u201eWer, wenn nicht Du, kann Ebola stoppen?\u201c \u2013 \u201e\u00dcberlebende sind unsere Heroen \u2013 Stoppt das Stigma!\u201c<\/p>\n
Die erste Begegnung mit den Schwestern und Br\u00fcdern im YMCA Sierra Leone ist f\u00fcr mich schon sehr besonders, denn man darf wieder H\u00e4nde sch\u00fctteln und sich auch umarmen. Bis hin zum erkl\u00e4rten Ende der Ebola-Epidemie war das undenkbar. Man hat sich zugewinkt und allen K\u00f6rperkontakt vermieden. Wann immer ich die Ver\u00e4nderung des Verhaltens zur\u00fcck zu den alten Gewohnheiten anspreche, ernte ich ein Strahlen und Freude.<\/p>\n
Doch noch sitzt die Zeit der t\u00f6dlichen Bedrohung sehr tief. Nach jeder Begegnung in einem Ortsverein ist im Wagen erst einmal H\u00e4ndedesinfektion angesagt. So ganz scheint man \u201edem Braten\u201c noch nicht zu trauen, zumal ja der aktuelle Fall zeigt, dass Wachsamkeit immer noch angesagt ist. Auch vor dem Betreten eines Hotels bitten einen die Sicherheitskr\u00e4fte, sich erst einmal die H\u00e4nde zu desinfizieren\u2026<\/p>\n

Das Plakat von UNICEF stellt fest: „Wir sind bereit, wieder zur Schule zu gehen! Bist Du\u2019s auch?“<\/p><\/div>\n
Die Zahl neuer Ebola-F\u00e4lle ging dann im Verlauf des letzten Jahres merklich zur\u00fcck, so dass die Regierung Mitte April den Schulbetrieb wieder aufnahm. Nun, wer als Schulkind so \u00fcberaus lange \u201eFerien\u201c hatte, muss sich an den neuen Lebensrhythmus erst noch gew\u00f6hnen. Wen wundert\u2019s, dass einige es wohl noch nicht geschafft haben.<\/p>\n
So stellt das Plakat von UNICEF fest: \u201eWir sind bereit, wieder zur Schule zu gehen! Bist Du\u2019s auch?\u201c<\/p>\n
In meiner knappen Zeit in Sierra Leone besuche ich die Regionalzentren in Kenema, Bo und Freetown. Und jedes Mal wird mir von den verantwortlichen Ehrenamtlichen best\u00e4tigt, wie wichtig und hilfreich die \u201eSolidarit\u00e4tsreislieferungen\u201c, die Verteilung der Grundnahrungsmittel war, gerade auch zu den christlichen Feiertagen Weihnachten und Ostern. Immer wieder wird betont, dass der YMCA in dieser schweren Zeit im ganzen Land die einzige Organisation war, die sich mit Hilfe des CVJM-Westbundes direkt um ihre Mitglieder hat k\u00fcmmern k\u00f6nnen. \u201eDie Hilfe kam gerade zur rechten Zeit\u201c, so Lesley Whenzel, der Vorsitzende der Westregion des YMCA Sierra Leone.<\/p>\n

Die Vorstandmitglieder der Ortsvereine in der S\u00fcdregion (Bo)<\/p><\/div>\n
\u00c4hnliches dr\u00fccken auch die Vorstandmitglieder der Ortsvereine in der S\u00fcdregion (Bo) aus.<\/p>\n
Es blieb aber in diesen Monaten nicht bei der Lebensmittelhilfe. Wegen der \u00fcberaus schwierigen Versorgungslage hatten viele Familien den f\u00fcr die n\u00e4chste Aussaat gelagerten Reis essen m\u00fcssen, um nicht Hunger zu leiden, was dann aber zu gro\u00dfen Problemen f\u00fcr die n\u00e4chste Vegetationsperiode gef\u00fchrt h\u00e4tte. So konnten mit Hilfe des CVJM-Westbundes einhundert von Ebola betroffene Familien Saatreis, D\u00fcnger und Werkzeuge erhalten. Einige von ihnen treffe ich in dem kleinen Ort Tikonko, gute zwanzig Autominuten von Bo, der zweitgr\u00f6\u00dften Stadt des Landes, entfernt gelegen.<\/p>\n

Tity Gbando hat ihren Mann durch Ebola verloren<\/p><\/div>\n
Tity Gbando ist eine Frau. Sie ist Chief, also die Vorsitzende des Gemeinwesens von Tikonko. Sie hat ihren Mann durch Ebola verloren. Er hatte in den vergangenen Jahren vielen Kindern von drau\u00dfen im gemeinsamen Haus Obdach gegeben. Jetzt muss sie alleine 25 hungrige M\u00e4uler stopfen. Der Saatreis hat hier eine Perspektive f\u00fcr morgen er\u00f6ffnet.<\/p>\n

James Ndanema verlor seine Eltern durch Ebola<\/p><\/div>\n
Es sind nur sieben Personen im Haushalt, den James Ndanema, ein junger Erwachsener, vertritt. Jedoch sind seine Eltern durch Ebola ums Leben gekommen. Damit waren die Kinder ganz alleine auf sich gestellt. Der Saatreis war f\u00fcr sie alle eine reale \u00dcberlebenshilfe.<\/p>\n
Diese beiden, wie auch die anderen, die zu dem Treffen in der offenen Versammlungshalle von Tikonko gekommen sind, teilen das gleiche Schicksal. Mit dem Ebola-Fall in der Familie wurden sie ausgegrenzt und an den Rand des Gemeinwesens ger\u00fcckt. Einm\u00fctig zeigen sie ihre tiefe Dankbarkeit \u00fcber die unerwartet erhaltene Hilfe vom YMCA. Zwischen sieben bis f\u00fcnfundzwanzig Menschen, je nach Haushalt, profitieren von dieser Investition in die Zukunft. Inzwischen werden sie aber im Ort nicht mehr von den anderen gemieden\u2026<\/p>\n

Bei Christian Kamara, dem Generalsekret\u00e4r des YMCA Sierra Leone, wird mit einem Distanzthermometer die K\u00f6rpertemperatur ermittelt<\/p><\/div>\n
Nach all den Besuchen und den vielen Begegnungen im Hinterland geht es dann wieder zur\u00fcck in die Hauptstadt. Einige Kilometer vor dem ersten Vorort ist ein Seil quer \u00fcber die Stra\u00dfe gespannt. In jedem Auto und jedem Minibus, die durch Seil und Polizei zum Halten gezwungen werden, wird bei jedem Mitfahrenden mit einem Distanzthermometer die K\u00f6rpertemperatur ermittelt. Es geht darum, m\u00f6glichen Verdachtsf\u00e4llen schnell auf die Spur zu kommen. Auch Christian Kamara, der Generalsekret\u00e4r des YMCA Sierra Leone, muss sich im von Brot f\u00fcr die Welt gesponserten Wagen des YMCA dieser Prozedur unterziehen.<\/p>\n

Im Rohbau des Vereinsheims des YMCA Waterloo<\/p><\/div>\n
Einen letzten Zwischenstopp gibt\u2019s auf der R\u00fcckfahrt dann noch im Rohbau des Vereinsheims des YMCA Waterloo. Wen wundert\u2019s, dass auch hier Ebola Thema ist. Die Randbezirke dieses aus Richtung Hinterland ersten Vorortes von Freetown wurden ganz besonders von Ebola heimgesucht. Auf unserer Weiterfahrt halten wir dann noch am Ortsausgang von Waterloo an der Gedenkst\u00e4tte in den sierra-leonischen Nationalfarben f\u00fcr die vielen, vielen hier mit Namen aufgef\u00fchrten Opfer dieser schlimmen Epidemie, die mehr anrichtete, als nur die Gesundheit anzugreifen.<\/p>\n

Eine Gedenkst\u00e4tte am Ortsausgang von Waterloo f\u00fcr die vielen Opfer der Ebola-Epidemie<\/p><\/div>\n
Eckard M. Geisler, Bundessekret\u00e4r f\u00fcr Weltdienst, CVJM-Westbund<\/em><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Zum ersten Mal, nach dem Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika, konnte Eckard M. Geisler, Bundessekret\u00e4r f\u00fcr Weltdienst vom CVJM-Westbund wieder nach Sierra Leone reisen und den YMCAs vor Ort einen Besuch abstatten. Hier berichtet er von seinen Eindr\u00fccken: Sierra Leone … <\/p>\n
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